Private wie Profis wollen sich nicht zu weit aus dem Short-Fenster lehnen, setzen zögerlich auf steigende Preise zum Jahresende – mit Unterstützung aus dem Ausland, vermutet Joachim Goldberg.
Stimmungsumschwung bei den professionellen Investoren: 10 Prozent sind gegenüber der Vorwoche long, 7 Prozent haben ihre Short-Engagements geschlossen. Joachim Goldberg vermutet, dass diese Akteure vor der anstehenden Notenbanksitzung nicht zu stark auf der Bärenseite exponiert sein wollten und den Rücksetzer zum Eindecken genutzt haben. Der Sentiment-Index steigt auf -4 Punkte. Auch von den privaten Anlegern haben 4 Prozent glattgestellt und mit 2 Prozent einige gekauft. Der Verhaltensökonom vermutet, dass die Ex-Bären insgesamt auch einiges an Gewinn gemacht haben.
Zudem kämen Käufe internationaler Investoren hinzu, die ihre extreme Untergewichtung in europäischen Aktien langsam aufgeben würden. Unterm Strich sieht Goldberg die heimischen Investoren "ohne größere Schieflagen" und für eine Konsolidierung gewappnet, jedoch nicht für größere Gewinne.
14. Dezember 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die heutige Stimmungserhebung fand zu einem besonderen Zeitpunkt statt: nach den gestern publizierten US-Inflationsdaten und vor wichtigen Sitzungen diverser Notenbanken. Die größte Bedeutung dürfte dabei wohl der heute Abend nach unserer Zeit endenden Zusammenkunft des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) beigemessen werden. Allerdings herrscht unter den Börsianern weitgehend Einigkeit darüber, dass die Fed den Leitzins um 50 Basispunkte anheben wird.
Viel interessanter dürften dagegen die aktualisierten Wachstums- und Inflationsprognosen sowie vor allem die neuesten Leitzinsvorhersagen der FOMC-Mitglieder (Dot-Plots) sein. Werden sie die zuletzt besser als vielerorts befürchtet ausgefallene Entwicklung der Konsumentenpreise bei ihren Einschätzungen berücksichtigen und möglicherweise ihren falkenhaften Kurs drosseln? Für rekordhohe 90 Prozent der internationalen Fondsmanager ist es jedenfalls klar, dass die globale Inflationsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten niedriger als heute sein wird. Das ergibt sich aus der neuen Umfrage der Bank of America (BofA), die gestern für den Monat Dezember veröffentlicht wurde.
Die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont haben auf die jüngsten Entwicklungen erneut mit einem deutlichen Stimmungsumschwung reagiert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 17 Punkte auf einen neuen Stand von -4 gestiegen. Offenbar hat sich bei einem Teil der in der Vorwoche aufgetretenen Pessimisten die Meinung durchgesetzt, dass es nicht von Vorteil sei, bei den bevorstehenden Notenbanksitzungen allzu exponiert zu sein. Gut möglich aber auch, dass der zwischenzeitliche Rücksetzer des DAX von rund 1,6 Prozent seit unserer vergangenen Stimmungserhebung zu Eindeckungskäufen genutzt wurde. Die Gruppe der Bullen hat auf jeden Fall einen Zuwachs von 10 Prozentpunkten erfahren, wobei sich dieses Plus per Saldo aus 70 Prozent ehemaliger Bären speist.
Keine zu deutliche Positionierung
Bei den Privatanlegern zeigt sich zur heutigen Erhebung ein leicht gestiegener Optimismus: Der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist in dieser Gruppe um 6 Punkte auf einen neuen Stand von +4 gestiegen, wobei sich die Reduktion bei den Pessimisten von 4 Prozentpunkten zu gleichen Teilen auf Bullen und neutral gestimmte Investoren verteilt.
Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren wieder deutlich verringert. Dabei ist der erneute Sentiment-Umschwung bei den Institutionellen innerhalb kurzer Zeit angesichts der nicht gerade auffallenden Handelsbandbreite von rund 3,3 Prozent bemerkenswert, wenngleich angesichts der bevorstehenden Ereignisse auch verständlich. Zumal etliche der betroffenen Investoren ihre Engagements mit einem kleinen Gewinn abschließen konnten.
Internationale Nachfrage trägt Trend
Dass sich der DAX zum Erhebungszeitpunkt mit einem Plus von 0,6 Prozent gegenüber dem vergangenen Mittwoch präsentiert, dürfte also überwiegend auf heimische Nachfrage zurückzuführen sein, verdankt sich möglicherweise aber auch internationalem Kaufinteresse. Letzteres hat auf jeden Fall zum seit Ende September bestehenden Aufwärtstrend des DAX deutlich beigetragen, will man oben genannter BofA-Umfrage Vertrauen schenken. Denn nur noch netto 10 Prozent der internationalen Fondsmanager gaben an, in Aktien der Eurozone untergewichtet zu sein; Anfang September betrug besagte Untergewichtung noch rekordverdächtige 42 Prozent!
Sollte sich diese Untergewichtung in den kommenden Wochen weiter reduzieren, würde dies den positiven Trend des DAX verstärken. Die heimischen Investoren sind unter dem Strich ohne größere Schieflagen und gleichzeitig aber auch nur für eine Konsolidierung, nicht jedoch für einen größeren Trend gerüstet.
14. Dezember 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 35% | 39% | 26% |
ggü. letzter Erhebung | +10% | -7% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.440 (+90 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -4 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -21 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 40% | 35% | 25% |
ggü. letzter Erhebung | +2% | -4% | +2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.440 (+90 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +5 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -1 Punkt)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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