Die Indizes stehen wieder auf dem Stand vor Anfang August, was vor allem den Anlegerinnen und Anlegern an der Seitenlinie Schmerzen sollte. Sie müssen jetzt teurer nachkaufen bzw. haben einiges an Gewinnen verpasst. Was den Markt in eine günstige Situation bringt, wie Goldberg annimmt.
Deutsche Aktien haben die Kursdelle von Anfang August wieder vollständig wettgemacht. Nach Joachim Goldbergs Vermutung reut es einige mittelfristig Orientierte zu früh ausgestiegen zu sein. Vergangene Woche waren 17 Prozent der Profis an die Seitenlinie gewechselt. Nun sind 7 Prozent wieder auf die Short-Seite, die psychologisch leichtere Position glaubt der Verhaltensökonom. 3 Prozent long gegangen. Die Stimmung fällt auf -6 Punkte. Die der privaten Anleger hat sich dagegen gebessert. 4 Prozent haben Short-Engagements geschlossen, wohl zwangsweise, die Stimmung steht bei +17 Punkten ziemlich weit oben.
Goldberg erwartet nach unten ab 17.900/17.950 Punkten Nachfrage derjenigen, die den Aufwärtstrend verpasst haben. An der Oberseite sieht er wenig Widerstand der heimischen Investorinnen und Investoren. “Unter dem Strich bleibt daher die Sentiment-technische Situation für den DAX günstig.”
21. August 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Dass der DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung noch einmal um 3,1 Prozent (im Punktvergleich) steigen würde, hat wohl die Mehrheit der Börsianer nicht auf der Agenda gehabt. Ebenso wenig, dass der Treiber für diese Kursentwicklung in erster Linie aus den USA gekommen sein dürfte. Günstige Inflationszahlen, gepaart mit beschwichtigten, zuvor wohl auch übertriebenen Rezessionsängsten, haben dafür gesorgt, dass auch hierzulande der deutliche Kurseinbruch von Anfang August mittlerweile Makulatur ist. Denn die starken Verluste sind seit gestern allesamt wieder aufgeholt worden. In der Spitze konnte das Börsenbarometer seit dem berüchtigten Tief vom 5. August in der Spitze um 8,6 Prozent zulegen. Wer allerdings schon vor Wochenfrist bullishe Engagements mit Gewinn glattgestellt hatte, musste zusehen, wie am Ende noch viel mehr Profit drin gewesen wäre. Und so werden am Ende einige mit Bedauern auf diese entgangenen Gewinne geblickt haben, die sich so gesehen wie Verluste angefühlt haben dürften.
Diese Tendenz zeigt sich auch bei den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 4 Punkte auf einen neuen Stand von -6 gefallen. Eigentlich eine unspektakuläre Veränderung. Aber hinter den Kulissen hat sich einiges getan. So hat sich die Gruppe der neutral gestimmten Investoren per Saldo wieder um 10 Prozentpunkte reduziert, nachdem sie in der Vorwoche einen starken Zugewinn von + 17 Prozentpunkten verzeichnen konnte, wobei es sich bei diesen Neuankömmlingen fast ausschließlich um ehemals bullish gestimmte Investoren gehandelt hatte.
Schwieriger Einstieg für Optimisten
Allerdings sind diese nur zum Teil (30 Prozent) ins Bullenlager zurückgekehrt – verständlicherweise, haben sich doch in der deutlichen Aufwärtsbewegung seit vergangenem Mittwoch kaum günstige Einstiegsmöglichkeiten ergeben. 70 Prozent der ehemals neutral gestimmten Akteure sind im steigenden Markt offenbar auf die psychologisch leichtere Short-Seite gegangen.
Bei den Privatanlegern hat sich die Stimmung in die entgegengesetzte Richtung entwickelt. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels ist um 4 Punkte auf einen neuen Stand von +17 gestiegen. Auf den ersten Blick ebenfalls keine spektakuläre Veränderung. Aber zwischen den über Social Media befragten und den übrigen Privatanlegern hat sich wieder eine deutliche Kluft aufgetan. Während Erstere im Vergleich zur Vorwoche erheblich bullisher eingestellt sind, trifft dies nicht für die übrigen Panelteilnehmer zu, bei denen ähnlich wie bei den institutionellen Investoren ein leichter Pessimismus vorherrscht.
Wie ein Verlust
Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren wieder vergrößert. Es scheint, als ob letztere mit einer gewissen Leichtigkeit neue Shortpositionen eröffnet haben. Auf der anderen Seite sind neue bullishe Engagements, verbunden mit einem (neuerlichen) Aufspringen auf den steigenden Trend, naturgemäß mental nicht leicht zu bewerkstelligen. Vor allem, wenn man sich zuvor bereits schon einmal von einer größeren bullishen Perspektive verabschiedet hatte und nun zu höheren Preisen zurückkommen muss – ein entgangener Gewinn, der sich wie ein Verlust anfühlt, den man nicht gerne realisieren möchte.
Auch wenn der Börse Frankfurt Sentiment-Index der institutionellen Investoren nur leicht negativ ist, ist im Falle eines Rücksetzers mit Nachfrage derjenigen zu rechnen, die den Aufwärtstrend verpasst haben. Wir vermuten diesbezüglich allerdings erst im Bereich von 17.900/950 DAX-Zählern erhöhtes Aufkommen. Sollte sich an der Oberseite indes vor allem aus langfristigen Quellen zusätzliche Nachfrage einstellen, hätten die heimischen, mittelfristig eingestellten Investoren dem wenig entgegenzusetzen. Unter dem Strich bleibt daher die Sentiment-technische Situation für den DAX günstig.
Von Joachim Goldberg
21. August, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 35% | 41% | 24% |
ggü. letzter Erhebung | +3% | +7% | -10% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.400 (+550 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -6 Punkte (-4 zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 48% | 31% | 21% |
ggü. letzter Erhebung | unv. | -4% | +4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 18.400 (+550 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +17 Punkte (+4 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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