Deutsche Bluechips halten sich im positiven Bereich, was einige Profis zum Aufgeben bringt und Private zum Kasse machen verleitet. Das verschlechtere die Lage für weitere Kursgewinne, bewertet Goldberg das Sentiment.
Der DAX steigt weiter und zumindest die professionellen Investoren scheinen genug von der Skepsis zu haben. 7 Prozent sind in Aktien eingestiegen, ganze 9 Prozent haben Short-Engagements geschlossen. Der Sentiment-Index steigt auf +13 Punkte. Anders die Privaten: 3 Prozent haben Aktien verkauft, 4 Prozent sind auf die Short-Seite gewechselt. Das Stimmungsbarometer dieser Gruppe fällt auf +3 Punkte. Gewinnmitnahmen vermutet Joachim Goldberg in diesem Fall. Den Profis könnte trotz der "berechtigten" Skepsis in der Marktberichterstattung einfach die Geduld ausgegangen sein. Nach Ansicht des Verhaltensökonoms lagen die Bären schon länger unter Wasser.
Unterm Strich stelle die heutige Erhebung eine leichte Belastung für den DAX dar. An der Oberseite rechnet Goldberg ab 16.000 DAX-Punkten mit Gewinnmitnahmen der Bullen, an der Unterseite fehle jetzt ab 15.330/15.380 Unterstützung.
12. April 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nun ist aufgrund der Osterfeiertage die Handelsspanne des DAX fast schon erwartungsgemäß mit 1,6 Prozent vergleichsweise gering geblieben. Was allerdings auffällt, ist, dass das Börsenbarometer zum Erhebungszeitpunkt nicht nur zum vierten Mal hintereinander keinen Wochenverlust zeitigt, sondern fast am Jahreshoch notiert. Dies ist insofern bemerkenswert, da die Marktkommentare weiterhin überwiegend – und durchaus ökonomisch gerechtfertigt – skeptischer Natur sind. Es sind aber nicht nur Wachstumssorgen oder erhöhte Spannungen zwischen China und Taiwan, die vielen Strategen und Kommentatoren auf das Gemüt schlagen. Auch der Start der Berichtssaison 2023 in den USA am kommenden Wochenende wirft seine Schatten voraus. Und an einer Straßenecke war zu hören, man solle doch nicht so starr an der Börsenregel „Sell in May“ festhalten und mit dem Verkauf von Aktien noch bis dahin warten, sondern vorsichtshalber schon im April damit beginnen.
Nun hätte man bei oberflächlichem Hinsehen durchaus den Eindruck bekommen können, dass sich die pessimistische Mehrheit der institutionellen Investoren vom vergangenen Mittwoch von einem leicht steigenden DAX (im Punktvergleich ergibt sich ein Wochenplus von 0,8 Prozent) normalerweise nicht aus der Ruhe bringen lassen würde. Doch im Gegensatz zu vielen skeptischen Kommentaren haben die von uns befragten Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont ihre Einschätzung deutlich geändert und offenbar die Geduld verloren. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 16 Punkte auf einen neuen Stand von +13 gestiegen. Im gleichen Zuge hat sich das Bärenlager um 9 Prozentpunkte reduziert, wobei sich mehr als drei Viertel der ehemaligen Pessimisten direkt zu den Bullen geschlagen, sprich ihre Engagements um 180 Grad gedreht haben. Damit befindet sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index auf dem zweithöchsten Stand dieses Jahres; nur vor drei Wochen war die Stimmung noch besser.
Privatanleger mit günstigerer Ausgangsbasis
Bei den Privatanlegern hat es indes eine Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung gegeben. In diesem Panel ist es nämlich zu Gewinnmitnahmen vormals optimistisch eingestellter Investoren gekommen. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist dort um 7 Punkte auf einen neuen Stand von +3 gefallen. Innerhalb dieser Bewegung ist die Gruppe der Optimisten um 3 Prozentpunkte geschrumpft, wobei sich die meisten von ihnen nicht nur mit Gewinnmitnahmen begnügt, sondern sich direkt auf die Bärenseite geschlagen haben – letztere hat auch noch einen kleinen Zuwachs durch vormals neutral eingestellte Akteure erfahren.
Mit der heutigen Stimmungserhebung besteht also weiterhin eine Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren, allerdings mit umgedrehtem Vorzeichen. Erstere sind nunmehr weniger optimistisch eingestellt als ihre institutionellen Pendants. Auf der anderen Seite wird deutlich, dass der jüngste DAX-Anstieg durchaus hausgemacht sein könnte, eben von institutionellen Investoren, die ihre Einstellung deutlich zum Positiven verändert haben.
Vorsichtig optimistisch
Auch wenn sich der heute ermittelte Optimismus der institutionellen Investoren auf dem zweithöchsten Niveau dieses Jahres befindet, kann man dennoch nicht von einer euphorischen Stimmung sprechen. Dies wird auch in der relativen Betrachtung auf drei und sechs Monate deutlich, auch wenn sich insgesamt hierbei höhere Index-Werte ergeben als in der absoluten Betrachtung, nicht zuletzt, weil die Akteure auf längere Sicht immer noch einen Grundpessimismus zeigen. Aber auch hier handelt es sich nur um die jeweils zweithöchsten Werte dieses Jahres.
Dennoch stellt die heutige Erhebung eine, wenn auch per se nicht kritische, Belastung für den DAX dar, da an der Oberseite Gewinnmitnahmen vermutlich spätestens knapp oberhalb von 16.000 DAX-Zählern einsetzen würden. Im gleichen Zuge ist die Unterseite aufgrund der jüngsten Positionsveränderungen unterhalb von 15.330/15.380 schlecht unterstützt.
12. April 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 42% | 29% | 29% |
ggü. letzter Erhebung | +7% | -9% | +2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.700 (+125 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +13 Punkte (+16 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 40% | 37% | 23% |
ggü. letzter Erhebung | -3% | +4% | -1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.700 (+125 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +3 Punkte (-7 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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