Während nach oben Gewinnmitnahmen bremsen, hat der DAX nach unten wieder ein dickeres Netz bekommen.
Viel Bewegung, wenig Gewinn - so sah die DAX-Woche seit vergangenen Mittwoch aus. Etliche Profis sind short gegangen. Sie haben nach der Vermutung von Joachim Goldberg das Zwischenhoch im Verlauf genutzt, Gewinne aus den Long-Engagements mitzunehmen und auf die andere Seite zu wechseln. Der Sentiment-Index fällt auf +14 Punkte. Der der Privaten steigt dagegen leicht auf +19 Punkte, allerdings wegen geschlossenen Short-Engagements.
In Summe denkt der Verhaltensökonom, dass die neuen Bären die Indexerholung gebremst haben dürften und vielen auf der Bullenseite die Gewinne im Verlauf nicht groß genug waren. Er vermutet den Einstand bei 19.500 DAX-Punkten. Dort sieht er auch die nächste Bremse. An der Unterseite sei jetzt mehr potentielle Nachfrage, die bei 18.850/900 stützen könnte. Das Bild sei nicht mehr ganz so schief wie vor einer Woche.
27. November 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Nun hat sich seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung immerhin eine Handelsspanne von 3,0 Prozent für den DAX ergeben, aber im Wochenvergleich lag das Börsenbarometer mit gerade einmal 0,5 Prozent nur unmerklich über dem Niveau der Vorwoche. Gerade am Anfang des Berichtszeitraums sah es für hiesige Aktien nicht gerade erbaulich aus. Zum einen wegen der ungünstigen makroökonomischen Gemengelage und den unsicheren Aussichten, die sich aus den Nachrichten über die vom designierten Präsidenten Donald Trump angekündigten Zölle und seine Nominierung von weiteren Mitgliedern seiner künftigen Regierung ergaben. Immerhin: Der anfängliche Rücksetzer auf das Niveau von knapp 18.900 Zählern war nicht dazu geeignet, bei den Börsianern Panik auszulösen. Am Ende könnte es die Nominierung von Scott Bessent, den Trump als Kandidaten für das Amt des US-Finanzministers vorgeschlagen hatte, gewesen sein, die auch hierzulande – im Gegensatz zu den anderen ins Spiel gebrachten Ministerkandidaten – von den Aktienmärkten positiv quittiert wurde und den DAX aus der Gefahrenzone nach oben hievte.
Allzu viel Aufwärtspotenzial für den DAX scheinen die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont jedoch nicht einzuplanen. Trotz der in den USA wegen Thanksgiving verkürzten Handelswoche, der häufig ein positiver Einfluss auf die Börsenkurse nachgesagt wird. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 11 Punkte auf einen neuen Stand von +14 (exakt dem Niveau von vor zwei Wochen) gefallen.
Aktive Bären
Dabei ist das Bärenlager wieder um 8 Prozentpunkte angewachsen, in erster Linie, weil vormals neutral eingestellte Investoren wahrscheinlich das zwischenzeitliche DAX-Hoch (oberhalb von 19.400 Zählern) zu abermaligen Short-Engagements genutzt haben. Knapp 40 Prozent der neuen Bären stammen indes von früheren Optimisten, die per Saldo am oberen Ende der Handelsrange während der vergangenen Woche ihre Position um 180 Grad von „long“ auf „short“ gedreht haben dürften.
Weniger stark sind die Veränderungen bei den Privatanlegern ausgefallen. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel ist sogar um 3 Punkte auf einen neuen Stand von +19 gestiegen. Allerdings hat es unter dem Strich wenig neue bullishen Engagements gegeben – der Anstieg des Index verdankt sich in erster Linie Gewinnmitnahmen aus Short-Positionen, die zurückgedeckt wurden. Ein Blick in die Untergruppen zeigt, dass sich vornehmlich über Social Media befragte Privatanleger (allerdings in geringem Umfang) auf die Bullenseite geschlagen haben. Bei den übrigen Anlegenden hat sich wenig verschoben, wenn man von einer Verringerung der Polarisierung zwischen Bullen und Bären einmal absieht.
Gelähmte Bullen
Unter dem Strich lässt sich feststellen, dass bei den institutionellen Investoren ein Teil der in der Vorwoche verschwundenen Pessimisten auf höherem DAX-Niveau wieder aufgetaucht sind. Vermutlich konnte sich der DAX auch deswegen dort nicht halten, der jüngste Rücksetzer ist also hausgemacht. Auf der anderen Seite fällt auf, dass viele Optimisten die zwischenzeitliche Erholung des DAX nicht nutzen wollten bzw. konnten. Vermutlich weil die Einstandspreise ihrer Engagements im Schnitt leicht oberhalb von 19.500 DAX-Zählern liegen. In diesem Bereich würden wir bei einem erneuten Anlauf des DAX mit weiterem Aktien-Angebot rechnen. An der Unterseite hat sich die Situation gegenüber der Vorwoche etwas verbessert, denn die neuen Bären würden auf niedrigerem Niveau zwischen 18.850/900 wahrscheinlich ihre Engagements wieder mit Gewinn glattstellen wollen und so in diesem Bereich zumindest temporär für Nachfrage sorgen. Damit hat sich die unterm Strich immer noch Sentiment-technisch ungünstige Situation für den DAX gegenüber der Vorwoche etwas verbessert.
Von Joachim Goldberg
27. November, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 44% | 30% | 26% |
ggü. letzter Erhebung | -3% | +8% | -5% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 19.240 Punkte (+90 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: +14 Punkte ( -11 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 50% | 31% | 19% |
ggü. letzter Erhebung | unv. | -3% | +3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 19.240 Punkte (+90 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: 19 Punkte (+3 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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