Auf die Nachrichtenvolten reagierten mittelfristige Anlegerinnen und Anleger mit Positionierungen in beide Richtungen. Was das für den Markt bedeutet, weiß Joachim Goldberg.
Unterm Strich hat sich der DAX seit vergangenem Mittwoch kaum bewegt, im Verlauf waren etliche Investorinnen und Investoren aktiv. Gut ein Viertel der Profis hat sich von der Seitenlinie aus positioniert. Und ist zu annähernd gleichen Teilen sowohl long als auch short gegangen. Joachim Goldberg bewertet die Polarisierung der Profis als ausgewogen für den Markt. Der DAX sei in einer breiten Range, „eingesperrt“. Der Verhaltensökonom erwartet an der Unterseite ab 20.950 Punkte Nachfrage, an der Oberseite /990 DAX-Zählern, auf der anderen Seite erstes größeres Angebot von den Bullen ab 22.100 Punkte.
Ganz anders sieht die Reaktion der Privaten aus, von denen 12 Prozent Aktien verkauft und 17 Prozent short gegangen sind. Mit zwei Sentiment-Indizes von -13 und -5 Punkten liegen beide wieder näher beieinander und im pessimistischen Bereich. Allein aus sentimenttechnischer Sicht habe sich die Situation des DAX nicht verschlechtert.
5. Februar 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Wie sich die Bilder der vergangenen beiden Sentiment-Wochen gleichen! Kaum hatten die Börsianer Mitte vergangener Woche den Aufruhr um das KI-Modell eines chinesischen Startup namens DeepSeek weitgehend verarbeitet, gelang es dem DAX in der Folge, immerhin drei neue Allzeithochs zu markieren. Dann war wieder einmal Montag, und dieses Mal waren es die angekündigten Zölle von US-Präsident Donald Trump für Mexiko, Kanada und China vom Wochenende, die den DAX gen Süden schickten – zwischenzeitlicher Kursverlust: 2,5 Prozent, etwas mehr als am vorvergangenen Wochenbeginn.
Nun scheinen sich die Aktienmärkte hinsichtlich der Trump’schen Beschlüsse vorerst beruhigt zu haben, obgleich die geplanten Zölle für Mexiko und Kanada keineswegs aufgehoben sind, sondern deren Inkrafttreten lediglich um einen Monat verschoben wurde. Dies mag für viele Marktteilnehmer in der Wahrnehmung einer mentalen Diskontierung eines Verlustes gleichgekommen sein, frei nach dem Motto: Hauptsache, bezahlt werden muss nicht heute, sondern erst in der Zukunft. Es gab sogar Kommentatoren, die von einem Bluff Donald Trumps sprachen. Obgleich die neuen Zölle für China bislang nicht vertagt wurden und für Europa das Ausmaß einer zu erwartenden Zoll-Maßnahme noch nicht einmal feststeht. Immerhin gelang es dem Börsenbarometer, etwas Boden gutzumachen, aber es bleibt seit vergangenem Mittwoch ein Wochenverlust von 0,4 Prozent bestehen.
Klare Meinung
Dass die von uns in der vergangenen Woche befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont für längere Zeit mehrheitlich (es handelt sich um 48 Prozent aller Befragten) eine neutrale Haltung einnehmen würden, war unterdessen kaum zu erwarten. Und tatsächlich verlor die Gruppe der neutral gestimmten Investoren bei der heutigen Umfrage über die Hälfte ihrer Mitglieder. Weil sich aber diese 27 Prozent aller Befragten fast gleichmäßig auf Bullen und Bären verteilten, fiel unser Börse Frankfurt Sentiment-Index gegenüber der Vorwoche gerade einmal um einen Punkt, allerdings zum dritten Mal in Folge. Mit anderen Worten: Die heutige Erhebung ergab eine starke Polarisierung zwischen Bullen und Bären.
Unterdessen zeichnet sich bei den Privatanlegern eine klare neue Meinungsbildung ab. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel fällt deutlich um 19 Punkte auf einen neuen Stand von -5. Dieser starke Stimmungsumschwung geht in erster Linie auf die über Social Media befragten Privatanleger zurück, die vielfach ihre Meinung um 180 Grad von bullish auf bearish gedreht haben – eine ungewöhnliche Konstellation, da sich diese Untergruppe seit Monaten normalerweise immer viel optimistischer als die übrigen Privatanleger präsentiert. Am Ende zeigt das gesamte Panel zum ersten Mal seit April 2024 unter dem Strich eine pessimistische Einstellung.
Gefangen im Korridor
Mit der heutigen Befragung sind Privatanleger und institutionelle Investoren stimmungstechnisch wieder zusammengerückt, so dass die Sentiment-Kluft recht schmal geworden ist. Dabei repräsentiert die zuletzt hohe Polarisierung zwischen Bullen und Bären bei den institutionellen Investoren eine deutliche, aber ausgewogene Positionierung. Engagements, die dafür sorgen, dass der DAX gewissermaßen, wenn auch in einer breiten Range, „eingesperrt“ ist. Denn wir erwarten an der Unterseite von den Bären erste Nachfrage aus Gewinnmitnahmen nach wie vor im Bereich von 20.950/990 DAX-Zählern, auf der anderen Seite erstes größeres Angebot von den Bullen zwischen 22.100 und 22.150.
Betrachtet man indes den Pessimismus der institutionellen Investoren unter dem Strich, ist dieser mit einem Börse Frankfurt Sentiment-Index von -13 zwar auf dem niedrigsten Stand in diesem Jahr, aber dennoch überschaubar und könnte angesichts des drohenden Handelsungemachs mit den USA durchaus auch höher ausgefallen sein. Allein aus sentimenttechnischer Sicht hat sich die Situation des DAX indes nicht verschlechtert.
Von Joachim Goldberg
5. Februar 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 33% | 46% | 21% |
ggü. letzter Erhebung | +13% | +14% | -27% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 21.410 Punkte (-90 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende:-13 Punkte (-1 Punkte zur letzten Erhebung)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 37% | 42% | 21% |
ggü. letzter Erhebung | -12% | +7% | +5% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 21.410 Punkte (-90 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: -5 Punkte (-19 Punkte zur letzten Erhebung)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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