Privatanleger glauben zunehmend an steigende Kurse, während institutionelle Investoren anderes im Sinn haben
Nach Wochen gedrückter Stimmung stellen wir nun bei den Privatanlegern seit Mitte August eine deutliche Aufhellung fest. Auch wenn noch ein Rest Pessimismus verbleibt, ist das Sentiment in diesem Panel so gut wie seit rund vier Monaten nicht mehr. Unterdessen hat sich die Stimmung bei den institutionellen Investoren wieder eingetrübt – obwohl der DAX nach einem Rücksetzer in der Vorwoche zwischenzeitlich eindrucksvoll „zurückgekommen“ ist. Auf längere Sicht handelt es sich nach Ansicht von Joachim Goldberg beim jüngsten Pessimismus der institutionellen Investoren jedoch nicht um eine dramatisch negative Markteinschätzung. Vielmehr setzt ein Teil von ihnen auf eine breit angelegte Seitwärtsentwicklung.
30. August 2023. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Nun hat der DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung stichtagsbezogen 1,1 Prozent an Wert gewinnen können – beachtlich, wenn man bedenkt, was sich während dieses Zeitraums an Ereignissen abgespielt hat. Wer sich heute über diesen Kursgewinn freut, hat möglicherweise schon das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole zum vergangenen Wochenende längst vergessen. Oder auch den vergangenen Donnerstag, als der DAX während der Sitzung vom Tageshoch gerechnet in der Spitze 1,6 Prozent verlor. Interessanterweise blieb dieser vergleichsweise deutliche Einschlag ohne größere Folgen. Nicht zu vergessen die Maßnahmen der chinesischen Behörden zu Wochenbeginn zur Stützung des dortigen Aktienmarktes – etwa die Senkung der Stempelsteuer oder Verkaufsbeschränkungen für größere Marktteilnehmer, die selbst hierzulande für Aufsehen sorgten.
Unterdessen hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont trotz des eindrucksvollen DAX-Auftritts der vergangenen Tage erneut verschlechtert: Unser Börse Frankfurt Sentiment Index fiel gegenüber der Vorwoche um 8 Punkte auf einen neuen Stand von -19. Dabei haben sich vormals optimistisch eingestellte Akteure wieder von ihren bullishen Engagements getrennt und anscheinend Gewinne realisiert. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen ist dabei direkt auf die Short-Seite gewechselt und hat per Saldo die Engagements um 180° gedreht, die Verbliebenen befinden sich nun bei den neutral gestimmten Investoren.
Privatanleger immer optimistischer
Auch bei den Privatanlegern hat es noch einmal etwas Bewegung gegeben, allerdings nicht so stark wie in der Vorwoche. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist in diesem Panel um 4 Punkte auf einen neuen Stand von -4 gestiegen. Dabei haben sich 2 Prozent aller Befragten direkt von der Bären- auf die Bullenseite begeben.
Mit der heutigen Befragung hat sich ein weiteres Mal eine größere Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren aufgetan. Bemerkenswert ist insbesondere der Umschwung bei den Privatanlegern, deren zuvor wochenlang negative Stimmung mittlerweile fast verschwunden ist. Tatsächlich ist das Sentiment in diesem Panel auf dem höchsten Stand seit dem 19. April dieses Jahres. In der relativen Betrachtung auf Sicht von drei und sechs Monaten kann man sogar von einem leichten Optimismus sprechen.
Kein Glaube an einen Trend
Ganz anders stellt sich die Situation bei den institutionellen Investoren dar. Hier tritt immer wieder eine kleinere Gruppe aktiver, eher kurzfristig orientierter Marktteilnehmer in Erscheinung. Diese scheint offenbar zumindest für die nähere Zukunft nicht an einen großen Trend zu glauben, sondern setzt vielmehr auf eine breit angelegte Seitwärtsentwicklung. Zwar befindet sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index in negativem Terrain, aber dieser Pessimismus relativiert sich sowohl bei Sicht auf die zweite Jahreshälfte als auch in der längerfristigen Betrachtung.
Damit ist das Sentiment nach wie vor nicht ausgeprägt genug, um tatsächlich allein aus heimischer Sicht einen großen Trend auszulösen. Am Ende dürften nämlich die neuen Pessimisten von heute im Falle eines Rücksetzers vermutlich zwischen 15.450 und 15.500 Zählern wieder als Nachfrager auftreten und so dem DAX eine gewisse Stütze sein. Auf der anderen Seite ist der Pessimismus von heute wahrscheinlich nicht groß genug, um an der Oberseite (etwa jenseits von 16.050/100 DAX-Zählern) eine größere Short Squeeze auszulösen.
30. August 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 28% | 47% | 25% |
ggü. letzter Erhebung | -5% | +3% | +2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.940 (+160 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -19 Punkte (-8 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 36% | 40% | 24% |
ggü. letzter Erhebung | +2% | -2% | unv. |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.940 (+160 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -4 Punkte (+4 Punkt zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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