Während etliche Profis scheinbar günstige Einstiegschancen sehen und nutzen, ziehen private Anleger die Notbremse.
In getrennte Richtungen treibt es hiesige, mittelfristig agierende Anleger. Während von den Profis 13 Prozent Aktien gekauft haben, die alle vorher neutral positioniert waren, sind 9 Prozent der Privatanleger*innen short gegangen. Der DAX hat im betrachteten Zeitraum 500 Punkte verloren. Nach Ansicht von Joachim Goldberg haben die Profis offenbar die als günstig betrachteten Einstiegskurse am Quartalsbeginn zu Käufen genutzt während die Privatanleger mit Stopp-loss-Verkäufen die Reißleine gezogen haben. Die Sentiment-Indizes liegen bei +12 bzw. -15 weit auseinander.
In den vielen Optimisten auf der institutionellen Seite sieht der Verhaltensökonom eine Belastung für den DAX. Bei steigenden Kurse sollten sie ab 12.950 wieder als Verkäufer auftreten. Weitere Gefahr gehe von den Aktueren mit älteren Engagements, die bei weiteren Verluste die Notbremse ziehen müssten.
6. Juli 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es sind keineswegs nur die Kommentare in den Medien, die die gestiegenen Rezessionsängste der Akteure an den Finanzmärkten widerspiegeln. Gerade während der vergangenen Tage haben sich diese Befürchtungen vor allen Dingen in der Entwicklung der Renditen der US-Staatsanleihen niedergeschlagen. Und letztlich auch in den hiesigen Aktienmärkten. Hatte es zwischendurch aufgrund eines US-Feiertages so etwas wie eine Verschnaufpause im Abwärtstrend gegeben, musste der DAX gestern weiter Federn lassen. Denn die überschaubare zwischenzeitliche Erholung löste sich in Wohlgefallen auf: Das Börsenbarometer hat im Vergleich zu unserer vergangenen Sentiment-Erhebung erneut deutlich an Wert verloren – in der Spitze betrug der Verlust rund 5,4 Prozent. Stichtagsbezogen blieb immer noch ein Wochenminus von 3,8 Prozent übrig.
„Günstig“ eingestiegen
Nun scheinen die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont auf den neuerlichen Rückgang des DAX geradezu mit Trotz reagiert zu haben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 12 Punkte auf einen neuen Stand von +12 gestiegen. Dabei hat sich die Gruppe der neutral gestimmten Akteure gegenüber der Vorwoche per Saldo halbiert und liegt mit 14 Prozent aller Befragten nunmehr auf dem bisher niedrigsten Stand in diesem Jahr. Eine große Mehrheit von mehr als 90 Prozent der wechselwilligen Akteure hat dabei offenbar die „günstigen“ Einstiegskurse zu Quartalsbeginn zu Käufen genutzt und sich auf die Bullenseite geschlagen. Der überschaubare Rest bewegte sich indes zu den Bären.
Genau die entgegengesetzte Tendenz stellen wir dagegen bei den Privatanlegern fest. Auch diese Gruppe befand sich in der vergangenen Woche stimmungstechnisch auf der neutralen Nulllinie, allerdings ist hier der Börse Frankfurt Sentiment-Index auf einen neuen Stand von aktuell -15 gefallen. Dabei hat sich die Gruppe der Bären um 9 Prozentpunkte auf einen Anteil von 46 Prozent der Befragten, also auf den höchsten Stand dieses Jahres, vergrößert. Zwei Drittel dieser neuen Pessimisten rekrutieren sich übrigens aus ehemaligen Optimisten, von denen anscheinend ein Teil auf den neuerlichen DAX-Kursverlust mit Stopp-loss-Verkäufen reagiert hat.
Optimisten setzen weiter auf Erholung
Mit der heutigen Befragung hat sich nun eine deutliche Kluft zwischen institutionellen und privaten Investoren aufgetan. Während letztere mehrheitlich dem DAX vorerst keine signifikanten Kurssteigerungen mehr zutrauen wollen, scheinen etliche der institutionellen Investoren eine andere Ansicht zu vertreten. Zu dem bereits recht stattlichen Anteil an Optimisten von 36 Prozent aller Befragten, die seit Anfang Juni teilweise einem Kursverlust des DAX von über 2.000 Punkten zusehen mussten, hat sich mit der heutigen Befragung eine größere Gruppe neutral eingestellter Akteure hinzugesellt. Marktteilnehmer, die dem DAX offensichtlich eine ordentliche Erholung zutrauen.
Naturgemäß stellen die Optimisten, die auf der institutionellen Seite mittlerweile fast die absolute Mehrheit der Befragten stellen, eine Belastung für den DAX dar. Denn gerade die jüngsten Bullen mögen zwar für den Moment auf eine – durchaus mögliche – deutliche Erholung spekulieren, aber im Falle steigender Kurse dürften sie alsbald (möglicherweise zwischen 12.950 und 13.000 Zählern) wieder als Abgeber auftreten.
Die eigentliche Gefahr für den DAX geht allerdings von denjenigen aus, die dem DAX schon seit einigen Wochen die Treue halten und im Falle weiterer Verluste die Notbremse werden ziehen müssen.
6. Juli 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 49% | 37% | 14% |
ggü. letzter Erhebung | +13% | +1% | -14% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 12.600 (-500Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +12 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +0 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 31% | 46% | 23% |
ggü. letzter Erhebung | -6% | +9% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 12.600 (-500 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -15 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +0 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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