Der DAX ist wieder auf alten Höhen und etliche Profis führen die Seitenwechsel fort. Keine Belastung für den Markt, aber vielleicht für die Akteure selbst.
Auch wenn sich deutsche Aktien, gemessen am DAX, seit vergangenem Mittwoch wieder deutlich erholt haben, ziehen die von uns befragten Anlegerinnen und Anleger nicht mit. Von den Profis sind 18 Prozent auf die Short-Seite gewechselt, 8 Prozent waren zuvor long, 10 Prozent an der Seitenlinie. Gewinnmitnahmen vermutet Joachim Goldberg hinter den Aktienverkäufen. Die Privaten sind sich uneins, 4 Prozent gehen zu den Bullen und 4 Prozent zu den Bären. Die Sentiment-Indizes liegen mit -12 und +17 Punkten ziemlich weit auseinander.
Der Verhaltensökonom wertet den professionellen Pessimismus nicht als “sonderlich ausgeprägt”. Er rechnet mit Eindeckungen ab 19.050/100 Punkten, nach unten zumindest temporär eine Stütze. Goldberg sieht allerdings die Gefahr, dass die Hin- und Herwechsler wegen ihres Erfolgs leichtsinnig würden. Stichwort Overconfidence.
16. Oktober 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Auch in der vergangenen Sentiment-Woche haben die von uns befragten Anleger mehrheitlich ein geschicktes Händchen bewiesen. Nicht nur, weil der DAX zwei neue Allzeithochs markiert hat. Vielmehr generierte das Börsenbarometer seit vergangenem Mittwoch ein Plus von 2 Prozent im Punktvergleich – temporär war sogar ein Zuwachs von 2,9 Prozent zu beobachten gewesen. Diese starke Performance dürfte allerdings nicht nur heimischen Investoren zuzuschreiben sein. Denn die gestern publizierte Umfrage der Bank of America unter internationalen Fondsmanagern brachte zutage, dass die globale Übergewichtung in Aktien so stark wie zuletzt im Juni 2020 angezogen hat. Netto 31 Prozent der Fondsmanager (Vormonat 11 Prozent) gaben nämlich an, in Aktien übergewichtet zu sein.
Davon dürften auch Aktien der Eurozone profitiert haben. Denn im Gegensatz zur September-Befragung, als noch netto 20 Prozent der Befragten schwächere Notierungen erwarteten, gehen nun netto 18 Prozent von einem kurzfristigen Anstieg für Aktien der Eurozone aus. Gleichzeitig ist jedoch die Kassenquote der Fondsmanager auf 3,9 Prozent gefallen, womit für viele Beobachter ein Verkaufssignal für Aktien einhergeht.
Erneut Gewinne eingefahren
Allerdings ist nicht gesichert, ob die von uns befragten heimischen institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont bei ihren jüngsten Transaktionen dieses Signal zu Rate gezogen haben. Aber immerhin ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index im Vergleich zur Vorwoche deutlich um 26 Punkte auf einen neuen Stand von -12 gefallen. Erneut dürften die institutionellen Investoren profitabel agiert haben, denn der starke Zuwachs um 18 Prozentpunkte im Bärenlager geht fast zur Hälfte auf vormals bullish eingestellte Investoren zurück, die ihre Engagements nach dem Motto „Mühle auf, Mühle zu“ abermals per Saldo um 180 Grad gedreht und somit, abseits aller makroökonomischen Erwägungen, Gewinne realisieren konnten. Die etwas größere Hälfte der neuen Pessimisten wird von vormals neutral eingestellten Investoren gestellt.
Wenig Veränderung gab es indes bei den Privatanlegern, in deren Panel sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index gegenüber der Vorwoche nicht bewegt hat und so auf dem Stand von +27 verharrt. Allerdings hat sich die Polarisierung zwischen Optimisten und Pessimisten erhöht – beide Gruppen gewinnen jeweils 4 Prozentpunkte dazu. Im gleichen Zug ist die Fraktion der Neutralen mit 13 Prozent der Befragten auf den niedrigsten Stand seit April 2020 gefallen. Übrigens: Das Abstimmungsverhalten von denjenigen Akteuren, die wir über Social Media befragen, ist dieses Mal mit dem der übrigen Anlegenden fast identisch.
Eine kleine Erfolgsserie
Die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren hat sich mit der heutigen Befragung wieder deutlich vergrößert. Auch wenn sich Letztere erneut auf der Short-Seite versuchen, verdeutlicht die Sicht auf drei und sechs Monate, dass der gezeigte Pessimismus in der relativen Betrachtung nicht sonderlich ausgeprägt ist. Nicht zuletzt deswegen gehen wir davon aus, dass die mehrheitlich bearishe Haltung der institutionellen Investoren lediglich kurzfristiger Natur sein dürfte. Letztlich mit der Absicht, die jüngsten Short-Positionierungen auf niedrigerem Niveau – erstmals größer etwa im Bereich 19.050/100 – wieder einzudecken. Diese zu erwartende Nachfrage, auch ermutigt durch frühere Erfolge auf ähnlich niedrigem Niveau, dürfte dem DAX zumindest temporär eine Stütze sein. Es sind allerdings auch diese Erfolge, die das Vertrauen der Akteure in die eigenen Fähigkeiten mit jeder weiteren profitablen Aktion (und damit einhergehend die Gefahr von Overconfidence) erhöhen werden. Aber aus Erfahrung auf dem Spielbrett und dem Börsenparkett wissen wir, dass die Strategie „Mühle auf, Mühle zu“ auf Dauer nicht erfolgreich ist.
Von Joachim Goldberg
16. Oktober, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
Alle interessierten Anleger sind aufgerufen mitzumachen. Es dauert nur 15 Sekunden. Sie bekommen jeden Dienstag eine E-Mail mit einem Umfrage-Link. Die Ergebnisse der Analyse erhalten Sie per E-Mail zugesandt.
Bitte aktivieren Sie für die Anzeige von Youtube-Videos benötigte funktionale Cookies. Darunter fallen auch Cookies, mit denen Sie eingeloggt bleiben und das Chattool Userlike. Sie können die Zustimmung jederzeit in den Cookie-Einstellungen widerrufen.
► Funktionale Cookies aktivieren
Sie können sich die Sentiment-Analyse direkt über diese Seite anhören oder herunterladen. Es gibt sie natürlich auch auf den üblichen Podcast-Plattformen Spotify, iTunes, Podcaster, Amazon, Google, auf denen Sie ihn abonnieren können.
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 34% | 46% | 20% |
ggü. letzter Erhebung | -8% | +18% | -10% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 19.460 Punkte (+385 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -12 Punkte (-26 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 57% | 30% | 13% |
ggü. letzter Erhebung | +2% | +2% | -4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 19.460 Punkte (+385 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: 27 Punkte (unv. zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
Uhrzeit | Titel |
---|