In dieser Woche waren vor allem die privaten Anleger aktiv, preisgetrieben, wie Goldberg vermutet. Echte Impulse also weiter Mangelware?
Auch wenn unterm Strich nur ein kleines Minus übrig geblieben ist, im Verlauf haben sich deutsche Bluechips seit vergangenem Mittwoch deutlich nach unten bewegt. Dies und verschlechterte Rahmenbedingungen lässt Institutionelle passiv bleiben. Lediglich 3 Prozent sind von der Seitenlinie in Aktien eingestiegen. "Schleichende Rückkehr verloren gegangenen Vertrauens" nennt dies Joachim Goldberg. Etwas dynamischer reagierten Private mit 6 Prozent, die von der Short- auf die Long-Seite gewechselt sind. Gelockt durch niedrige Einstandspreise, vermutet der Verhaltensökonom. Beide Sentiment-Indizes stehen mit -11 und -8 Punkten recht nah bei einander.
Nach Ansicht Goldbergs ist die Marktmeinung insgesamt nicht bullish, sondern nur etwas weniger bearish als zuvor. Aber auch nicht bearish genug, um einen echten Trend in Gang zu setzen. Immerhin erwartet er stützende Käufe bei 15.469 Punkten, dem Tief im Verlauf der Woche.
23. August 2023. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Führt man sich allein die prozentuale Veränderung des DAX im Vergleich zu unserer vergangenen Stimmungserhebung vor Augen, könnte man meinen, das Handelsgeschehen an den Aktienmärkten befände sich im viel zitierten Sommerloch. Denn ein Wochenverlust des Börsenbarometers von 0,1 Prozent ist für sich genommen minimal und selbst der vierwöchige Punktvergleich von -2,5 Prozent sieht nicht dramatisch aus. Allerdings verlor der DAX zwischendurch seit Monatsanfang zeitweise bis zu 6,4 Prozent.
Es ist also doch nicht alles in Butter gewesen, wenn man etwa allein die wirtschaftliche Entwicklung in China während der vergangenen beiden Wochen Revue passieren lässt, die von Kommentatoren mit reichlichem Argwohn bedacht wurde. Aber auch das anstehende Treffen der Notenbanker in Jackson Hole sorgte bereits für Unruhe, als etwa der „Fed-Flüsterer" des „Wall Street Journal“, Nick Timiraos, am Montag mit seinem Beitrag zum möglichen Ende der Ära historisch niedriger Zinssätze auf sich aufmerksam machte.
Nur wenige trauen sich
Trotzdem hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche leicht verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 3 Punkte auf einen neuen Stand von -11 gestiegen. Dabei hat sich an der relativen pessimistischen Mehrheit der Befragten (44 Prozent) praktisch nichts verändert: Die neuen positiven Stimmen kamen allesamt von vormals neutral gestimmten Akteuren, wobei das Bullenlager um 3 Prozentpunkte gewachsen ist.
Deutlicher fällt dagegen die Stimmungsveränderung bei den Privatanlegern aus. In diesem Panel verbessert sich unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 12 Punkte auf einen neuen Stand von -8. Hinter dieser Stimmungsveränderung steckt ein deutlicher Umschwung von 6 Prozent aller Befragten, die sich von der Bären- direkt auf die Bullenseite geschlagen haben. Offensichtlich ist es zumindest einem Teil der Pessimisten gelungen, aus früheren bearishen Engagements während des zwischenzeitlichen Kursverlustes des DAX von etwas mehr als 2 Prozent seit vergangenem Mittwoch ohne Performance-Probleme herauszukommen.
Der Preis ist ausschlaggebend
Mit der heutigen Befragung hat sich die bisherige Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren verringert. Allerdings wird im gleichen Zuge deutlich, dass für die jüngsten bullishen Engagements – gerade bei den Privatanlegern – wohl eher die vergleichsweise günstigen Einstiegspreise als makroökonomische Motive entscheidend waren. Die institutionellen Investoren zeigen sich hingegen immer noch vorsichtig, so dass man bestenfalls von einer schleichenden Rückkehr verloren gegangenen Vertrauens sprechen kann. Tatsächlich ist – und daran ändern auch die leicht positiven Sentiment-Werte auf Sicht von drei bzw. sechs Monaten nicht viel – die Marktmeinung insgesamt nicht bullish, sondern nur etwas weniger bearish als zuvor.
Für den DAX hat sich die Situation damit nicht wirklich verbessert, zumal die jüngste Erholung gegenüber dem zwischenzeitlichen Tief von 15.469 Zählern wahrscheinlich hausgemacht ist. Immerhin ist noch genügend Nachfrage vorhanden, falls das Börsenbarometer abermals in diesen Kursbereich abtauchen sollte.
23. August 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 33% | 44% | 23% |
ggü. letzter Erhebung | +3% | unv. | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.780 (-20 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -11 Punkte (+3 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 34% | 42% | 24% |
ggü. letzter Erhebung | +6% | -6% | -0% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.780 (-20 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -8 Punkte (+12 Punkt zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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