Zwar werden europäische Aktien nicht im großen Stil verkauft, die Kauflaune ist aber auch dahin. Für US-Aktien gilt das ohnehin schon länger. Beliebt bleiben Rüstungs-ETFs und Gold-ETCs.
1.April 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit den Kursrückgängen auch in Europa hat sich die in den vergangenen Wochen zu beobachtende Begeisterung für Europas Aktien etwas abgekühlt. Von Ausverkauf kann aber keine Rede sein. Leo Puschmann von Lang & Schwarz meldet Käufe und Verkäufe gleichermaßen. „Es ist eher ruhig. Es wird abgewartet, wie es weitergeht“, berichtet Frank Wöllnitz von der ICF Bank.
Der DAX war gestern das erste Mal seit Februar kurz unter die 22.000 Punkte-Marke gefallen. Die bereits angekündigten US-Zölle auf Autos und die für morgen erwarteten weiteren Zölle belasteten den Markt. Am Dienstagmittag steht der Index aber schon wieder bei 22.510 Zähler. Das Allzeithoch von vor zwei Wochen bei 23.476 ist dennoch weit entfernt.
Interesse an anderer Gewichtung
Europäische Aktien werden Puschmann zufolge in beide Richtungen gehandelt, „Schwerpunkt ist Frankreich“, ergänzt der Händler. Klar auf den Verkaufslisten stünden weiterhin USA- und Nasdaq-Tracker. Tendenziell abgegeben würden aber auch World-ETFs wie der iShares Core MSCI World (IE00B4L5Y983).
Wöllnitz sieht allerdings großes Interesse am L&G Gerd Kommer Multifactor Equity (IE0001UQQ933). Der investiert in Large, Mid und Small Caps aus Industrie- und Schwellenländern, gewichtet aber anders als der MSCI World, und zwar je zur Hälfte nach Marktkapitalisierung und Länder-BIP. Damit wird die starke Konzentration auf die USA vermieden. Außerdem werden Faktoren wie Size und Value berücksichtigt. Seit Jahresanfang steht zwar auch ein Minus von 2,5 Prozent, beim iShares Core MSCI World sind es allerdings minus 7 Prozent.
Europa immer noch vorne. Während US-Aktien seit Jahresanfang verloren haben, stehen europäische Aktien immer noch klar auf der Gewinnerseite. Beste Länder-ETFs sind der ETF-Plattform justETF zufolge in diesem Jahr bislang Index-Tracker, die polnische (plus 25 Prozent), griechische (plus 18 Prozent), spanische (plus 14 Prozent), österreichische (plus 13 Prozent) und italienische Aktien (plus 12 Prozent) abbilden. Schlusslichter bilden Thailand, Indonesien, Taiwan, Türkei und Malaysia mit Verlusten zwischen 11 und 17 Prozent.
Lieber Rüstungs- als Tech-Branche
Im Handel mit Branchen-ETFs setzen sich die Verkäufe von Tech-Titeln fort. Abgestoßen wird Puschmann zufolge etwa der iShares S&P 500 Information Technology (IE00B3WJKG14). Beliebt bleiben hingegen Rüstungs-ETFs. „Die sind nur gefragt“, berichtet Wöllnitz. Besonders gesucht: der WisdomTree Europe Defence (IE0002Y8CX98), der europäische Rüstungsunternehmen abbildet. Beliebt sei aber auch der VanEck Defense (IE000YYE6WK5). Auch bei Lang & Schwarz ziehen Rüstungsaktien weiter, vor allem europäische.
Geldmarkt-Tracker verkauft, Gold-ETCs gekauft
Nicht mehr so gefragt: die lange so beliebten Geldmarkt-ETFs. „Wir beobachten viele Verkäufe, so mancher will sich wohl Liquidität verschaffen für einen Einstieg in den Aktienmarkt“, bemerkt Puschmann.
Immer neue Goldpreishochs führen zudem zu einer starken Nachfrage nach Gold-ETCs, wie Puschmann feststellt. „In Gold- und auch Silber-ETCs sehen wir fast ausschließlich Käufe“, berichtet er. Favorit sei der iShares Physical Gold (IE00B4ND3602), ebenfalls beliebt der WisdomTree Silver 3x Daily Leveraged (IE00B7XD2195). Stark nachgefragt würden aber auch Goldminen-ETFs wie der VanEck Gold Miners (IE00BQQP9F84).
Der Goldpreis ist zuletzt auf knapp 3.138 US-Dollar geklettert, seit Jahresanfang ergibt das ein Plus von 20 Prozent. Deutlicher ruhiger geworden sei es im Handel mit Krypto-ETNs. Der Bitcoin kostet aktuell um 84.000 US-Dollar, ein Minus von 10 Prozent seit Jahresanfang.
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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