Aussicht auf eine Zinswende treibt den Goldpreis auf neuen Rekordstand, wie Blumenroth die Woche zusammenfasst.
18. Juli 2024. FRANKFURT (Xetra-Gold). Hand auf Herz, ganz ehrlich hätte ich vergangene Woche beim Schreiben dieser Zeilen nicht vorhergesehen, dass die Daten zur US-Verbraucherpreisinflation im Juni eine derartig starke Marktbewegung zur Folge haben würden. Diese kamen spürbar unterhalb der Erwartungen rein, im Vergleich zum Vormonat waren die Verbraucherpreise sogar leicht gesunken. Noch wichtiger: Auch die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kernrate ging – entgegen dem Marktkonsens – leicht zurück. Und als Sahnehäubchen obendrauf unterboten die Preissteigerungen einiger Komponenten des am Freitag veröffentlichten US-Erzeugerpreisindex ebenfalls die Erwartungen, und zwar die Komponenten, die in die PCE-Kernrate, die für die US-Notenbank Fed entscheidende Messgröße, einfließen.
Fed deutet Möglichkeit baldiger Zinswende an
Die Marktreaktionen waren, wie oben bereits angedeutet, beeindruckend. An den Zinsterminmärkten wurde unmittelbar nach den Daten eine Zinssenkung der Fed im September komplett eingepreist, ebenso ein bis zwei weitere bis Ende des Jahres. Wir erinnern uns: Die Fed selbst ging am 1. Juli nur von einer einzigen Zinssenkung 2024 aus. Dies schickte die Renditen der kurzlaufenden US-Staatsanleihen auf Talfahrt. Auch dem US-Dollar blies heftiger Gegenwind ins Gesicht, zumindest gegenüber dem Euro, Pfund Sterling und dem Yen.
Dies wiederum war die Initialzündung für die Goldpreise, die Handelsspanne der vergangenen Woche mit einem Ausbruch nach oben zu durchbrechen. Genau diese Aussicht auf eine Zinswende auch in den USA dürfte dem gelben Metall einige Zeit lang gefehlt haben.
Goldpreis in US-Dollar und Euro auf Rekordkurs
Am Donnerstagmorgen vergangener Woche notierte Gold noch bei 2.382 US-Dollar je Unze. Unmittelbar nach Veröffentlichung der Verbraucherpreisdaten sprang der Preis des edlen Metalls über die Marke von 2.400 und stoppte erst bei 2.424. Bis auf einen kurzen Rücksetzer am Freitagnachmittag hielten sich die Notierungen danach über der Marke von 2.400 – bevor sie am Dienstagnachmittag das bisherige Rekordhoch vom Mai bei rund 2.450 elegant übersprangen. Bis auf 2.483,50 am gestrigen Nachmittag kletterten die Goldpreise weiter, bevor anscheinend erste Gewinnmitnahmen einsetzten. Heute Morgen gegen 7 Uhr startet Gold bei etwa 2.468 US-Dollar in den europäischen Handel.
Auch der Xetra-Gold-Preis kletterte in bis dato nahezu unerforschte Höhen – lediglich am 12. April hatte er mit etwa 73,45 Euro pro Gramm etwas höher gehandelt, seitdem hat der Euro zum US-Dollar aber aufgewertet. Während der üblichen Handelszeiten stieg er von 70,70 am Donnerstagmorgen vergangener Woche bis auf rund 73,00 gestern Vormittag. Auch hier kam es dann zu leichten Gewinnmitnahmen. Heute Morgen dürfte Xetra-Gold bei etwa 72,55 in den Tag starten.
Auch an vielen anderen Währungen lässt sich beobachten, dass die Währungsmärkte aktuell wieder stark auf die Geldpolitik der Notenbanken fokussiert sind, was sich schlussendlich auch auf die Notierungen der Rohstoffe auswirkt. Zunehmend rücken nun auch die Präsidentschaftswahlen in den USA in den Fokus der Anleger und Marktteilnehmer.
Von Michael Blumenroth, 18. Juli 2024, © Deutsche Börse