Endet die mehrwöchige Korrektur am deutschen Aktienmarkt? Genau danach sieht es im Moment aus – trotz unveränderter Rahmenbedingungen. In den Ausblicken für 2025 überwiegt ohnehin Zuversicht.
25. November 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Konjunkturtristesse, Zollängste, Ukraine- und Nahost-Krieg – das scheint plötzlich keine Rolle mehr zu spielen. Schon Donnerstag und Freitag war es wieder nach oben gegangen am deutschen Aktienmarkt, in der neuen Woche setzt sich die gute Laune fort. Der DAX liegt am Montagmorgen bei 19.458 Punkten, nach einer schwankungsreichen Woche mit Kursen unter 19.000 Punkten und einem Anstieg auf 19.323 am Freitag zu Handelsschluss.
Rekordstände in den USA
In den USA wird nach zwischenzeitlichen Rücksetzern wieder der „Trump Trade" gespielt. Die US-Börsen schlossen am Freitag auf Rekordhochs beziehungsweise nur knapp darunter. Auffällig ist der extrem starke US-Dollar, der Euro ist am Freitag auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gefallen. Außerdem geht die Bitcoin-Rally weiter. Der Kurs der wichtigsten Krypto-Währung liegt mit aktuell 98.287 US-Dollar nur noch knapp unter der 100.000 US-Dollar-Marke.
Gut an kommt die Nominierung von Hedgefonds-Manager Scott Bessent als künftiger US-Finanzminister. Bessent plädiert für eine Steuerreform und Deregulierung, soll aber – gerade im Vergleich zu Elon Musk – insgesamt für einen gemäßigten Kurs stehen.
„Kaufbereitschaft ist zurück“
Nach Einschätzung von Christoph Geyer lässt der Wochenschluss auf mehr hoffen. Es sei zwar noch zu früh, einen Trendbruch auszurufen. Zudem handle es sich bislang nur um eine Korrekturbewegung im übergeordneten Aufwärtstrend. „Doch auch wenn die Umsätze nicht signifikant angezogen haben, zeigt doch das Verhalten der Marktteilnehmer der letzten Tage, dass eine gewisse Kaufbereitschaft zurückgekehrt ist“, erklärt der Charttechniker. Sollte diese Woche die Marke von 19.500 Punkten überwunden werden, eröffne sich die Chance auf ein Weiterlaufen und damit ein Erreichen der 20.000er-Marke noch in diesem Jahr.
Zutaten für Aufwärtsbewegung da
Robert Halver von der Baader Bank blickt schon auf 2025 und geht davon aus, dass es turbulenter werden wird an den Aktienmärkten. „Spätestens ab Trumps Amtsantritt im Januar ist jederzeit mit ‚Überraschungen‘ zu rechnen.“ Jedoch erzeugten „kurzfristige Schlagzeilen bei fundamental gesunder Lage“ längerfristig attraktive Kaufgelegenheiten. Insgesamt seien die Zutaten für eine zukünftig aufwärtsgerichtete Aktienentwicklung gegeben. „Zins- und Zollangst werden trotz der Geplänkel nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht werden. Weltwirtschaft sowie Unternehmensgewinne werden längerfristig wachsen“, betont Halver.
DZ Bank: „Positiver Ausblick in herausforderndem Umfeld“
Bis Mitte 2025 wird sich das Aufwärtspotenzial bei europäischen Aktienindizes der DZ Bank zufolge allerdings in engen Grenzen halten. „Vorübergehende Stimmungsaufhellungen werden sich als nicht nachhaltig erweisen und immer wieder durch Krisenherde und Kursrücksetzer kompensiert werden“, erklärt Analyst Christoph Müller. In den USA würden Ankündigung und Umsetzung von Steuergeschenken sowie das konjunkturelle Strohfeuer hingegen für positive Impulse an den Aktienmärkten sorgen. Für den S&P 500 erwartet die Bank für Mitte 2025 6.500 und Ende 2025 6.900 Punkte. Europas Börsen würden sich in der zweiten Jahreshälfte zudem an den neuen US-Präsidenten gewöhnen. „Andere Themen, darunter Unternehmensgewinne, Geldpolitik und Künstliche Intelligenz, dürften wieder in den Vordergrund rücken.“ Für den DAX prognostiziert die Bank 19.500 Punkte für Mitte und 21.500 Ende des Jahres. „Sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks gilt angesichts geopolitischer Unsicherheiten und dem zu erwartenden erratischen Führungsstil Trumps außerdem, dass mit mehr Volatilität zu rechnen ist.“
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 25. November
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima November.
Dienstag, 26. November
20.00 Uhr. USA: Protokoll der US-Notenbanksitzung vom 6./7. November.
Mittwoch, 27. November
14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Güter Oktober. Am Markt wird mit einem Plus von 0,5 Prozent im Monatsvergleich gerechnet nach einem Minus von 0,7 Prozent im September.
16.00 Uhr. USA: Preisindex für Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie. Das von der US-Notenbank bevorzugte Maß für die Kerninflation dürfte im Oktober von 2,7 auf 2,8 Prozent gestiegen sein, meint die Deutsche Bank, die jährliche Gesamtinflation von 2,1 auf 2,3 Prozent. Dies stünde im Einklang mit der Entwicklung der Konsumentenpreise. Falle der Anstieg deutlicher aus, mache dies eine weitere Leitzinssenkung im Dezember unwahrscheinlicher.
Donnerstag, 28. November
USA: Thanksgiving. US-Märkte bleiben geschlossen.
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise November. Erwartet werden wieder 2,3 Prozent zum Vorjahr, mehr als die 2 Prozent vom Oktober.
Freitag, 29. November
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise November. Die Inflationsrate dürfte mit 2,4 Prozent wieder deutlich über das EZB-Ziel von 2 Prozent gesprungen sein, meint die Commerzbank. Dies sei zwar größtenteils durch Basiseffekte bedingt, aber auch die Kernrate dürfte vorübergehend wieder steigen.
von: Anna-Maria Borse, 25. November 2024, © Deutsche Börse AG