Die Kursdelle ist wieder ausgebügelt, was Profis auf die Short-Seite treibt und Private in die Sommerferien.
Auch wenn der DAX in dieser Woche wieder zugelegt hat, sind mit 5 Prozent etliche Professionelle short gegangen, einige haben Aktien verkauft. Die Stimmung fällt auf -16 Punkte. Joachim Goldberg sieht dahinter die relativ hohen DAX-Stände als Auslöser. Anders die Privaten, von denen sich 10 Prozent sowohl von der Long- als auch von der Short-Seite an die Seitenlinie gestellt haben. Deren Stimmung fällt leicht auf -12 Punkte. Vielleicht als Urlaubsvorbereitung.
Der Verhaltensökonom liest daraus, dass die Mehrheit weiter mit einer andauernden Seitwärtsbewegung rechnet. Während Privatanleger den DAX eher in der Mitte des Bandes sehen, vermuten institutionelle Investoren die Obergrenze bei 16.250 und 16.300 Punkten. Nachfrage erwartet Goldberg an der Unterseite bei 15.750/15.800 Punkten. Allerding hält er die Postionen für sehr klein. In der Summe eine "leicht positive Note".
19. Juli 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung haben vor allem die US-Aktienmärkte eindrucksvoll performt, aber auch der hiesige DAX hat im Punktvergleich 1,9 Prozent an Wert gewonnen. Möchte man der jüngsten Umfrage der Bank of America unter internationalen Fondsmanagern Glauben schenken, hat es in den vergangenen Wochen eine Eindeckung von Short-Positionen gegeben. Vornehmlich in den USA, wo sich nämlich die Untergewichtung der internationalen Fondsmanager in Aktien seit vergangenen März deutlich reduziert hat. Gaben seinerzeit noch netto 44 Prozent der Fondsmanager an, dort untergewichtet zu sein, ist dieser Saldo gemäß der gestern publizierten Umfrage für den Monat Juli auf 10 Prozent geschrumpft. Mit anderen Worten: Die jüngste Rallye in den USA verdankt sich auch diesen dahinter stehenden Aktienkäufen.
Anders stellt sich die Situation für die Aktien der Eurozone dar, für die besagte Umfrage zum ersten Mal in diesem Jahr eine Untergewichtung der Fondsmanager feststellte. Diese schon während der vergangenen drei Monate fehlende klare Präferenz für europäische Papiere mag auch ein Grund gewesen sein, warum der DAX im zweiten Quartal dieses Jahres deutlich hinter der Performance des S&P 500 zurück blieb. Nicht so allerdings in der abgelaufenen Berichtswoche, in der der DAX zeitweise knapp 2,5 Prozent zulegen konnte.
Fehlender Glaube an einen Trend
Allerdings scheint der DAX auch die heimischen Akteure nicht so recht zu überzeugen. Denn die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont hat sich gegenüber der Vorwoche um 7 Punkte auf einen neuen Stand von -16 wieder verschlechtert. Dabei ist das Bärenlager wieder um 5 Prozentpunkte gestiegen, wobei sich knapp die Hälfte der Neuzugänge aus ehemaligen Optimisten speist, die sich im Zuge aufgelaufener bzw. realisierter Gewinne wieder auf die Short-Seite geschlagen haben. Das Motiv für diese Verkäufe dürfte auch bei den vormals neutral eingestellten Akteuren in erster Linie das preislich relativ hohe Niveau des Börsenbarometers gewesen sein.
Bei den Privatanlegern hat sich dagegen auf den ersten Blick nicht allzu viel getan, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich in diesem Panel um 2 Punkte auf einen neuen Stand von -12 verschlechtert. Allerdings fällt bei genauerem Hinsehen auf, dass die Gruppe der neutral gestimmten Anleger gegenüber der Vorwoche um ganze 10 Prozentpunkte gestiegen ist und nunmehr mit 30 Prozent aller Befragten auf dem höchsten Stand seit Anfang Juni 2022 liegt. Dabei haben ehemalige Optimisten Gewinne mitgenommen und ein nicht ganz kleiner Teil (6 Prozent aller Befragten) seine vormals pessimistisch eingestellte Erwartung begraben. Mit anderen Worten: Die Polarisierung zwischen Bullen und Bären ist deutlich gefallen, bei Letzteren etwas stärker.
Wie weit geht seitwärts?
Mit der heutigen Analyse wird deutlich, dass sowohl bei den Privatanlegern als auch bei den institutionellen Investoren per Saldo immer noch mit einer breit angelegten Seitwärtsbewegung gerechnet wird. Während die Privatanleger sich eher in der Mitte einer derartigen Entwicklung wähnen, wird zumindest von einem Teil der institutionellen Investoren die Obergrenze dieses Bandes wahrscheinlich zwischen 16.250 und 16.300 Zählern gesehen. Auch ist davon auszugehen, dass die jüngsten Pessimisten nicht wirklich von einem massiven Rücksetzer des Börsenbarometers ausgehen und womöglich bereits im Bereich 15.750/15.800 wieder als Nachfrager auftreten könnten. Überhaupt ist fraglich, ob es sich bei den jüngsten Engagements um größere Positionen handelt. Ohnehin sind größere Schieflagen derzeit jedenfalls nicht auszumachen, zumal sich der heutige Pessimismus auf Sicht von drei und sechs Monaten relativiert und sich somit immer noch ein neutrales Bild für den DAX ergibt. Immerhin mit einer leicht positiven Note.
19. Juli 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 31% | 47% | 22% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | +5% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.150 (+300 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -16 Punkte (-7 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 29% | 41% | 30% |
ggü. letzter Erhebung | -6% | -4% | +10% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.150 (+300 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -12 Punkte (-2 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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