Waren es in der vergangenen Woche noch die Privatanleger, die sich auf der Bullenseite besonders aktiv zeigten, hat sich nun auch deutlicher Optimismus bei den institutionellen Investoren eingestellt.
Seit der vergangenen Sentiment-Erhebung hat sich das Geschehen um den DAX deutlich beruhigt. Dabei haben vor allen Dingen institutionelle Investoren nicht nur Gewinne aus bearishen Positionen realisiert, sondern in aller Ruhe bullishe Engagements aufbauen können. In der Folge ist der Optimismus auf ein Niveau gestiegen, das Joachim Goldberg allmählich Sorge bereitet, und das nicht nur wegen der drohenden Gewinnmitnahmen im Falle weiter steigender Notierungen. Vor allem die Unterseite scheint gegen erneute Angriffe nunmehr schlecht verteidigt.
1. November 2023. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Nun hat sich das Handelsgeschehen beim DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung deutlich beruhigt. Tatsächlich fällt die Handelsbandbreite seit vergangenem Mittwoch mit knapp 1,9 Prozent auf Sicht dieses Jahres unterdurchschnittlich schmal aus und am Ende hat sich der DAX zum Erhebungszeitpunkt nicht verändert. Angesichts der Nachrichtenlage – sowohl geopolitisch als auch makroökonomisch – stellt dies sicherlich eine Überraschung dar, denn viele Kommentatoren erwarteten vor Wochenfrist allerhand Ungemach für die Aktienmärkte, aber mit 1,2 Prozent blieb der zwischenzeitliche Abtaucher des Börsenbarometers ausgesprochen überschaubar. Allerdings ist die von vielen Akteuren erhoffte größere Erholungsrallye bislang noch nicht gestartet. Dies mag vielleicht auch den wichtigen, bevorstehenden Ereignissen, etwa die Bekanntgabe der US-Anleiheauktionen durch Finanzministerin Janet Yellen am heutigen Tage sowie die später endende Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank, geschuldet sein.
Unterdessen hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont noch einmal deutlich verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 21 Punkte auf einen neuen Stand von +28 gestiegen. Dabei waren ehemalige Bären die treibende Kraft, wobei immerhin 40 Prozent von ihnen sich direkt auf die Bullenseite wagten, ihre Position also um 180° gedreht haben. Zu diesem Umschwung dürfte beigetragen haben, dass der DAX am Anfang des Berichtszeitraums mehrfach in Richtung des Oktober-Tiefs zurückgefallen war, alle Durchbruchsversuche aber erfolgreich abgewehrt werden konnten.
In aller Ruhe gekauft
Wesentlich ruhiger ließen es die Privatanleger angehen, die bereits in der Vorwoche sehr aktiv gewesen waren. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel ist lediglich um 2 Punkte gestiegen und liegt nun bei +35, dem höchsten Stand seit dem 29. November 2017. Noch einmal ist eine kleine Anzahl von Investoren von der Bären- zur Bullenseite gewechselt.
Mit der heutigen Befragung haben die institutionellen Investoren in Sachen Optimismus ihren Abstand gegenüber den Privatanlegern deutlich verringert, diese allerdings noch nicht ganz eingeholt. Dabei ist zu vermuten, dass die jüngsten der Käufe vormals bearisher Investoren nicht nur profitabel waren, sondern auch auf günstigem Niveau, eben in der Nähe des Oktober-Tiefs, vielleicht aber auch erst im zweiten oder dritten Versuch, also ohne Hast, vorgenommen werden konnten. Vieles spricht also dafür, dass die anschließende Erholung bis zum heutigen Tage hausgemacht, also von heimischen Investoren produziert wurde. Gleichzeitig handelt es sich nicht nur bei den Privatanlegern um den höchsten Sentiment-Index seit knapp sechs Jahren, auch bei den institutionellen Investoren verbuchen wir mit der heutigen Erhebung den zweithöchsten Börse Frankfurt Sentiment-Index, der in diesem Jahr ermittelt wurde.
Ausgedünnte Nachfrage
Für den DAX stellt der jüngst noch einmal gestiegene Optimismus naturgemäß eine Hypothek dar. Zumal nicht davon auszugehen ist, dass internationale Investoren in den vergangenen Wochen ihre Untergewichtung in europäischen Aktien, wie sie etwa die Bank of America in ihrer Oktober-Umfrage festgestellt hatte – zurückgenommen haben. Mag sein, dass mancher Investor tatsächlich an eine sogenannte große Santa-Rallye glaubt, aber es ist schwer vorstellbar, dass vor allem die jüngeren Optimisten der vergangenen drei bis vier Wochen dem DAX im Falle eines Aufschwungs über das Niveau von 15.150/200 hinaus die Treue halten werden.
Unangenehm wird es jedenfalls, wenn sich die erhofften Profite nicht schnell einstellen oder der DAX auf der anderen Seite gar unter die Tiefpunkte von Oktober und März dieses Jahres fallen sollte. Nicht jeder der Optimisten von heute wird dann noch teilnahmslos zusehen wollen, sondern die Notbremse ziehen müssen. Zumindest ist etwaige heimische Nachfrage für diesen Fall nun ziemlich ausgedünnt.
1. November 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 49% | 21% | 30% |
ggü. letzter Erhebung | +6%. | -15% | +9% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.830 (unv. zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +28 Punkte (+21 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 60% | 25% | 15% |
ggü. letzter Erhebung | +1% | -1% | unv. |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.830 (unv. zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +35 Punkte (+2 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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