Mit den heftigen Kursverlusten an den weltweiten Aktienmärkten fliegen auch ETFs aus den Portfolios – vor allem solche mit US-Aktien und Tech-Werten, aber längst nicht nur. Gefragt sind lediglich Geldmarkt-Tracker. Und alles, was mit Gold zu tun hat.
8. April 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Ausverkauf an den Börsen und die hohe Volatilität sorgen für viel Umsatz im ETF-Handel – und für viele ganz viele Abgaben. „Bei uns war Land unter am Donnerstag und Freitag, aber speziell am gestrigen Montag“, berichtet Ivo Orlemann von der ICF Bank und meldet „viele, viele Verkäufe“, und zwar über alle Indizes hinweg. Leo Puschmann von Lang & Schwarz spricht von „extremen“ Abgaben. Einzige Ausnahme: Goldminen-ETFs sowie Gold- und Silber-ETCs. Allerdings hat sich die Lage im Moment etwas beruhigt. „Der Ausverkauf ging bis zum gestrigen Mittag, seitdem gibt es auch wieder Käufer“, erklärt Puschmann.
Nach dem „Black Friday“ und „Panic Monday“ zeigen sich die Aktienmärkte am Dienstagmorgen etwas erholt. Der DAX liegt am Mittag sogar wieder über 20.100 Punkten, nachdem er gestern kurzzeitig unter 19.000 Punkte gefallen war. Das Rekordhoch von 23.476 Zählern ist aber weit entfernt. Die Wall Street hatte gestern über ihren Tiefs geschlossen. Seit den Allzeithochs hat der Dow Jones allerdings immer noch 16 Prozent, der Nasdaq 100 über 20 Prozent verloren.
Alles muss raus, vor allem US-Aktien
Puschmann zufolge wurden Nasdaq-, S&P 500-, MSCI World- (IE00B4L5Y983) und auch DAX-Tracker nur verkauft, ebenso ETFs, die asiatische Aktien abbilden, etwa Nikkei-Tracker (LU0839027447). Laut Frank Mohr von der Société Générale waren ganz klar S&P 500-ETFs Schwerpunkt der Abgaben. „Der Trend bei MSCI World-ETFs war weniger ausgeprägt, europäische Aktien wurden sogar gekauft – bis auf den gestrigen Montag.“
Sehr hohe Umsätze weisen Puschmann zufolge zudem Produkte mit Hebel auf, etwa der WisdomTree Nasdaq 100 3x Daily Leveraged- (IE00BLRPRL42) und dessen Short-Variante (IE00BLRPRJ20). Ebenfalls umsatzstark: der L&G DAX Daily 2x Long-ETF (IE00B4QNHH68). Zu den meistgehandelten Produkten bei Lang & Schwarz gehört der WisdomTree S&P 500 VIX Short-Term Futures 2.25x Daily Leveraged (XS2819843736), der die Schwankungsbreite des S&P 500 abbildet, und zwar mit Hebel. Volatilitätsindizes wie der VDAX liegen aktuell über den Niveaus zum Ausbruch des Ukraine-Kriegs – und so hoch wie seit Ausbruch der Corona-Pandemie nicht mehr.
Tech-Aktien im Ausverkauf, Rüstungs-ETFs weniger gefragt
Der Absturz der Tech-Aktien führt außerdem zu extrem hohen Abgaben von Tech-ETFs, wie Mohr beobachtet. Betroffen sind die einstigen Favoriten, konkret der iShares S&P 500 Information Technology (IE00B3WJKG14), der Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data (IE00BGV5VN51) und der Xtrackers MSCI World Information Technology (<IE00BM67HT6>). Auch Banken-ETFs wie der iShares Euro Stoxx Banks 30-15 (DE0006289309) werden abgestoßen, ebenso Gesundheits-ETFs. Selbst das Kaufinteresse an den lange beliebten Rüstungsaktien hat nachgelassen, wie die Händler melden. Bei Lang & Schwarz geht allenfalls noch im Future of Defence (IE000OJ5TQP4) einiges um.
Rüstungs-ETFs extrem umsatzstark. Mit dem VanEck Defense (IE000YYE6WK5) hat es im März ein Rüstungs-ETF in die Liste der umsatzstärksten ETFs auf Xetra geschafft, er belegt den fünften Platz. Der neue WisdomTree Europe Defence (IE0002Y8CX98) steht auf Platz 15, der HANetf Future of Defense (IE000OJ5TQP4) auf Platz 22. Die ersten vier Plätzen belegen iShares-ETFs auf Euro Stoxx 50 (DE0005933956), MSCI World (IE00B4L5Y983), S&P 500 (IE00B5BMR087) und DAX (DE0005933931).
Auch die aktiv gemanagten ETFs bleiben vom Ausverkauf nicht verschont, ebenso wenig von deutlichen Kursverlusten: Betroffen ist Mohr zufolge etwa der JPM US Research Enhanced Index Equity (IE00BF4G7076).
Beliebte „sichere Häfen“: Geldmarkt- und Goldminen-ETFs
Gesucht sind hingegen Geldmarkt-Tracker wie der Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap (LU0290358497), wie Mohr feststellt, aber auch US-Treasuries unterschiedlicher Laufzeiten.
Als „sicherer Hafen“ gefragt sind zudem Goldminen-ETFs sowie Gold- und Silber-ETCs, wie Puschmann berichtet. Der Goldpreis ist nach seinem Anstieg auf das neue Allzeithoch von knapp 3.139 US-Dollar zuletzt allerdings nicht mehr gestiegen und liegt aktuell bei etwas über 3.000 US-Dollar. Auffällig ruhig bleibt es im Handel mit Krypto-ETNs, wie sowohl Orlemann als auch Puschmann melden.
Goldminen-ETFs an der Spitze. Goldminen-ETFs dominieren die Top-10 der besten Branchen-Indizes für ETFs in diesem Jahr, wie das ETF-Portal justETF zeigt. Am besten schnitten seit Jahresanfang ETFs auf den DAXglobal Gold Miners (IE00B3CNHG25), den Soloactive Global Pure Gold Miners (IE00B7KMNP07), den S&P Commodity Producers Gold (IE00B6R52036) und den NYSE Arca Gold Miners (IE00BQQP9F84) ab mit Zuwächsen zwischen 16 und 22 Prozent. Ebenfalls gut entwickelt haben sich – trotz jüngster Rücksetzer – Finanzdienstleister-ETFs, konkret der Euro Stoxx Banks 30-15 (DE0006289309) und der Euro Stoxx Banks (LU1829219390) mit einem Plus von 14 beziehungsweise 9 Prozent.
Von Anna-Maria Borse, 8. April 2025, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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