Trotz der anhaltend positiven Preisentwicklung ziehen viele Institutionelle eine Reißleine und machen Kasse. Was den Markt eher stützt als schadet.
Trotz vieler warnender Stimmen halten sich deutsche Aktienpreise oben. Zahlreiche Profis haben darauf mit Gewinnmitnahmen reagiert, wenn auch mit "überschauberem" Resultat, wie Joachim Goldberg vermutet. Und ganze 17 Prozent setzen seit vergangenem Mittwoch auf fallende Preise, was den Sentiment-Index um 30 (!) Punkte auf -17 fallen lässt. Anders die privaten Anleger, die eher passiv bleiben und deren Stimmung auf nahezu unveränderten +4 Punkten verharrt.
Goldberg vermutet hinter dem vehementen Seitenwechsel Angst vor einer "heftigen Gegenbewegung nach unten". Ab 15.350 sollten die Bären wieder als Nachfrager aktiv werden. Der DAX befände sich weiter in einer günstigen Situation. Nach oben rechnet er aber nicht mit Unterstützung von in die Enge getriebener Pessimisten.
19. April 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auch die Woche seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung muss für die Pessimisten frustrierend gewesen sein. Aber die Stimmen derjenigen, die vor der derzeitigen DAX-Rallye warnen, haben sich kaum vermindert. Genau genommen kann man sowieso nicht von einer Rallye sprechen, weil das an eine Bewegung mit hohem Tempo denken ließe; tatsächlich aber bewegt sich der DAX genau genommen auf der Kriechspur nach oben. Das Börsenbarometer hat sich nämlich stichtagsbezogen während der vergangenen fünf Wochen zwar fast stetig aufwärts bewegt, aber der durchschnittliche Wochengewinn liegt mit einem Plus von knapp einem Prozent in einem Bereich, der nicht gerade als aufsehenerregend gelten dürfte, aber in der Summe eben doch rund 4,7 Prozent ausmacht.
Und so wundert es auch nicht, dass die institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont ihren Optimismus aus der vergangenen Woche nicht bis zur heutigen Befragung durchgehalten haben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um satte 30 Punkte auf einen neuen Stand von -17 gefallen.
Mit größter Vorsicht
Mit anderen Worten: Viele vormals optimistisch eingestellte Akteure haben dem DAX nicht lange die Treue gehalten und sind mit überschaubaren Gewinnen – die Handelsspanne der Berichtswoche betrug magere 1,4 Prozent – lieber früher als später direkt auf die Short-Seite gegangen, haben also fast vollumfänglich ihre Position um 180 Grad gedreht. Auch noch einige vormals neutral eingestellte Händler haben die Bärenseite gesäumt, und fast könnte man meinen, dass einige der normalerweise mittelfristig eingestellten Investoren zurzeit eher kurzfristig unterwegs sind.
Bei den Privatanlegern hat sich unterdessen gegenüber der vergangenen Stimmungserhebung nicht allzu viel getan, da unser Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel lediglich um ein Pünktchen auf einen neuen Stand von +4 gestiegen ist. Dabei hat die Polarisierung zwischen Bullen und Bären geringfügig abgenommen. In diesem Panel hat sich zumindest weitgehend die Meinung durchgesetzt, dass man nicht den kurzfristigen Ausschlägen im Aktienmarkt folgen möchte.
Warten auf den Rücksetzer
Unter dem Strich ist es jedoch bemerkenswert, dass sich der DAX trotz der jüngsten Abgaben institutioneller Investoren gut geschlagen hat und sich im Wochenvergleich ein Kursplus von immerhin rund 1,0 Prozent statt eines möglichen saftigen Rückgangs ergeben hat. Gut möglich, dass langfristige Nachfrage auf der anderen Seite dem Angebot heimischer institutioneller Investoren gegenüberstand.
Kommt man zu den Motiven des heutigen Stimmungsumschwungs, sind es wohl nicht nur die Stimmen der Warner gewesen, die die von uns befragten Akteure zu dem per Saldo ausgesprochen vorsichtigen Verhalten motiviert haben. Vielmehr dürfte angesichts des über Wochen schleppenden Aufwärtsmomentums des DAX die Angst umgehen, dass es angesichts der niedrigen Volatilität plötzlich zu einer heftigen Gegenbewegung nach unten kommen könnte. Es ist vermutlich ein solch deutlicher Rücksetzer, auf den die neuen Pessimisten von heute warten, um auf niedrigerem Niveau (möglicherweise zwischen 15.350 und 15.400 DAX-Zählern) wieder als Nachfrager aufzutreten.
Damit befindet sich der DAX weiterhin in einer günstigen Situation, wobei der heute ermittelte Pessimismus in der relativen Betrachtung auf Sicht von drei Monaten nicht besonders ausgeprägt ist. Deswegen ist auf der anderen Seite im Falle eines weiter steigenden Börsenbarometers die Wahrscheinlichkeit einer damit einhergehenden Short-Squeeze nicht wirklich hoch.
19. April 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 29% | 46% | 25% |
ggü. letzter Erhebung | -13% | +17% | -4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.860 (+160 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -17 Punkte (-30 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 39% | 35% | 26% |
ggü. letzter Erhebung | -1% | -2% | +3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.860 (+160 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +4 Punkte (+1 Punkt zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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