Trotz der kleinen Handelsspanne ist der Markt in Bewegung. Viele Profis sind mit Profit an die Seitenlinie und die Privaten setzen vermehrt auf fallende Preise.
Den gestrigen DAX-Einbruch nach US-Inflationsdaten haben die mittelfristig orientierten Anlegerinnen und Anleger sehr unterschiedlich genutzt: Von den Profis sind sowohl Bullen (5% aller Befragten) als auch Bären (13%) mit Gewinnen raus an die Seitenlinie gezogen. Wobei Joachim Goldberg vermutet, dass einige Short-Positionen schon vorher geschlossen worden seien. Die Privaten, vormals eher bullish, setzen jetzt verstärkt auf fallende Preise, denn 14 Prozent der Befragten sind short gegangen.
Die Stimmungsbarometer liegen mit -11 bzw. -4 Punkten wieder näher beieinander. Obwohl im negativen Bereich unter Null wertet der Verhaltensökonom die Stimmung relativ betrachtet als neutral. Unterm Strich sieht er die Position deutscher Bluechips aus Behavioral Finance-Sicht geschwächt. Größere heimische Nachfrage sieht er ab 16.550 und 16.600 Punkten. Und nach oben könnten schon ab Rekordniveau Kasse gemacht werden.
14. Februar 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Eigentlich sollte es angesichts der Aktienkursverläufe der vergangenen Wochen keine Überraschung darstellen, dass internationale Fondsmanager Anfang Februar global in Aktien so stark übergewichtet waren wie zuletzt im Februar 2022. Danach trafen in der gestern veröffentlichten, monatlichen Umfrage der Bank of America netto 22 Prozent der befragten Vermögensverwalter diese Aussage, erhoben wurden die Daten allerdings bereits am 8. Februar. Tatsächlich haben aber vor allem US-Aktien von dieser deutlichen Übergewichtung profitiert, während netto 10 Prozent der Fondsmanager erklärten, in Aktien der Eurozone sogar untergewichtet gewesen zu sein. Die fehlende Vorliebe für hiesige Aktien war auch bei den von uns befragten heimischen institutionellen Investoren sichtbar, die zuletzt mehrheitlich pessimistisch gestimmt waren. Und betrachtet man die Entwicklung des DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung, haben bearishe Engagements bislang weder große Gewinne erbracht, noch sind die betroffenen Investoren bislang unter Druck geraten. Vielleicht mag dies ein Grund gewesen sein, warum es dem DAX während des Berichtszeitraums gleich zweimal nicht gelang, jenseits der 17.000er-Linie größeres Aufwärtsmomentum zu entwickeln.
Privatanleger zieht es auf die Bärenseite
Dass sich ein großer Teil der institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont an die Seitenlinie – es handelt sich immerhin um 18 Prozent aller Befragten – begeben hat, mag unterschiedlichen Motiven geschuldet sein. Da sind zum einen die ehemaligen Bullen, die ihre Gewinne mitgenommen und dafür gesorgt haben, dass ihre Gruppe um 5 Prozentpunkte geschrumpft ist. Der Anteil der Bären hat sich dagegen deutlich stärker um 13 Prozentpunkte verringert. Gut möglich, dass einige von ihnen zwischenzeitliche kleine Rücksetzer des DAX genutzt haben, um ihre Engagements ohne Schaden zu schließen. Am Ende ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 8 Punkte auf einen neuen Stand von -11 gestiegen.
Einen deutlichen Umschwung in die andere Richtung hat es dagegen bei den Privatanlegern gegeben. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels ist um 27 Punkte auf einen neuen Stand von -4 eingebrochen. Dabei haben sich ehemalige Bullen (14 Prozent aller Befragten) fast vollumfänglich direkt auf die Bärenseite geschlagen, also ihre Engagements am Ende um 180 Grad gedreht.
Wette auf ruhige Zeiten
Im Ergebnis hat sich also die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren wieder deutlich verringert. Nicht zuletzt, weil sich bei einigen Privatanlegern offenbar die Überzeugung durchgesetzt hat, dass mit dem DAX momentan kein Blumentopf zu gewinnen ist. Vielleicht auch in Reaktion auf die gestern publizierten Inflationszahlen aus den USA, die höher als erwartet ausgefallen waren. Unterdessen tendieren die institutionellen Investoren eher dazu, erst einmal abzuwarten. Vieles spricht übrigens dafür, dass die bearishen Engagements mancher Akteure nicht erst gestern, sondern wahrscheinlich schon früher geschlossen wurden. Dies ist insofern bemerkenswert, als der DAX seit unserer vergangenen Erhebung gerade einmal ein Handelsband von 1,2 Prozent produziert hat.
Unter dem Strich bleibt zwar bei den institutionellen Investoren ein leichter Pessimismus übrig, der sich aber im relativen mehrmonatigen Vergleich noch einmal reduziert, sodass man eigentlich schon von einer neutralen Positionierung sprechen kann. Gleichzeitig geht praktisch ein Drittel der Befragten davon aus, dass sich das Handelsgeschehen um den DAX weiterhin in engen Bahnen bewegen dürfte. Die größte Überraschung für die Akteure dürfte so gesehen darin bestehen, wenn sich mit einem Male die Volatilität der Marktbewegungen erhöhen sollte. Per Saldo hat sich jedenfalls die Unterseite gegenüber der Vorwoche etwas aufgeweicht, zumal weitere größere heimische Nachfrage immer noch frühestens im Bereich zwischen 16.550 und 16.600 Zählern zu vermuten ist. Ob diese ausreichen wird, um größeren Kapitalabflüssen zu trotzen, scheint allerdings fraglich. Auf der anderen Seite wären die verbliebenen Bullen vermutlich bereits zufrieden, noch einmal DAX-Stände leicht oberhalb des bisherigen Allzeithochs zu sehen. Kurzum: Die Lage hat sich für den DAX tendenziell verschlechtert.
14. Februar 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 28% | 39% | 33% |
ggü. letzter Erhebung | -5% | -13% | +18% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.880 (- 120 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -11 Punkte (+8 zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 39% | 43% | 18% |
ggü. letzter Erhebung | -14% | +13% | +1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 16.880 (-120 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: -4 Punkte (-27 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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