Der Absturz ist schon vergessen. Beliebt ist das, was auch vorher beliebt war, vor allem große Indizes und Tech-Tracker. Auch Geldmarkt-ETFs sehen hohe Zuflüsse.
20. August 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Niedrigere Kurse gleich Einstiegskurse – so lautet das Motto im ETF-Markt nach dem Blitz-Crash vor gut zwei Wochen. „Wir sehen sehr viele Zuflüsse“, erklärt etwa Frank Mohr von der Société Générale. Mit 65 Prozent Käufen zu 35 Prozent Verkäufen sei der Abstand so groß wie selten. Fabian Wörndl von Lang & Schwarz sieht das ähnlich: „Bei uns dominieren die Käufe, in allen Kategorien.“
Die Börsen haben die Verluste nach dem Einbruch fast komplett wettgemacht. Der DAX steht am Dienstagmitttag wieder bei 18.410 Punkten. Im Tief vor gut zwei Wochen drohte der Index unter 17.000 Punkte abzurutschen. Auch die US-Börsen haben wieder stark aufgeholt.
Mohr meldet hohe Zuflüsse in MSCI World- (IE00B4L5Y983), S&P 500- (<IE000XZSV71>) und Nasdaq 100-ETFs. Die Zeit überdurchschnittlich hoher Umsätze von ETFs auf den deutschen Aktienmarkt sei allerdings vorbei. „Deutsche Aktien machen wieder nur rund 6 Prozent der Umsätze aus.“ Auch laut Wörndl stehen auf den Einkaufslisten meist große ETFs, etwa die MSCI World- und S&P 500-Tracker von iShares (IE00B4L5Y983, IE00B5BMR087).
Auffällig ist laut Mohr zudem das hohe Handelsaufkommen von Schwellenländer-ETFs. Der MSCI Emerging Markets hatte schon seit Mitte Juli stark verloren, konnte mit der allgemeinen Erholung am Markt aber deutlich zulegen.
Tech-Aktien wieder hoch im Kurs
Im Handel mit Branchen-ETFs geht es wieder meist um Tech-Aktien, und die werden im großen Stil gekauft. Favoriten bei der Société Générale: der iShares S&P 500 Information Technology (IE00B3WJKG14), der Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data (IE00BGV5VN51) und der Amundi MSCI World Information Technology (LU0533033667). Bei Lang & Schwarz kommen Tech-ETFs ebenfalls gut an, auch der Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened (LU1900066033).
Zuflüsse meldet Mohr außerdem noch in die Energie- und die Gesundheitsbranche, etwa in den iShares MSCI World Energy Sector (IE00BJ5JP105) und den Xtrackers MSCI World Health Care (IE00BM67HK77).
Mohr
Deutliche Ersparnisse mit ETFs
Satte 90,6 Milliarden Euro haben europäische Anleger seit 2011 durch Indexfonds an zusätzlichen Anlagekosten gespart, wie eine Analyse von Emittent Vanguard zeigt. Für die Berechnung hat Vanguard das Volumen der Indexfonds genommen und mit der Differenz der Kostenquoten zwischen aktiven Fonds und Indexfonds in Europa multipliziert. Die Analyse zeigt außerdem, dass die niedrigen Gebühren für Indexfonds zu niedrigeren Gebühren aktiver Fonds geführt haben. Der Unterschied bleibt dennoch: Die durchschnittliche Kostenquote aktiver Fonds lag Vanguard zufolge Ende 2023 bei 1,05 Prozent, für Indexfonds hingegen nur bei 0,21 Prozent.
Geldmarkt-Tracker für Sicherheitsbewusste
Im Handel mit Anleihe-ETFs dominieren Geldmarkt- und geldmarktnahe ETFs, wie Mohr erklärt. Weiter beliebt: der Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap (LU0290358497) und der Amundi EUR Overnight Return (FR0010510800), aber auch der iShares USD Treasury Bond 1-3yr (IE00BDFK1573).
Auch viel los in Gold-ETCs und Krypto-ETNs
Während die Aktienmärkte die Allzeithochs noch nicht ganz wieder erreicht haben, klettert der Goldpreis von Rekord zu Rekord. Neuestes Allzeithoch heute: 2.525 US-Dollar. Während Ivo Orlemann von der ICF Bank nur die üblichen Umsätze in Gold-ETCs ausmachen kann, meldet Wörndl verstärkte Käufe und Verkäufe, speziell für Xetra-Gold (DE000A0S9GB0).
Wieder mehr los ist laut Wörndl auch bei Krypto-ETNs. „Vor allem Bitcoin, Ethereum und Solana stehen im Fokus“, erklärt der Händler. Umsatzstark seien etwa der ETC Group Physical Bitcoin (DE000A27Z304), der 21Shares Ethereum Staking (CH0454664027) und der 21Shares Solana Staking (CH1114873776). Die Kryptowährungen notieren deutlich unter den Hochs aus diesem Jahr, kommen seit Jahresanfang aber immer noch auf ein klares Plus. Etwa kostet der Bitcoin aktuell 60.773 US-Dollar, im Hoch im März waren es über 73.000 US-Dollar, Anfang des Jahres aber nur 44.000 US-Dollar.
Von Anna-Maria Borse, 20. August 2024, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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