Die institutionellen Investoren scheinen den jüngsten Worten Donald Trumps Glauben zu schenken, er habe nie die Absicht gehabt, den US-Notenbankchef zu entlassen.
Es waren vor allen Dingen die institutionellen Investoren, die mit der heutigen Befragung einen kräftigen Meinungsschwenk vollzogen haben. Dabei wurden häufig bearishe Positionen direkt auf die Bullenseite gedreht, als ob es sich um die letzte Kaufgelegenheit in diesem Jahr handelte. Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index steigt kräftig um 36 Punkte auf einen neuen Stand von +25. Offenbar und unter Inkaufnahme von realisierten Verlusten sind die institutionellen Investoren nun ein hohes Commitment eingegangen. Interessanterweise haben sich die zuvor viel bullisheren Privatanleger vergleichsweise ruhig gezeigt. Eine Belastung für den DAX, findet Joachim Goldberg.
23. April 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Vermutlich hat kaum jemand damit gerechnet, dass in der durch Ostern verkürzten Sentiment-Woche tatsächlich Ruhe an den Aktienmärkten einkehren würde. Denn der informationstechnische Unruheherd in den USA war natürlich weiterhin am Kochen und Brodeln. Dieses Mal nahm sich US-Präsident Donald Trump den Notenbankchef Jerome Powell vor, was für erhebliche Unruhe an den Finanzmärkten sorgte. Denn Trump zeigte sich, um es freundlich auszudrücken, verärgert über den Fed-Chef, der seiner Ansicht nach unter anderem die US-Leitzinsen nicht schnell genug senken würde. Eine Tirade folgte auf die nächste und vielerorts schien es nur noch eine Frage der Zeit, wann Powell den Hut würde nehmen müssen.
Aber wie so oft war gestern mit einem Male wieder alles anders. Sinngemäß sagte Trump plötzlich, niemals habe er die Absicht gehabt, Powell zu feuern. So kam es, dass der DAX zum heutigen Erhebungszeitpunkt gegenüber der Vorwoche ein Plus von rund 4 Prozent verbuchen konnte.
Große Angst, etwas zu verpassen
Und auch die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont haben reagiert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index stieg ausgesprochen deutlich um 36 Punkte auf einen neuen Stand von +25. Das Bullenlager ist im gleichen Zug um 21 Prozentpunkte gewachsen, wobei auffällt, dass rund 70 Prozent der ehemaligen Bären ihre Position um 180° auf bullish gedreht haben. Und das, obwohl es seit unserer vergangenen Erhebung im Vergleich zum Stichtagskurs nur geringfügig günstigere Einstiegsmöglichkeiten auf der Bullenseite gegeben hatte. Rund 30 Prozent der neuen Optimisten kommen aus der Gruppe der vormals neutral gestimmten Investoren.
Wesentlich gelassener haben die Privatanleger reagiert, die allerdings bereits in der Vorwoche deutlich positiver als ihre institutionellen Pendants eingestellt waren. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel fällt sogar um 3 Punkte auf einen neuen Stand von +17, wobei vor allen Dingen die unter Social Media Befragten Gewinne auf vormals bullishe Engagements mitgenommen haben, während sich bei den übrigen Anlegenden recht wenig getan hat. Am Ende hat sich das Bärenlager um drei Prozentpunkte zulasten vormals neutral eingestellter Börsianer erhöht.
Mit der heutigen Erhebung ergibt sich zwar eine deutlich verringerte Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren. Allerdings im Vergleich zur Vorwoche mit umgedrehten Vorzeichen. Waren seinerzeit die Privatanleger deutlich optimistischer als die institutionellen Investoren eingestellt, haben letztere nun auf der Bullenseite die Nase vorn. Und das jüngste Statement Donald Trumps wurde von ihnen fast schon euphorisch aufgenommen!
Starker Kontrast
Dies mag damit zusammen hängen, dass innerhalb des überwiegend negativen Nachrichtenstroms endlich eine halbwegs positive Nachricht für einen recht deutlichen Kontrast gesorgt hat. Nachdem viele Investoren sowohl um die Unabhängigkeit der US-Notenbank als auch um den Status des Dollar als Weltreservewährung gebangt hatten, gab es jetzt so etwas wie eine Entwarnung. Dabei sei dahingestellt, ob das Vertrauen der Investoren längerfristig gerechtfertigt ist und damit eine nachhaltige Trendwende zum Guten in den Aktienmärkten eingeleitet wurde. Zumindest das Commitment der institutionellen Investoren ist hoch.
Damit zeigt sich gleichzeitig ein Problem: Die neuen bullishen Engagements müssen (wie schon einmal in diesem Jahr) schnelle Gewinne abwerfen und dürfen nicht durch neue negative Nachrichten enttäuscht werden. Im günstigen Fall sehen wir für den DAX wahrscheinlich erstes größeres Angebot aus Gewinnmitnahmen im Bereich von 22.200/300 Zählern. Die Unterseite ist indes im Vergleich zur Vorwoche viel schlechter unterstützt, da ein Teil der möglichen heimischen Nachfrage im Falle eines abermaligen Rücksetzers bereits verbraucht ist. Insgesamt ist der DAX sentimenttechnisch also belastet.
von Joachim Goldberg
23. April 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 51% | 26% | 23% |
ggü. letzter Erhebung | +21% | -15% | -6% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 21.830 Punkte (+830 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: +25 Punkte (+36 Punkte zur letzten Erhebung)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 50% | 33% | 17% |
ggü. letzter Erhebung | 0% | +3% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 21.830 Punkte (+830 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +20 Punkte (-3 Punkte zur letzten Erhebung)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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