Die Börsenturbulenzen hatten voll auf den Krypto-Markt durchgeschlagen, seit gestern geht es aber wieder etwas nach oben. Krypto-Tracker verzeichneten weltweit zuletzt hohe Abflüsse, in Europa aber Zuflüsse.
10. April 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die am gestrigen Mittwoch von US-Präsident Trump verkündete 90-Tage-Zollpause hat auch bei den Kryptowährungen für eine Trendwende gesorgt – wenn auch weniger spektakulär als am Aktienmarkt. Der Bitcoin, der zuvor unter 77.000 US-Dollar gehandelt worden war, kostet am Donnerstagmorgen wieder 82.000 US-Dollar. Das Allzeithoch von 109.000 US-Dollar aus dem Januar bleibt aber weit entfernt. Ethereum wird aktuell um 1.614 US-Dollar gehandelt, nach im Hoch über 4.000 US-Dollar, Solana um 117 US-Dollar nach 292 US-Dollar. Damit bewegen sich Krypto-Währungen einmal mehr eher im Einklang mit Tech-Werten, nicht als „sicherer Hafen“.
Trump setzte gestern gerade in Kraft getretene Zölle für 90 Tage aus, allerdings nicht für China. Laut André Dragosch vom Emittenten Bitwise haben die Entwicklungen in der US-Handelspolitik schon Mitte März die wirtschaftliche Stabilität erheblich in Frage gestellt. „Die am ‚Liberation Day‘ verkündeten aggressiven neuen Zölle übertrafen allerdings die Erwartungen – oder Befürchtungen – der Marktteilnehmer um ein Vielfaches“, erklärt er. Das habe entsprechend hohe Wellen auf den Märkten geschlagen, für traditionelle und digitale Vermögenswerte gleichermaßen.
Weltweit Abflüsse aus Krypto-Trackern
Dazu sind die Sorgen vor wieder steigender Inflation in den USA gewachsen, Zinssenkungen der US-Notenbank gelten als unwahrscheinlicher. Das macht die zinslosen Kryptowährungen unattraktiver. Weltweit flossen WisdomTree zufolge im März 744 Millionen US-Dollar aus physisch besicherten Bitcoin-ETNs ab. Für Europa registriert der Emittent allerdings Zuflüsse. „Wir sehen starke Divergenzen im regionalen Anlegerverhalten“, bemerkt Dovile Silenskyte von WisdomTree. Auch bei Ethereum-Trackern zeige sich dieser Trend mit weltweiten Abflüssen und Zuflüssen in Europa.
Im Handel mit Krypto-ETNs ist in einem von ansonsten extrem hohen Umsätzen geprägten Umfeld allerdings nicht viel los, wie Händler melden. „Es ist ruhig, die Anleger scheinen durch die bisherigen Kurseinbrüche schon abgehärtet zu sein“, erklärt Ivo Orlemann von der ICF Bank. „Wenn gehandelt wird, dann meist Bitcoin-ETNs.“ Auch Leo Puschmann von Lang & Schwarz meldet niedrige Umsätze.
Umsatzstarke Bitcoin-Tracker. Meist gehandelter Krypto-ETN auf Xetra im März war erneut der Bitwise Physical Bitcoin (DE000A27Z304), ehemals ETC Physical Bitcoin. Auch die Bitcoin-Tracker von CoinShares (GB00BLD4ZL17), VanEck (DE000A28M8D0), WisdomTree (GB00BJYDH287) und 21Shares (CH0454664001) verzeichneten hohe Umsätze. Umsatzstärkste ETNs auf andere Währungen waren 21Shares XRP auf Ripple (CH0454664043), 21Shares Solana Staking (CH1114873776) und VanEck Ethereum (DE000A3GPSP7).
Basis für nachhaltigen Anstieg?
Die Emittenten bleiben – ihrer Rolle entsprechend – bezüglich der weiteren Entwicklung von Kryptowährungen zuversichtlich: „Sobald sich der makroökonomische Nebel lichtet, könnte der Wandel im Ton der US-Regulierungsbehörden den Weg für eine neue Dynamik ebnen“, erklärt Maximiliaan Michielsen von 21Shares. „Der Weg nach vorne mag kurzfristig noch holprig sein, aber das Ziel bleibt unverändert: ein stärker integriertes, institutionalisiertes und letztlich widerstandsfähiges Krypto-Ökosystem.“
Dragosch von Bitwise verweist auf die hohen Zuflüsse in US-Spot-ETFs seit Jahresbeginn. „Langfristige Investoren passen im Hintergrund still und leise ihre Positionen an – in Erwartung einer zunehmend fragmentierten Weltordnung, in der Kryptowährungen eine größere Rolle spielen könnten.“ Für Silenskyte von WisdomTree könnte die Konsolidierung Basis sein für einen nachhaltigen Anstieg, auch wegen der Pläne von Trump in Sachen Bitcoin-Reserve. „Zwar ist der anfängliche Umfang der Reserve mit schätzungsweise 200.000 Bitcoins relativ bescheiden, die symbolische und geopolitische Bedeutung ist aber bedeutend.“
Laut Kryptoanalyst Timo Emden von Emden Research könnte mit der gestrigen Entscheidung zwar der Startschuss für eine Erholungsrally gefallen sein. Der Zollstreit sei aber alles andere als vom Tisch. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ laute somit die Devise.
Von Anna-Maria Borse, 10. April 2025, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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