Eher bärish agieren hiesige Anlegerinnen und Anleger in den letzten Handelstagen 2024, ganz anders als ihre internationalen Kollegen. Was dem DAX nützlich werden könnte, wie Joachim Goldberg analysiert.
Die kleine Handelsspanne, in der sich der DAX bewegt hat, sollte nicht täuschen: Das Börsenjahr ist noch nicht rum, denn es stehen noch der Fed-ZInstermin heute und am Freitag der große Verfall aus. Professionelle Anleger haben sich positioniert, 3 Prozent haben Aktien gekauft, 2 Prozent sind short. Auch bei den Privaten kam es einem 2-prozentigen Umzug ins Bärenlager. Anders als die internationalen Fondsmanager, die wie selten zuvor von europäischen Aktien in US-Werten umgeschichtet haben, wie Joachim Goldberg berichtet.
Der Verhaltensökonom wertet den Stand der beiden Sentiment-Indizes von -4 und +6 Punkten als leicht pessimistisch. Sein Fazit: eine größere Gruppe bearisher Akteure wartet immer noch auf niedrigere Kurse unter 20.000 Punkten, um die Bücher zu schließen. Das dürfte zum Jahresschluss eine Stütze sein.
18. Dezember 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Dass sich für den DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung lediglich ein Handelsband von rund 1,4 Prozent ergab, mag möglicherweise den noch bevorstehenden Ereignisrisiken geschuldet sein. Denn im Gegensatz zu 2023, als bei der letzten Sentiment-Erhebung des Jahres die Dezembersitzung der US-Notenbank und der große Verfallstag bereits überstanden waren, liegen diesmal diese Ereignisse noch vor uns. Insbesondere die Zusammenkunft des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC), die am heutigen Abend (MEZ) endet, könnte noch wichtige neue Erkenntnisse mit sich bringen. Zwar gilt eine Leitzinssenkung von 25 Basispunkten als so gut wie sicher, aber mit dem heutigen Entscheid werden unter anderem auch die Zinsprognosen der FOMC-Mitglieder fällig, die vielerorts mit Spannung erwartet werden.
Dass sich der Fokus der hiesigen Börsianer zurzeit in erster Linie ganz besonders auf die USA richtet, mag auch auf die jüngste Fondsmanagerumfrage der Bank of America zurückzuführen sein, die gestern publiziert wurde. Danach haben die internationalen Vermögensverwalter große Umschichtungen nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im Vormonat vorgenommen.
Große Umschichtungen
Rekordhohe netto 36 Prozent (Vormonat 13 Prozent) von ihnen gaben nämlich an, in Aktien der USA übergewichtet zu sein. Im gleichen Zuge ergab sich für Aktien der Eurozone eine Untergewichtung von netto 25 Prozent. Eine Verschiebung, die sich allerdings zu großen Teilen bereits direkt nach dem US-Wahltag vollzogen haben dürfte.
Während sich also auf Basis dieser Umfrage ein extrem bullishes Stimmungsbild für die USA zeichnen lässt, sind die hiesigen institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont zurückhaltend geblieben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich gegenüber der Vorwoche gerade einmal um einen Punkt auf einen neuen Stand von -4 befestigt. Dabei ist die Polarisierung zwischen Bullen und Bären leicht asymmetrisch gestiegen – das Bullenlager nahm um 3, das der Bären um 2 Prozentpunkte zu.
Hierzulande relativer Pessimismus
Auch bei den Privatanlegern hat sich auf den ersten Blick wenig getan, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels nahm um 2 Punkte ab und liegt nun bei +6. Allerdings ist dabei eine große Kluft zwischen denjenigen Privatanlegern, die wir über Social Media befragen, und den übrigen Anlegenden entstanden. Während sich bei Letzteren eine deutliche Bewegung von den Bullen ins Bärenlager (13 Prozent aller Befragten) innerhalb einer Woche ergab, zeigten sich die Social-Media-Teilnehmer fast in gleicher Höhe optimistischer als bei der vergangenen Erhebung.
Bei der nun letzten Erhebung in diesem Jahr hat sich indes die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren etwas verringert. Dabei zeigt sich jedoch, dass in der relativen Betrachtung auf Sicht von drei und sechs Monaten bei beiden Panels eine leicht pessimistische Note vorliegt, bei den Privatanlegern sogar etwas stärker.
Unter dem Strich bleibt nun gerade bei den institutionellen Investoren zur heutigen Erhebung eine größere Gruppe bearisher Akteure übrig, die seit einigen Wochen immer noch auf niedrigere Kurse wartet (idealerweise deutlich unter 20.000 Zählern), um ihre Engagements zurückzudecken. Es ist diese mögliche Nachfrage, die dem DAX zum Jahresschluss eine Stütze sein dürfte.
Dies ist die letzte Stimmungserhebung für dieses Jahr. Wir melden uns am 8. Januar 202 wieder und wünschen den Teilnehmern und Lesern unserer Sentiment-Umfragen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches neues Jahr!
Joachim Goldberg
18. Dezember, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
Alle interessierten Anleger sind aufgerufen mitzumachen. Es dauert nur 15 Sekunden. Sie bekommen jeden Dienstag eine E-Mail mit einem Umfrage-Link. Die Ergebnisse der Analyse erhalten Sie per E-Mail zugesandt.
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 38% | 42% | 20% |
ggü. letzter Erhebung | +3% | +2% | -5% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 20.300 Punkte (+0 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -4 Punkte ( +1 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 44% | 38% | 18% |
ggü. letzter Erhebung | 0 | +2% | -2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 20.300 Punkte (+0 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: 6 Punkte (-2 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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