Auf das plötzliche Erschrecken im Markt reagieren die mittelfristig orientierten Investoren hierzulande erstaunlich gelassen. Keine gute Ausgangslage für Joachim Goldberg.
Obwohl die kleine Erholung von immerhin gut 6 Prozent des DAX abrupt gestoppt ist, scheinen hiesige Anlegerinnen und Anleger kaum davon beeindruckt zu sein. Lediglich 3 Prozent der Profis haben Aktien verkauft. Joachim Goldberg vermutet, dass sie inzwischen gegen schlechte Nachrichten immun sind. Der Sentiment-Index steigt auf -16 Punkte. Von den privaten Anlegern haben 7 Prozent Aktien gekauft, so dass deren Stimmungsbarometer mit -15 nun gleich auf steht.
Insgesamt bewertet der Verhaltensökonom die Erwartungen relativ betrachtet als eher neutral denn negativ. Was unterm Strich die Ausgangslage für wieder steigende Preise eher schlechter macht. Sollte es dennoch zu einem Schub kommen, könnte die Bedrängnis der vielen Bären, einschließlich der internationalen, den Auftrieb verstärken.
14. September 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Eigentlich befanden sich die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks seit unserer vergangenen Stimmungserhebung auf einem guten Weg der Erholung. So konnte etwa der DAX seither in der Spitze um rund 6 Prozent zulegen und somit zu einer eindrucksvollen Rallye starten. Bis gestern. Zumindest bullishe Börsianer muss nämlich der „desaströse“ US-Inflationsbericht abrupt in ihrer Euphorie ausgebremst haben. Zwar hatten viele Analysten und Ökonomen erwartet, dass die Kernrate der US-Konsumentenpreise im August stabil bleiben würde, aber eine deutliche Beschleunigung derselben war offenbar nicht vorhergesehen worden. Schnell waren die Inflationsängste und mit ihnen die Furcht zurück, dass die US-Notenbank noch stärker als bislang angenommen an der Zinsschraube drehen könnte. Und so blieb auch vom zeitweisen Wochengewinn des DAX in der Punktbetrachtung weniger als die Hälfte – ein Plus von 2,8 Prozent – übrig.
Gegen negative Nachrichten immun?
Allerdings haben sich die von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren per Saldo nicht von der Marktentwicklung der vergangenen, insbesondere des dramatisch anmutenden gestrigen Handelstages nicht wesentlich beeinflussen lassen. Zumindest ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index gegenüber der Vorwoche gerade einmal um 2 Punkte auf einen neuen Stand von -16 gefallen. Nicht zuletzt, weil ein paar Optimisten ihre Engagements glattgestellt haben, während die Gruppe der Bären fast unverändert blieb. Offenbar scheint man gegenüber negativen Nachrichten immun zu sein.
Eine entgegengesetzte Entwicklung stellen wir bei den Privatanlegern fest. Deren Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich nämlich um 8 Punkte auf einen neuen Stand von -15 verbessert, wobei die Gruppe der Optimisten um 7 Prozentpunkte zugenommen hat, was im Großen und Ganzen zulasten vormals neutral gestimmter Akteure ging. Gut möglich, dass in diesem Panel bereits in der vergangenen Woche bullishe Engagements aufgebaut, allerdings die dann zwischendurch aufgelaufenen Gewinne nicht realisiert wurden.
… nicht so internationale Fondsmanager
Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft aus der Vorwoche zwischen privaten und institutionellen Investoren bis auf einen Punkt im Sentiment-Index verringert. Dabei fällt auf, dass das hiesige Sentiment zwar unter dem Strich immer noch negativ ist, man aber von großer Angst nicht sprechen kann. Überhaupt ist es erstaunlich, dass sich trotz der starken Kursentwicklungen beim DAX – wir sprechen von einer Handelsbandbreite von knapp 6,9 Prozent seit vergangenem Mittwoch – nur wenige Positionsveränderungen ergeben haben. Zumindest hätte man erwarten können, dass sich angesichts des zwischenzeitlichen Kursgewinns mehr Optimisten von ihren Engagements getrennt hätten.
Ganz anders sieht es dagegen bei den internationalen Fondsmanagern aus, denen die Bank of America in ihrer gestern publizierten Umfrage großen Pessimismus bescheinigt. Zumindest gaben per Saldo 52 Prozent der Befragten an, global in Aktien untergewichtet zu sein – ein Negativrekord in der Umfrage. Dies gilt auch für die Aktien der Eurozone, wo besagte Untergewichtung bei 42 Prozent lag.
Am Ende hat sich zumindest aus Sentiment-technischer Sicht die Lage für den DAX mit der heutigen Erhebung kaum verbessert. Allerdings deuten die Ergebnisse der BofA-Umfrage darauf hin, dass die große Zahl von pessimistisch eingestellten internationalen Vermögensverwaltern bei positiven Überraschungen – sei es aus ökonomischer oder geopolitischer Sicht – schnell in Bedrängnis geraten dürften und sich so auch eine Stütze für hiesige Aktien ergeben könnte.
14. September 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 30% | 46% | 24% |
ggü. letzter Erhebung | -3% | -1% | +4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 13.150 (+360 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -16 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -14 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 33% | 48% | 19% |
ggü. letzter Erhebung | +7% | -1% | -6% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 13.150 (+360 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -15 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -23 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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