Der Markt, wie auch die hiesigen Anlegerinnen und Anleger bleiben ruhig bis bullish – wobei nach Ansicht von Goldberg in dieser Situation der Optimismus als Kontraindikator funktionieren könnte, also bremsend.
Trotz der schwierigen Nachrichtenlage bleibt der Aktienmarkt stabil, sind deutsche Bluechips seit vergangenen Mittwoch sogar um einiges wieder gestiegen. Auch der Optimismus der hiesigen Anleger mit mittelfristigem Zeithorizont hält sich. 4 Prozent der Profis haben verkauft. Joachim Goldberg vermutet, dass das DAX-Plus zu niedrig ausgefallen sei für stärkere Gewinnmitnahmen. Er sieht viele Depots der professionellen Bullen noch unter Wasser. Bei den Privaten hätten mit 4 Prozent einige Bären die Gewinne aus ihren Short-Positionen mitgenommen. Beide Sentiment-Indizes stehen mit +29 und +19 Punkten weiter auf der sonnigen Seite.
Der Verhaltensökonom sieht den Optimismus insgesamt noch als Belastung für eine "freie Fahrt nach oben". Ab 15.450/500 Punkten rechnet er weiter mit Glattstellungen, bzw. Verkäufen, ebenfalls bei 15.650. Und die Unterseite sei unterhalb von 15.100/150 nicht mehr gut abgesichert.
11. Oktober 2023. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Auch wenn man meinen könnte, dass der schreckliche Krieg im Nahen Osten und die Vielzahl der damit verbundenen möglichen Ergebnisse auf der geopolitischen Bühne den Fokus der Marktteilnehmer verschoben haben sollten, scheinen die Börsianer dies- und jenseits des Atlantiks schon längst wieder andere Schwerpunkte zu setzen. Zumal mit den jüngsten Kommentaren einiger Vertreter des Offenmarktausschusses der US-Notenbank die Hoffnung wiederaufgelebt ist, dass die Fed auf weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation zunächst verzichten könnte.
Auf den ersten Blick könnte man jedenfalls behaupten, dass die seit vergangenem Freitag deutlich gesunkenen Anleiherenditen auch dem DAX Flügel verliehen haben. Denn entgegen allen geopolitischen Risiken ist das Börsenbarometer seit unserer vergangenen Stimmungserhebung zeitweise um knapp 3 Prozent gestiegen – das meiste davon ist auch in der wöchentlichen Stichtagsbetrachtung erhalten geblieben.
Am Ende hat der DAX die von uns avisierte Abgabezone für institutionelle Investoren bei 15.450/500 Punkte bis auf wenige Zähler erreicht. Dies mag auch der Grund dafür gewesen sein, dass nur wenige Optimisten bislang dem DAX den Rücken gekehrt haben: Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index der mittelfristig orientierten Investoren ist lediglich um 4 Punkte auf einen neuen Stand von +25 zurückgegangen. Tatsächlich hat es per Saldo auch nur Gewinnmitnahmen vormals bullish eingestellter Akteure in einer Größenordnung von 4 Prozent aller Befragten gegeben. Interessant ist jedenfalls, dass sich kaum jemand direkt auf die Short-Seite getraut hat.
Niemand will short gehen
Bei den Privatanlegern ist es zu einer Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung gekommen, so dass der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels um 4 Punkte auf einen neuen Stand von +23 gestiegen ist. Auch hier ist es lediglich zu Gewinnmitnahmen, allerdings ehemaliger Pessimisten, gekommen, kaum aber zu Positionswechseln direkt von „bearish“ auf „bullish“.
Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren bis auf 2 Sentiment-Punkte verringert. Auf den ersten Blick bemerkenswert ist natürlich, dass das positive Sentiment bei den institutionellen Investoren nur geringfügig zurückgegangen ist. Mit anderen Worten: Ist der DAX-Gewinn seit unserer vergangenen Erhebung zu niedrig ausgefallen, um Gewinnmitnahmen der institutionellen Investoren zu provozieren? Oder handelt es sich womöglich gar um einen nachhaltigen Optimismus?
Altpositionen belasten
Auf jeden Fall darf man nicht vergessen, dass sich viele der seit einigen Wochen bullishen Engagements zwischenzeitlich deutlich unter Wasser befanden und viele der betroffenen Akteure noch nicht ihre einstigen Einstandspreise wiedergesehen haben, um sich aus diesen Positionen zumindest ohne Verlust zu befreien.
Insgesamt macht die heutige Sentiment-Befragung deutlich, dass der Optimismus der einzelnen Investoren immer noch zu hoch ist, um dem DAX freie Fahrt nach oben zu gewährleisten. Denn nach wie vor droht Angebot in Folge von Gewinnmitnahmen bzw. Glattstellungen aus bullishen Positionen im Bereich um 15.450/500, aber auch auf dem Niveau von 15.650 Zählern. Wenig spricht jedenfalls dafür, dass die Investoren tatsächlich größere Buchgewinne auf dem Tisch liegen lassen. Im gleichen Zuge ist die Unterseite, insbesondere unterhalb von 15.100/150, nicht gut abgesichert.
11. Oktober 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 54% | 29% | 17% |
ggü. letzter Erhebung | -4% | unv. | +4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.400 (+400 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +25 Punkte (-4 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 52% | 29% | 19% |
ggü. letzter Erhebung | unv. | -4% | +4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.400 (+400 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +23 Punkte (+4 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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