Anleger*innen reagieren auf die Kursgewinne mit Mitnahmen. Was nach Ansicht von Joachim Goldberg den Markt stützen könnte. Verbesserte Rahmenbedingungen.
Mit der erwarteten Gegenbewegung deutscher Bluechips nach oben sind auch die Gewinnmitnahmen eingesetzt. 9 Prozent der Profis und 4 Prozent der Privatanleger haben ihre Aktien verkauft, aber auch einige Bären die Short-Positionen geschlossen. Die Sentiment-Indizes fallen auf +13 bzw. -2 Punkte.
Für Joachim Goldberg bleibt die entscheidende Frage, ob es eine Korrektur im Bärenmarkt oder tatsächlich eine Trendwende sei. Immerhin glaubt die Mehrheit der hiesigen Anleger noch an steigende Preise. Man scheine sich zumindest die Hintertür offen halten zu wollen, falls der DAX noch weiter zulegen sollte. Im Falle eines Rücksetzers rechnet der Verhaltensökonom ab 13.750/13.800 Punkten mit Nachfrage. Theoretisch stünde auch Liquidität von außerhalb zur Verfügung. Je nach Antwort auf die Frage eingangs.
18. Mai 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nun ist die von vielen Investoren hierzulande erhoffte DAX-Rallye tatsächlich zustande gekommen. Denn das Börsenbarometer hat seit unserer vergangenen Stimmungserhebung (im Punktvergleich) 4,4 Prozent an Wert gewonnen. Und das, obwohl die gestern publizierte Fondsmanagerumfrage der Bank of America (BofA) für den Monat Mai mit ausgesprochen bedrückenden Ergebnissen aufwartete. Sei es, dass die Kassenquoten der Fondsmanager im Mai mit durchschnittlich 6,1 Prozent das höchste Niveau seit den Anschlägen vom 11. September 2001 erreichten. Oder die Angst vor einer Stagflation, die netto 77 Prozent der Befragten (Vormonat 66 Prozent) äußerten. Netto 72 Prozent der Fondsmanager gehen außerdem von einem verringerten Wachstum für die kommenden zwölf Monate aus – das ist ein neuer Rekord für diese seit 1995 regelmäßig erhobene Frage.
Kein Wunder, dass nun auch netto 13 Prozent der internationalen Portfoliomanager angaben, in Aktien global untergewichtet zu sein; bei Aktien der Eurozone ist dieser Prozentsatz sogar von 17 auf netto 26 Prozent der Befragten gestiegen. So gesehen hat die jüngste Erholung der Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks allen Widrigkeiten zum Trotz stattgefunden. Interessanterweise endete die am 6. Mai begonnene Umfrage am 12. Mai, und das war der Tag, an dem der US-Aktienindex S&P 500 den bislang niedrigsten Kurs dieses Jahres markierte.
Moderate Gewinnmitnahmen
Unterdessen hat sich die positive Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche eingetrübt. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 6 Punkte auf einen neuen Stand von +13 gefallen. Nicht zuletzt aufgrund von Gewinnmitnahmen, die wir im Bereich von 14.100/14.150 avisierten. Dabei haben sich vor allem die in der Vorwoche in Erscheinung getretenen Optimisten wieder verabschiedet und sind zu den neutral gestimmten Investoren gewechselt. Da sich auf der anderen Seite aber auch das Bärenlager um 3 Prozentpunkte verringerte, bleibt der Stimmungsumschwung per Saldo überschaubar.
Auch bei den Privatanlegern ist es zu Gewinnmitnahmen bei einigen vormals optimistisch eingestellten Akteuren gekommen, die sich nun in Richtung Seitenlinie bewegt haben – der Börse Frankfurt Sentiment-Index verringert sich in diesem Panel um 4 Punkte auf einen neuen Stand von -2.
Reif für eine Trendwende?
Ist nun die jüngste Rallye des DAX wie vielerorts vermutet nur eine Korrektur in einem übergeordneten Bärenmarkt oder womöglich doch der Beginn einer größeren Trendwende zum Positiven? Diese Frage treibt derzeit offenbar nicht nur Investoren, sondern vielfach auch Kommentatoren um. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass unser Börse Frankfurt Sentiment-Index nicht stark unter Druck geraten ist: Die verbliebenen Optimisten, immer noch in der Mehrheit, scheinen sich zumindest die Hintertür offenhalten zu wollen, falls der DAX noch weiter zulegen sollte.
Unterdessen dürften die Optimisten, die dem DAX in der heutigen Umfrage den Rücken gekehrt haben, im Falle eines Rücksetzers – möglicherweise im Bereich von 13.750/13.800 DAX-Zählern – erneut als Nachfrager auftreten, weswegen sich die Situation des DAX im Vergleich zur Vorwoche etwas verbessert hat. Nimmt man die hohen Kassenquoten der internationalen Investoren aus vorgenannter BofA-Umfrage hinzu, stünde zumindest theoretisch stützende Liquidität für die Aktienmärkte zur Verfügung. Allerdings nur, sofern man sich davon überzeugen ließe, dass es sich bei der jüngsten Erholung der Aktienkurse tatsächlich um eine nachhaltige Bodenbildung handelt. Und genau dafür fehlen derzeit angesichts der größten Angst der Investoren vor einer zu straffen geldpolitischen Linie der Notenbanken (vgl. oben genannte Umfrage) jedoch handfeste „Beweise“.
18. Mai 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 40% | 27% | 33% |
ggü. letzter Erhebung | -9% | -3% | +12% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.180 (+600 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +13 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +19 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 35% | 37% | 28% |
ggü. letzter Erhebung | -4% | unv. | +4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.180 (+600 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -2 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +2 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
Alle interessierten Anleger sind aufgerufen mitzumachen. Es dauert nur 15 Sekunden. Sie bekommen jeden Dienstag eine E-Mail mit einem Umfrage-Link. Die Ergebnisse der Analyse erhalten Sie per E-Mail zugesandt.
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