Der Kursanstieg des DAX ohne Atempause im Wochenverlauf bringt die Bären in Bedrängnis. Für Joachim Goldberg ist es eine günstige Ausgangslage für weitere Rekorde.
1.000 Punkte ist der DAX im Verlauf seit vergangenen Mittwoch angestiegen. Und damit den hiesigen Profis auf der Shortseite in den Rücken gefallen. Das Bärenlager ist um 10 Prozent angewachsen, 4 Prozent haben Aktien verkauft, 6 Prozent sind von der Seitenlinie gekommen. Der Sentiment-Index fällt auf die Nulllinie. Joachim Goldberg sieht dahinter Skepsis, auch, weil es keine günstigen Einstiegschancen gab. Anders bei den Privaten, deren Glaube an einen Jahresendspurt anhält mit einem Sentiment-Index bei +18 Punkten ohne nennenswerte Verschiebung.
Die Kursgewinne bei steigendem Pessimismus hiesiger Anlegerinnen und Anleger deutet für den Verhaltensökonom auf langfristige Kapitalzuflüsse und viele neue Short-Positionen unter Wasser, die ab 19.690/750 Punkten eine Stütze bilden. An der Oberseite können die vielen Bullen durch Gewinnmitnahmen eine Short-Squeeze verhindern. Unterm Strich also positive Vorzeichen.
4. Dezember 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Eine Sentiment-Woche der DAX-Superlative liegt hinter uns. Allein drei neue Allzeithochs und das erstmalige Überschreiten der 20.000-Marke schlagen zu Buche. Und wir sprechen seit vergangenem Mittwoch von einem Kursplus von 4,9 Prozent, ohne dass es dabei zu größeren Rücksetzern gekommen wäre. Für all diejenigen, darunter wohl viele Privatanleger, vermutlich ein Freudenfest, die über die vergangenen Monate hinweg an ihren Long-Positionen festgehalten haben.
Im Gegensatz dazu gab es bei den institutionellen Investoren weniger Grund zur Freude. Vor allem für die erst in der Vorwoche hinzugekommenen Bären dürfte der plötzliche Anstieg des Börsenbarometers von zeitweise mehr als 1.000 Punkten (gerechnet vom Wochentief) seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung schmerzhaft gewesen sein. Und möglicherweise haben sich manche die Frage gestellt, ob angesichts der makroökonomisch nicht gerade ermutigenden Situation hierzulande ein solcher DAX-Anstieg gerechtfertigt sei.
Hier Skepsis …
Die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont waren es jedenfalls nicht, die für den kräftigen Anstieg des DAX gesorgt haben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 14 Punkte auf einen neuen Stand von Null gefallen. Nachdem bereits in der Vorwoche neue bearishe Investoren auf den Plan getreten waren, hat sich nun deren Gruppe noch einmal um 10 Prozentpunkte erhöht. Zum einen handelt es sich dabei um ehemalige Bullen, die vermutlich in der Nähe der bisherigen Rekordstände vom Oktober ihre Position um 180 Grad (es handelt sich um 40 Prozent der Wechselwilligen) auf „short“ gedreht haben. Zum anderen um vormals neutral eingestellte Akteure, die sich mit dem deutlichen Kursanstieg weder anfreunden konnten noch bereit waren, auf eine Fortsetzung der Dezember-Rallye zu wetten.
Auf diese Rallye scheinen die Privatanleger nach wie vor zu setzen, sowohl diejenigen, die wir über Social Media befragten, als auch die übrigen Anlegenden. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel ist lediglich um einen Punkt auf einen neuen Stand von +18 zurückgegangen, wobei die Polarisierung zwischen Bullen und Bären (bei Letzteren geringfügig stärker) gegenüber der Vorwoche etwas angezogen hat. Der Drang zu Gewinnmitnahmen ist also überschaubar geblieben.
… dort Glaube an Aufwärtstrend
Während also die Privatanleger offenbar auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends setzen, bleiben die institutionellen Pendants skeptisch. Deswegen hat sich die Stimmungskluft zwischen beiden Panels vergrößert. Unter dem Strich fällt auf, dass bei den institutionellen Investoren auf der Bärenseite kaum jemand bereit war, die Notbremse zu ziehen. Möglicherweise auch, weil es seit unserer vergangenen Erhebung nur geringfügig bessere Einstiegsmöglichkeiten für Möchtegern-Bullen gegeben hat.
Auch wenn sich nun unser Börse Frankfurt Sentiment-Index auf der neutralen Nulllinie befindet, zeigt die jüngste Entwicklung, dass sich die Gruppe der Bären während der vergangenen beiden Wochen um 18 Prozentpunkte erhöht hat. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen ist in einem steigenden Markt aktiv geworden, ohne dass es seither zu einem nennenswerten Rücksetzer des Börsenbarometers gekommen ist – ein Indiz für langfristige Kapitalzuflüsse. Gleichzeitig dürften sich viele dieser neuen Short-Positionen bereits unter Wasser befinden. Und vorzugsweise werden diese Engagements darauf warten, auf niedrigerem Niveau (vermutlich im Bereich 19.690/750) zurückgedeckt zu werden. Auf der anderen Seite sollte es bei einem weiteren DAX-Anstieg auf neue Rekordhochs für die Bären schwierig werden, ihre Position Dritten gegenüber zu rechtfertigen. Allein die Tatsache, dass sich auf der anderen Seite immerhin eine gleich hoher Anteil von Bullen befindet, die bei einem weiteren DAX-Anstieg möglicherweise Gewinne realisieren, dürfte jedoch einer veritablen Short-Squeeze im Bärenlager im Wege stehen. Aber positiv sind die Vorzeichen für das Börsenbarometer allemal.
Von Joachim Goldberg
4. Dezember, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 40% | 40% | 20% |
ggü. letzter Erhebung | -4% | +10% | -6% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 20.190 Punkte (+950 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: 0 Punkte ( -14 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 51% | 33% | 16% |
ggü. letzter Erhebung | +1 | +2% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 20.190 Punkte (+950 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: 18 Punkte (-1 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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