Für die meisten Investoren fiel der jüngste DAX-Rücksetzer nicht groß genug aus, um neue bullishe Engagements einzugehen.
Eigentlich mögen Börsianer Rücksetzer am Aktienmarkt, solange diese nicht als böse Überraschung daherkommen. Tatsächlich traf die jüngste Korrektur beim DAX die Mehrheit der von uns befragten Investoren weder unvorbereitet, noch fiel sie allzu heftig aus. Eher bewegte sich das Börsenbarometer in beschaulichem Tempo leicht nach unten. Während Privatanleger dies nutzten und teilweise Gewinne einstrichen, fanden die institutionellen Investoren die Abwärtskorrektur des DAX bislang wohl nicht groß genug, um erneute bullishe Engagements zu rechtfertigen. Joachim Goldberg vermutet, dass diese erst auf deutlich niedrigerem Niveau eingegangen werden dürften.
28. Juni 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nun hat der DAX das geliefert, was sich nach dem Stimmungsbild der vergangenen Woche die Mehrheit bei den institutionellen Investoren, insbesondere aber auch bei den Privatanlegern erhofft hatte: Einen Rücksetzer, der vom jüngsten Allzeithoch gerechnet zweitweise immerhin einem Minus von rund 4,3 Prozent entsprach, verteilt auf sechs Handelstage. Mit anderen Worten: Bei der jüngsten Korrektur des DAX ist es relativ gemächlich zugegangen.
Nun ist noch nicht ganz klar, ob die Abwärtskorrektur des DAX bereits beendet ist oder ob es doch noch einen Nachschlag gibt. Denn für viele Akteure mag das verbliebene Minus von 1,2 Prozent seit unserer vergangenen Stimmungserhebung (im Punktvergleich) fast schon zu dürftig ausgefallen sein. Zumal einige Kommentatoren in den USA nicht müde wurden zu erwähnen, dass der dortige S&P 500-Aktienindex statistisch gesehen für einen Rücksetzer von mehr als 3 Prozent längst überfällig sei. Im Gegensatz zum DAX blieb es bislang allerdings nur bei einer Korrektur von zeitweise rund 2,7 Prozent. Insgesamt hatte es während der vergangenen Tage aber nicht den Anschein, als hätten viele Akteure Fracksausen bekommen, als es mit den Aktien nach unten ging.
Höhere Risikoprämie gefragt
Eigentlich lieben es Börsianer, wenn sich Abwärtskorrekturen eher schrittweise und nicht zu heftig vollziehen, weil dann die subjektiv wahrgenommene Chance besteht, in Ruhe einen günstigen Einstieg in den Markt auf der Käuferseite zu finden. Doch haben die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont von diesem „Kaufangebot“ praktisch keinen Gebrauch gemacht. Im Gegenteil: Die Stimmung hat sich, gemessen an unserem Börse Frankfurt Sentiment-Index gegenüber der Vorwoche sogar um 8 Punkte auf einen neuen Stand von -25 verschlechtert. Dabei geht die Zunahme im Bärenlager fast vollumfänglich zulasten vormals neutral gestimmter Akteure, die sich offensichtlich einen noch größeren Rücksetzer beim DAX ausgerechnet haben. Von Kaufinteresse jedenfalls bleibt unter dem Strich keine Spur.
Anders bei den Privatanlegern, wo sich die Stimmung gegenüber der Vorwoche wieder etwas verbessert hat. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel steigt jedenfalls um 7 Punkte auf einen neuen Stand von -17. Aufgrund von Gewinnmitnahmen hat sich die Gruppe der Pessimisten um 5 Prozentpunkte reduziert, wobei sich etwas weniger als die Hälfte der ehemaligen Bären direkt auf die Bullenseite begeben und somit ihre Position um 180° gedreht hat.
Die Plätze getauscht
Mit der heutigen Befragung haben die institutionellen und die privaten Investoren hinsichtlich ihrer Stimmung ihre Position getauscht. Waren in der Vorwoche noch die Privatanleger erheblich negativer eingestellt als ihre institutionellen Pendants, sind letztere nun pessimistischer – die Stimmungskluft zwischen beiden Gruppen ist übrigens betraglich gleich geblieben.
Interpretieren lässt sich das Ergebnis der heutigen Umfrage so, dass anscheinend ein Teil der Privatanleger mit dem bisherigen Rücksetzer des DAX bereits zufrieden ist und die bisherigen Korrekturen schon für beendet hält. Die institutionellen Investoren bleiben hingegen überwiegend pessimistisch; in der relativen Betrachtung auf Sicht von drei und sechs Monaten zeichnet sich sogar bei ihnen wieder ein etwas deutlich ausgeprägter Pessimismus ab. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist jedenfalls, dass der DAX trotz der jüngsten Abgaben der institutionellen Investoren rund die Hälfte seines zwischenzeitlichen Wochenverlusts seit unserer vergangenen Erhebung bereits wieder wettgemacht hat.
Per Saldo hat sich die Situation für den DAX leicht gebessert, wobei allerdings mit substanzieller Nachfrage aus vorgenannten bearishen Engagements wahrscheinlich erst gerechnet werden kann, wenn sich das Börsenbarometer in den Bereich von 15.625/15.675 zurückgebildet hat.
28. Juni 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 24% | 49% | 27% |
ggü. letzter Erhebung | 0% | +8% | -8% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.930 (-190 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -25 Punkte (-8 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 28% | 45% | 27% |
ggü. letzter Erhebung | +2% | -5% | +3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.930 (-190 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -17 Punkte (+7 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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