Obgleich DeepSeek an den Börsen zum Wochenanfang für Aufruhr sorgte, zeigt sich der DAX unbeirrt und markiert sogar ein neues Allzeithoch.
Auf den ersten Blick könnte man sagen, dass der durch die Neuigkeiten um DeepSeek verursachte Einbruch an den Börsen zu Wochenbeginn zumindest hierzulande mittlerweile gut verdaut worden ist. Zumal der DAX jetzt mit einem neuen Allzeithoch aufwartete. Vor allem die von uns befragten institutionellen Investoren zeigten sich allerdings ausgesprochen risikoavers und zeigten keine Neigung, in die Schwäche zu kaufen. Vielmehr ist der Anteil der Optimisten an diesem Panel auf 20 Prozent gesunken, während sich die Gruppe der neutral Gestimmten mit knapp der Hälfte aller Befragten nahezu auf einem Rekordhoch befindet. Ein gutes Omen für den DAX, findet Joachim Goldberg.
28. Januar 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Es war Montag und es war Zeit für DeepSeek. Das KI-Modell eines chinesischen Startup sorgte an den Aktienmärkten für Aufruhr, und ja, man sprach mancherorts sogar von einem Börsenbeben. Denn die Technologieführerschaft der USA schien mit einem Mal in Gefahr. Von einem Ausverkauf bei amerikanischen und europäischen Technologie-Aktien war die Rede. Heute, etwas mehr als 48 Stunden später, scheint die Gefahr erst einmal gebannt, und von einer Ansteckung auf hiesige Börsen kann eigentlich keine Rede sein. Überhaupt haben die Börsianer vergleichsweise cool reagiert, denn das Börsenbarometer gab – vom Allzeithoch der vergangenen Woche aus gesehen – zeitweise gerade einmal zwei Prozent an Wert ab und holte diesen Verlust bis heute früh nicht nur auf, sondern präsentierte sogar ein neues Allzeithoch. Im Wochenvergleich notieren wir einen Gewinn von 1,2 Prozent. Und mancher Experte verstieg sich im Nachhinein sogar zu der Behauptung, DeepSeek habe mit seinem Erscheinen und dem damit verbundenen zeitweise deutlichen Rücksetzer vielen Börsianern zwar einen Schrecken eingejagt, aber letztlich auch eine günstige Kaufgelegenheit geboten.
Mischung aus Angst und Vorsicht
Betrachtet man indes das Ergebnis unserer heutigen Stimmungserhebung unter institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont, kann man durchaus von einem Wirkungstreffer durch die jüngsten Ereignisse sprechen. Zwar verringert sich unser Börse Frankfurt Sentiment-Index nur um 5 Punkte auf einen neuen Stand von -12. Aber die Veränderung bei den neutral eingestellten Investoren ist bemerkenswert. Denn diese Gruppe hat einen enormen Zuwachs bekommen und macht nun rekordverdächtige 48 Prozent aller Befragten aus. Zum einen, weil Pessimisten vermutlich im Rahmen des vorgenannten Rücksetzers ihre Positionen glattgestellt haben – es handelt sich immerhin um 12 Prozent aller Befragten. Noch stärker hat sich allerdings das Bullenlager zu Gunsten der neutral gestimmten Investoren reduziert; wir sprechen von 17 Prozent aller Befragten. Damit macht die Gruppe der Optimisten nur noch 20 Prozent des Panels aus, der niedrigste Stand seit dem 31. Mai 2023.
Bei den Privatanlegern stellen wir dagegen kaum Veränderungen fest, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index geht in diesem Panel um 2 Punkte auf einen neuen Stand von +14 nach oben. Letztlich gab es per Saldo nur geringfügige Verschiebungen von einem Prozentpunkt von den Bären zu den Bullen. Dabei haben sich die über Social Media Befragten gegenüber der Vorwoche nur wenig bewegt, während die übrigen Anlegenden in überschauberem Maße von der Bären- auf die Bullenseite gewechselt sind. Im Gegensatz zu den institutionellen Pendants hat es hier keinen Drang zur Seitenlinie gegeben.
Für eine Rallye nicht startbereit
Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren wieder leicht vergrößert. Stünden nicht mit der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (endet heute Abend) bzw. morgen mit der Zusammenkunft der Europäischen Zentralbank wichtige Ereignisse an, könnte man die starke Tendenz der institutionellen Investoren zur Seitenlinie als Angst-Reaktion auf die jüngsten Ereignisse (DeepSeek, aber auch die Zoll-Drohungen Donald Trumps) bewerten. Ein großer Run zu den Bullen infolge des Rücksetzers zu Wochenanfang hat unter dem Strich jedenfalls nicht stattgefunden. Gut möglich, dass also überwiegend langfristig orientierte Investoren aus dem Ausland für die jüngste Erholung des DAX gesorgt haben.
Abgesehen vom fast rekordhohen Anteil neutral gestimmter institutioneller Investoren und der damit verbundenen starken Risikoaversion, ergibt sich damit keineswegs die Aussicht auf eine längere Seitwärtsbewegung als dem wahrscheinlichsten Szenario. Denn es ist die deutliche Asymmetrie zwischen Bullen und Bären, die dem DAX zugute kommt. Während wir demzufolge an der Unterseite mit erster Nachfrage zwischen 20.950 und 20.990 Zählern rechnen, ist die Oberseite vergleichsweise offen. Mit anderen Worten: 80 Prozent der Befragten wären für eine direkte und rasante Rallye des DAX nicht wirklich startbereit.
Von Joachim Goldberg
28. Januar 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 20% | 32% | 48% |
ggü. letzter Erhebung | -17% | -12% | 29% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 21.500 Punkte (+250 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende:-12 Punkte (-5 Punkte zur letzten Erhebung)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 49% | 35% | 16% |
ggü. letzter Erhebung | +1% | -1% | unv. |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 21.500 Punkte (+250 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: 14 Punkte (+2 Punkte zur letzten Erhebung)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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