Blumenroth berichtet diese Woche, wie der Goldpreis seine Mitte Juli erzielten Rekordhochs nicht halten konnte, aber dennoch von den Erwartungen an Zinssenkungen der US-Notenbank profitiert.
2. August 2024. FRANKFURT (Xetra-Gold). Fallen wir gleich mal mit der Tür ins Haus: Zwar konnte der Goldpreis seine Mitte Juli erzielten Rekordhochs nicht verteidigen. Verglichen mit den meisten Industriemetallen und Silber hielten sich die Notierungen in den vergangenen beiden Wochen jedoch deutlich besser. Gestützt hat den Goldpreis dabei die weiterhin robuste Markt-Erwartung einer ersten Leitzinssenkung der US-Notenbank Fed im September, der noch zwei weitere in diesem Jahr folgen könnten, wenn die Zinsterminmärkte recht behalten sollten.
Das Statement der Fed und die anschließende Pressekonferenz mit Gouverneur Jerome Powell nach der gestrigen Sitzung befeuerten diese Erwartungen weiter - die Währungshüter hielten die Tür für eine Zinssenkung im September weit offen. Dies hatte zur Folge, dass die Renditen der US-Staatsanleihen auf das niedrigste Niveau seit Februar dieses Jahres zurückfielen.
Goldpreise im Kielwasser der G10-Geldpolitik
Auch der EZB schreiben die Finanzmärkte das Potenzial für weitere geldpolitische Aktivitäten zu – die Konjunkturdaten weisen auf eine weiterhin recht undynamische Konjunkturerholung hin, was der EZB erlauben würde, ebenfalls die Zinsschraube weiter Richtung Süden zu drehen. Im Großen und Ganzen werden die Goldpreise also momentan durch die Erwartungen an die Geldpolitik der G10-Notenbanken gestützt – bzw. dadurch, dass aufgrund dieser Erwartungen die Renditen der Staatsanleihen in den vergangenen beiden Wochen auf Sinkflug gingen.
Geopolitische Lage beflügelt Gold als „sicherer Hafen“
In seiner ihm zugeschriebenen Funktion als „sicherer Hafen“ profitierte Gold zudem seit Beginn dieser Woche davon, dass sich Anleger aufgrund der unsicheren und unklaren Lage im Nahen Osten und der Sorge um potenzielle weitere Eskalationen verstärkt dem gelben Metall zuwendeten. Somit konnte der Goldpreis nach einem vorübergehenden Unterschreiten die Marke von 2.400 US-Dollar/Unze wiedererobern.
Am Donnerstagmorgen vorvergangener Woche notierte Gold bei 2.468 US-Dollar je Unze. Daran anschließend setzten Gewinnmitnahmen ein, die das gelbe Metall bis zum Wochenschluss auf etwa 2.400 sinken ließen. Mit Ausnahme eines kurzzeitigen Abrutschens auf 2.353 am letzten Donnerstag handelte der Goldpreis mal etwas über, mal etwas unter der Marke von 2.400 US-Dollar und somit mehr oder weniger seitwärts. Die oben erwähnte Unsicherheit über die Entwicklungen im Nahen Osten sorgten dann ab gestern für ein wiederbelebtes Interesse an „sicheren Häfen“. Infolgedessen kletterten die Notierungen bis auf 2.451. Heute Morgen gegen 7 Uhr startet Gold bei etwa 2.444 US-Dollar in den europäischen Handel.
Xetra-Gold-Preis leicht gestützt durch schwächeren Euro
Auch der Xetra-Gold-Preis rutschte zwischenzeitlich ab, wobei er durch den zum US-Dollar moderat abwertenden Euro etwas besser unterstützt wurde. Während der üblichen Handelszeiten sank er von 72,55 Euro je Gramm am Donnerstagmorgen vorvergangener Woche bis auf 69,95 am Donnerstag vergangener Woche. Die Erholung war dann aber auch hier recht ausgeprägt und führte den Preis aufwärts zurück auf 72,00 gestern Nachmittag. Heute Morgen dürfte Xetra-Gold bei etwa 72,60 Euro in den Tag starten.
Datenreiche Woche
Momentan ist die US-Präsidentschaftswahl an den Märkten wieder etwas in den Hintergrund gerückt, und die Geldpolitik der Notenbanken dominiert die Schlagzeilen. Heute Mittag könnte auch die Bank of England die Zinswende vollziehen, morgen stehen die US-Arbeitsmarktdaten zum Abschluss einer datenreichen Woche im Kalender: Diese dürften – falls sie wesentlich schwächer oder stärker als erwartet ausfallen - die Notierungen an den Finanzmärkten bewegen.
Von Michael Blumenroth, 2. August 2024, © Deutsche Börse