2024 hielten die Abflüsse aus Gold-ETCs an, dabei ist der Preis stark gestiegen. Jetzt kommen die Gold-Preis-Tracker wieder gut an – trotz (fast) rekordhoher Preise. Die etwas höheren Öl- und Industriemetallnotierungen führen hingegen zu Gewinnmitnahmen.
23. Januar 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nicht nur Gold, sondern auch Gold-ETCs sind als „sicherer Hafen“ gefragt – jedenfalls startet das neue Jahr mit hohen Zuflüssen. „Anleger suchen die Stabilität von Gold aufgrund der Sorgen über einen möglichen Handelskrieg“, begründet das Mobeen Tahir vom Emittenten WisdomTree. Zudem würden Inflationsrisiken wieder stärker in den Blick genommen, denn Trumps Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen könnten die Preise steigen lassen. Dazu kämen die geopolitischen Spannungen, einschließlich des brüchigen Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und der Hamas.
Gold wird aktuell zu 2.743 US-Dollar die Feinunze gehandelt, nicht mehr weit vom Allzeithoch aus dem Oktober bei knapp 2.790 US-Dollar entfernt. In Euro ist schon ein neuer Rekord markiert. WisdomTree meldet hohe Zuflüsse in Edelmetall-ETCs für die vergangenen vier Wochen. Auch ETC-Händler wie Ivo Orlemann von der ICF Bank und Moritz Kretschmann von Lang & Schwarz berichten von guter Nachfrage, speziell nach Xetra-Gold.
Der Goldbestand von Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) liegt aktuell bei 166 Tonnen, das entspricht etwa dem Niveau per Ende 2024. Ende 2023 waren es noch 198,7 Tonnen. Wie das Analysehaus Crossflow betont, ist das Anlagevolumen in Edelmetall-ETCs seit über zweieinhalb Jahren stark rückläufig, insbesondere bei Goldprodukten. „Seit Mai 2022 haben die Emittenten ein Volumen von gigantischen 21,6 Milliarden Euro an Anteilsscheinen zurückerhalten“, erklärt das Analysehaus. Dabei sei der Goldpreis im gleichen Zeitraum von 1.850 auf über 2.700 US-Dollar gestiegen – somit um 46 Prozent.
2024 kein Interesse an Gold-ETCs.
Im Gesamtjahr 2024 verzeichneten Rohstoff- und speziell Gold-ETCs in Europa unter dem Strich hohe Abflüsse, wie Crossflow berichtet. Insgesamt 7,5 Milliarden Euro netto flossen aus Rohstoff-ETCs ab. Dabei machten die Verkäufe von Gold-ETCs mit 6,3 Milliarden Euro mit Abstand den größten Anteil aus. Auch Rohstoff-Körbe wurden verkauft (1 Milliarde Euro), im kleineren Stil auch Öl- und Gas- (278 Millionen Euro) sowie Industriemetall-ETCs (276 Millionen Euro).
Öl: Unsicherheit um „Drill baby, drill“
Der Ölpreis ist seit Weihnachten stark gestiegen. In der Spitze waren es 82 US-Dollar für das Barrel Brent, zuletzt gab es einen kleinen Rückgang auf knapp 79 US-Dollar. „Die Märkte verarbeiten die angekündigten Maßnahmen von Präsident Trump, einschließlich der Pläne zur Erhöhung der inländischen Öl- und Gasproduktion“, stellt Tahir fest.
Kurzfristige Auswirkungen erwartet Barbara Lambrecht von der Commerzbank davon aber nicht. Wichtiger sei, wie sich der US-Präsident zu den Sanktionen gegen Russland und Iran positioniere. „Sollte sich ein härteres Vorgehen gegen Iran abzeichnen, könnten die Ölpreise einen weiteren Sprung nach oben machen“, erklärt die Rohstoffanalystin. Öl- und Gas-ETCs standen zuletzt auf den Abgabelisten, wie WisdomTree berichtet. „Investoren nahmen angesichts der Preissteigerungen wohl Gewinne mit“, vermutet Tahir.
Vor allem Gold-ETCs.
Rege Umsätze verzeichnen aktuell vor allem Gold-ETCs, neben Xetra-Gold etwa iShares Physical Gold (IE00B4ND3602), Invesco Physical Gold (IE00B579F325) und Amundi Physical Gold (FR0013416716). Ebenfalls umsatzstark: Silberpreis-Tracker wie Xtrackers Physical Silver (DE000A1E0HS6) und WisdomTree Physical Silver (JE00B1VS3333). Auch in Öl- und Gas-ETCs geht einiges um, etwa im WisdomTree WTI Crude Oil 2x Daily Leveraged (JE00BDD9Q840) und im WisdomTree Natural Gas EUR Daily Hedged (JE00B6XF0923).
Industriemetalle: Abhängig von China
Die Industriemetalle reagierten auf Trumps Amtsantritt ebenfalls mit Preisrückgängen. Denn ein Handelskrieg könnte die Weltwirtschaft dämpfen und die Nachfrage nach Industriemetallen verringern. Zuvor waren die Preise gestiegen. WisdomTree meldet leichte Abflüsse aus Industriemetall-ETCs für die vergangenen vier Wochen.
Die weitere Entwicklung ist schwer anzusehen: „Anhaltende geopolitische Konflikte, eine moderate Inflation sowie eine erratische Handelspolitik der USA dürften die Rohstoffmärkte bis Ende 2026 prägen“, erklärt Rohstoffanalystin Dora Borbély von der DekaBank. Ein stabiles weltweites Wirtschaftswachstum von 3 Prozent diene zwar als solides Fundament. Allerdings werde das für den Rohstoffbereich sehr relevante chinesische Wachstum auf absehbare Zeit schwach bleiben – und die Nachfrage speziell der Industriemetalle ausbremsen. „Gleichzeitig könnte ein verschärfter Handelskonflikt zwischen den USA und China zu Beeinträchtigungen der Lieferketten führen und Preisanstiege auslösen.“
Von Anna-Maria Borse, 23. Januar 2025, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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