Blumenroth berichtet vom Goldmarkt: Nach dem sehr starken Jahr und einigen Wochen der Seitwärtsbewegung setzten die angehobenen Inflationsprognosen der Fed den Goldpreis ebenfalls unter Druck. Er bleibt aber bullish für 2025.
19. Dezember 2024. FRANKFURT (Xetra-Gold). Die Goldpreise entwickelten sich in den vergangenen drei Wochen eher seitwärts und notieren damit rund 5 Prozent unterhalb des Rekordhochs von 2.790 US-Dollar pro Unze. Aber das dürfte nach dem steilen Gipfelsturm seit Anfang März ja auch vielleicht mal eine notwendige Erholungspause sein. Wir Läufer wissen, dass Regeneration manchmal etwas unterschätzt wird und zu kurz kommt. Immerhin haben die Goldpreise in US-Dollar betrachtet seit Jahresanfang 27 Prozent zugelegt, in Euro sogar 34 Prozent – somit schlagen sie die Wertentwicklung vieler anderer Anlagen um Längen.
Wie geht es nach dem Machtwechsel in Washington weiter?
Die abwartende Haltung der vergangenen Wochen ergibt möglicherwiese auch durchaus Sinn: Wir sind in der Übergangsphase zur neuen US-Regierung, die am 20. Januar ihre Arbeit aufnehmen wird, und es ist wirklich recht unsicher, wie diese dann tatsächlich agieren wird, insbesondere, was die Zoll- und Handelspolitik anbelangt bzw. wie deren Folgen für die globale Konjunktur aussehen werden.
Fed dämpft Zinssenkungserwartungen
Zudem schickte die US-Notenbank Fed die Goldpreise vorübergehend auf Talfahrt. Die Fed hat nämlich ihre Inflationsprognosen für die kommenden beiden Jahre angehoben und erwartet eine Rückkehr auf das Zielniveau von 2 Prozent nun erst 2027. Risiken für den Inflationsausblick sehen die Währungshüter primär auf der oberen Seite. Die neuen Projektionen zeigen deshalb, dass die Notenbanker im nächsten Jahr mit weniger Zinssenkungen rechnen, nämlich nur noch mit zwei Zinssenkungen zu jeweils 25 Basispunkten im Jahr 2025. Im September hatten die Währungshüter noch vier Zinssenkungen für das nächste Jahr in Aussicht gestellt.
Aktien und Goldpreise kurzfristig unter Druck
Das Statement der Fed deutet ebenfalls ein langsameres Tempo der Zinssenkungen an, indem es hieß, dass "das Ausmaß und der Zeitpunkt" zusätzlicher Anpassungen vom Ausblick abhängen würden. Die Finanzmärkte haben heftig auf die Entscheidungen der US-Notenbank reagiert. Deutlichen Rückenwind erhielt der US-Dollar. US-Staatsanleihen, deren Renditen deutlich ansteigen, Aktienkurse und der Goldpreis gerieten hingegen stark unter Druck. Schließlich zahlt Gold weder Zins noch Dividende und ein fester US-Dollar verteuert Gold außerhalb der USA.
Mittelfristig könnte diese Preisdelle jedoch wieder ausgebügelt werden. Sowohl die Nachfrage asiatischer Anleger, die insbesondere in Indien und China dieses Jahr sehr ausgeprägt war, als auch das anhaltende Kaufinteresse der Notenbanken sprechen dafür, dass die Goldpreise auch 2025 Aufwärtspotential haben dürften, wenngleich Preissteigerungen in der Größenordnung dieses Jahres eher unwahrscheinlich sind.
Am Mittwochabend vor drei Wochen notierte Gold bei noch bei 2.640 US-Dollar. Nach einem Rücksetzer auf 2.614 Anfang Dezember wurde das bisherige Monatshoch bei 2.726 am 12. Dezember gehandelt. Das edle Metall gab seine Gewinne aber anschließend wieder ab – hier dürften Gewinnmitnahmen von Großanlegern eine Rolle gespielt haben. Es setzte bis auf 2.633 am Dienstag dieser Woche zurück bzw. gestern im Anschluss an die Fed-Sitzung gar auf 2.584. Heute Morgen notiert es etwas erholt bei 2.610 US-Dollar.
Nach deutlichem Rücksetzer leichte Erholung für Xetra-Gold
Auch der Xetra-Gold-Preis handelte bis gestern Nachmittag wenig verändert zum Mittwoch vor drei Wochen. Während der üblichen Handelszeiten kletterte er zunächst von 80,30 Euro pro Gramm aufwärts bis auf 83,25 am 11. Dezember. Auch hier gerieten die Notierungen anschließend jedoch unter Druck: Der Xetra-Gold-Preis sank bis auf 80,55 am Dienstag und erholte sich bis heute Morgen aufgrund der Schwäche des Euros bis auf 80,85 Euro in sehr volatilem Handel.
Die Märkte müssen nun erst einmal die Botschaften der US-Notenbank Fed verdauen. Die hohen US-Renditen und die Stärke des US-Dollars könnten den Goldpreisen kurzfristig weiteren Gegenwind ins Gesicht pusten. Mittelfristig – siehe oben – dürfte die anhaltend starke Nachfrage von Notenbanken und aus Asien die Notierungen jedoch stützen und Aufwärtspotenzial eröffnen.
Von Michael Blumenroth, 19. Dezember 2024, © Deutsche Börse