Heute Abend ist es dann also so weit. Donald Trump startet seine zweite Amtszeit als amerikanischer Präsident. Im Vorfeld haben sich die Aktienmärkte in prächtiger Verfassung gezeigt. Setzt sich die Rallye fort oder sorgt Trump für eine Trendwende?
20. Januar 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach einem Wochenplus von 3,4 Prozent hat der DAX am Freitag bei 20.903 Punkten den höchsten Schlusskurs seiner Geschichte markiert. Intraday stieg der deutsche Leitindex sogar bis auf 20.924 Zähler. Nach Ansicht der LBBW brachten die weniger hoch als befürchtet ausgefallenen US-Inflationsdaten zur Wochenmitte die Wende zum Positiven, nachdem zuvor noch die Zinssorgen überwogen hatten. Zudem hätten der erfolgreiche Start in die US-Berichtssaison sowie gute Nachrichten von der europäischen Luxusgüterindustrie für gute Stimmung gesorgt.
„1:0 für Europa gegenüber den USA“
In die neue Woche starten die Aktienmärkte mit guten Vorgaben aus den USA. Die großen Indizes S&P 500 und Nasdaq 100 konnten am Freitag um 1,0 bzw. 1,7 Prozent zulegen und damit ebenfalls eine positive Wochenbilanz verzeichnen. Der DAX steht am Montagmorgen knapp unter 20.900 Punkten. Martin Roth von der Commerzbank sieht das neue Allzeithoch des DAX als eine „Erinnerung, dass trotz schwacher deutscher Konjunktur die deutschen, vielfach global agierenden und aufgestellten Unternehmen durchaus auch bei Zollkonflikten Chancen bieten“. Robert Rethfeld von Wellenreiter Invest verweist darauf, dass neben dem DAX auch der Euro Stoxx 50 ein neues Verlaufshoch erreicht habe, was dem S&P 500 nich nicht gelungen ist. „Es steht somit 1:0 für Europa im Jahr 2025 gegenüber den USA. Die relative Stärke Europas gegenüber den USA könnte ein Trend für das Jahr 2025 sein“.
„Erratische Äußerungen“ von Donald Trump erwartet
Zum Start der neuen Woche blicken die Anlegerinnen und Anleger aber dennoch in die USA, obwohl die Märkte dort heute wegen dem Martin Luther King Day geschlossen bleiben. Dafür steht die Amtseinführung von Donald Trump auf dem Programm. Die Volkswirte der Deka warnen, dass sowohl vor als auch unmittelbar nach der Amtseinführung die Wahrscheinlichkeit erratischer Äußerungen Trumps hoch sei. Rethfeld rechnet in den ersten Tagen der Amtszeit mit einer Vielzahl von Dekreten. Zudem dürften die Anleger*innen „sehr genau auf die Zollpolitik schauen“.
Zuletzt hatten die Sorgen diesbezüglich etwas nachgelassen. „Die Marktteilnehmer hegen nach entsprechenden Zeitungsberichten die Hoffnung, dass Trump die Importzölle nur schrittweise anheben könnte. Dies würde vor allem an den europäischen Börsenplätzen weitere Erleichterung bringen“, zeigt sich Frank Klumpp von der LBBW hoffnungsvoll. Roth hingegen fürchtet durch neue Zölle einen vorübergehenden Anstieg der Inflationsrate in den USA, wodurch die Beruhigung zu diesem Thema „rasch wieder in Nervosität umschlagen“ könnte. „Angesichts des engen Arbeitsmarkts haben auch Migrationsbeschränkungen über befürchtete Folgen für Lohndruck das Potenzial für Störfeuer“.
Banger Blick auch Richtung Japan
Der Commerzbank-Analyst hat noch ein weitere potenzielles Störfeuer für die Aktienmärkte ausgemacht. In Japan verdichten sich seiner Meinung nach Hinweise auf eine Anhebung der Leitzinsen am Freitag. „Dies ist insofern zu beachten, da die letzte Anhebung im Sommer für Turbulenzen an den Finanzmärkten sorgte. Daher ist die begleitende Kommunikation in diesem Zusammenhang sehr wichtig“, erklärt Roth.
„21.000 Punkte als nächstes Kursziel“
Aus charttechnischer Sicht bestehen laut Jörg Scherer von HSBC gute Chancen, dass der DAX die Marke von 21.000 Punkten in dieser Woche erreicht. Diesen Bereich hat er schon länger als „Kursziel aus der langfristigen, trendbestätigenden Schiebezone“ ausgemacht. „Bestätigt wird dieses Anlaufziel durch eine Trendlinie im Monatsbereich, welche die Hochpunkte von 2007 und 2015 verbindet“, erklärt der erfahrene technische Analyst. Als erste Unterstützungen dienen dem Index demnach das obere Bollinger Band (aktuell bei 20.751 Punkten) und das am Freitag entstandene Aufwärtsgap (20.675 zu 20.716 Punkte). „Deutlich massiver wird es dagegen im Bereich des alten Rekordstandes von Mitte Dezember bei 20.523 Punkten“.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 20. Januar
Start des Weltwirtschaftsforums in Davos (läuft bis Ende der Woche)
Martin Luther King Day – Märkte in den USA geschlossen
18.00 Uhr. USA: Amtseinführung von Donald Trump
Dienstag, 21. Januar
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Index. Trotz der ohnehin schon sehr schlechten Stimmung unter den Finanzmarktanalysten rechnen die Strategen der Deka mit einem erneuten Rückgang des ZEW-Index von 15,7 auf 15,1 Punkte. Die Unsicherheiten über mögliche US-Zölle und den Ausgang der Bundestagswahl sollten demnach zu einer weiteren Eintrübung der Konjunkturerwartungen führen.
Mittwoch, 22. Januar
Mehrere Reden von EZB-Ratsmitgliedern (u.a. Präsidentin Christine Lagarde) in Davos
Donnerstag, 23 Januar
14.30 Uhr. USA: Erstanträge Arbeitslosenversicherung. Die Analysten der Helaba rechnen mit einem leichten Anstieg gegenüber der Vorwoche auf 220.000 Anträge.
Freitag, 24. Januar
Japan: BoJ-Zinsentscheid. Nachdem die Bank of Japan zuletzt im März und im Juli des vergangenen Jahres das Leitzinsniveau erhöht hatte, vermutet die Deka, dass nun die nächste Erhöhung erfolgen wird. Angesichts eines sehr tiefen Ausgangsniveaus von 0,25 Prozent sind demnach Erhöhungen zwischen 10 und 25 Basispunkten möglich.
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindizes. „Die Dienstleister sorgen für Wachstum und die Industrie belastet die wirtschaftliche Entwicklung“, konstatieren die Strategen der Deka weiterhin eine „Teilung der Wirtschaft“. In Summe rechnen sie bei den vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für den Januar mit einem Indexstand von 49,5 (nach 49,6) Punkten.
Von Thomas Koch, 20. Januar 2024, © Deutsche Börse AG
Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte und geprüfter Zertifikateberater. Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist mit dem Geschehen an den Kapitalmärkten.
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