Maue Stimmung am Aktienmarkt reizt auch immer weniger Trading-orientierte Akteure zum wöchentlichen Seitenwechsel. Und nach unten hält Goldberg den Boden inzwischen für weniger stabil.
Angesichts wieder steigender Unsicherheit haben deutsche Bluechips erneut verloren. Gleichzeitig scheint die Bereitschaft der von uns befragten Investorinnen und Investoren, die kleine Handelsspanne zwischen ca. 15.700 und 16.250 für Gewinne zu nutzen, gesunken zu sein, wie Joachim Goldberg vermutet. 6 Prozent der Profis haben Aktien verkauft, "mit kleinen Gewinnen", 3 Prozent sind jetzt short, der Rest an der Seite.
In der anderen Gruppe hält sich der Pessimismus stabil. Der Verhaltensökonom denkt, die Gewinne, d.h. der Kursrückgang sei noch zu niedrig, um bearishe Engagements profitabel zu schließen.
Unterm Strich stehen die Sentiment-Indizes beider mit -14 und -20 Punkten nicht mehr so weit auseinander. Goldberg wertet das als neutral. Jedoch hätten an der Unterseite auch 15.700 Punkte noch nicht wirklich zu Rückkäufen motiviert.
16. August 2023. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Der beste Freund haussierender Aktienmärkte sind bearishe Fondsmanager. Zu diesem Schluss könnten regelmäßige Beobachter unserer Sentiment-Umfragen kommen. Verfolgt man die jüngste Umfrage der Bank of America (BofA) unter internationalen Fondsmanagern, könnte man befürchten, dass zumindest ein Teil des Rückenwindes, von dem Aktien während der vergangenen Monate profitiert haben, jetzt wegzubrechen droht. Denn nur noch netto 11 Prozent der Fondsmanager in der gestern publizierten BofA-Umfrage gaben an, global in Aktien untergewichtet zu sein. Zur Erinnerung: Im September 2022 betrug dieser Saldo noch 52 Prozent! Mit anderen Worten: Seit jener Zeit sind von den Fondsmanagern in großem Stil bearishe Positionen gedeckt worden, was sich letztlich in deutlich steigenden Aktienkursen niedergeschlagen hat.
Beim hiesigen DAX sind die Kurse seit unserer vergangenen Stimmungserhebung allerdings nicht gestiegen, was unter anderem auch auf die jüngst immer deutlicher gewordenen wirtschaftlichen Probleme Chinas zurückzuführen sein dürfte, die auch hierzulande stärker thematisiert wurden. Aber auch die deutlich gestiegenen Renditen etwa für Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit hierzulande und in den USA gaben nicht gerade Anlass zur Freude für Aktienbullen.
Mit bescheidenem Gewinn zufrieden
Dies führte auch zu einer Verschlechterung der Stimmung der von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont. Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 9 Punkte auf einen neuen Stand von -14 gefallen. Dabei hat sich das Bullenlager bemerkenswerterweise um 6 Prozentpunkte reduziert, wobei sich die Abgänge zu gleichen Teilen auf die bearishen und neutral gestimmten Investoren verteilen. Ein Teil der früheren Bullen hat sich – gemessen am Erhebungskurs der vergangenen Woche – also mit einem recht bescheidenen Gewinn begnügt.
Bei den Privatanlegern hat sich dagegen kaum etwas getan. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel ist um einen Punkt auf einen neuen Stand von -20 gefallen, wobei sich die Polarisierung zwischen Bullen und Bären geringfügig erhöht hat.
Mit der heutigen Erhebung wird nicht nur deutlich, dass sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren im Vergleich zur Vorwoche verringert hat. Vielmehr zeigt sich, dass die Bereitschaft, eine gedachte Handelsbandbreite zwischen ca. 15.700 und 16.250 Zählern zu „spielen“, deutlich abgenommen hat. Tatsächlich hat sich fast die Hälfte dieser eher kurzfristig orientierten Range-Trader aus der Vorwoche verabschiedet, obgleich diese Strategie in den Wochen zuvor durchaus erfolgreich gewesen sein dürfte. Mit anderen Worten: Es hat sich eine gewisse Angst breitgemacht, dass die Unterseite vorgenannter Bandbreite womöglich doch weicher sein könnte, als ursprünglich angenommen.
Sicherheit geht vor
Davon gehen übrigens auch die Privatanleger aus, wenn auch aus anderen Gründen. Denn deren Pessimismus ist nun schon seit einigen Wochen erkennbar, wobei der bisherige Rücksetzer beim DAX – im Wochenvergleich verlor das Börsenbarometer rund 0,8 Prozent – wahrscheinlich noch nicht deutlich genug ausgefallen ist, um bearishe Engagements profitabel zurückzudecken.
Betrachtet man den neuerlichen Pessimismus der institutionellen Investoren, liegt der heute ermittelte Börse Frankfurt Sentiment-Index mit -14 auf dem Stand des Index zu Beginn des zweiten Halbjahres, und auch im Vergleich auf drei und sechs Monate ergeben sich ähnliche Werte, weswegen die Stimmung und Positionierung der Investoren eigentlich als neutral einzustufen ist. Allerdings hat der Appetit, im Vertrauen auf die vorgenannte Bandbreite zu setzen, deutlich nachgelassen, nicht zuletzt, weil die im Bereich von 15.700 Zählern immer wieder erkennbare Nachfrage zumindest einen Teil der von uns befragten aktiveren Investoren bislang nicht zu Rückkäufen motiviert hat.
von Joachim Goldberg
16. August 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 30% | 44% | 26% |
ggü. letzter Erhebung | -6% | +3% | +3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.800 (-120 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -14 Punkte (-9 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 28% | 48% | 24% |
ggü. letzter Erhebung | +1% | +2% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.800 (-120 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -20 Punkte (-1 Punkt zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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