Die heftige Korrektur vom Monatsanfang ist schon fast wieder ausgebügelt. Allerdings werde sich der jüngste Schwung wohl eher nicht fortsetzen, heißt es. Mit Spannung erwartet wird das Notenbankertreffen in Jackson Hole.
19. August 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Krisenstimmung war gestern, seit dem Mini-Crash Anfang des Monats und dem Rückgang auf fast 17.000 Punkte ist der DAX um über 1.200 Punkte gestiegen. Auch die US-Börsen nehmen wieder Kurs auf ihre Allzeithochs. „Verursacht wurde die Stimmungsaufhellung von US-Daten. Die Inflation war im Juli – marginal – rückläufig“, erklärt Christian Apelt von der Helaba. Das habe die Zinssenkungshoffnungen angefeuert.
Diese Woche ist allerdings erst einmal Warten angesagt. US-Notenbankchef Jerome Powell wird auf dem wichtigen Notenbankertreffen im US-amerikanischen Jackson Hole am Freitag eine Rede halten. Von der werden Signale für das weitere Vorgehen der US-Notenbanker erhofft.
Am Montagmorgen steht der DAX nahezu unverändert nach 18.322 am Freitag zu Handelsschluss. Die Vorgaben aus den USA sind gut. Dort schlossen Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 am Freitag mit Kursgewinnen. Die Rekordhochs sind allerdings noch nicht wieder erreicht. Nur für Gold gilt das nicht: Der Preis für die Feinunze ist zuletzt auf 2.508,78 US-Dollar geklettert – ein neues Allzeithoch.
„Überraschend positive“ Berichtssaison läuft aus.
Alexander Krämer von der Commerzbank hält es für zu früh, schon wieder von Sorglosigkeit zu sprechen. Denn auch wenn die impliziten Volatilitäten an den Aktien- und Rentenmärkten gefallen seien, von den Tiefs des ersten Halbjahres seien sie noch deutlich entfernt. Er geht davon aus, dass sich die jüngste Erholungsdynamik an den Aktienmärkten diese Woche abschwächen wird. „Dazu dürfte auch beitragen, dass die – zumindest was die Gewinne angeht – überraschend positive Berichterstattung der US-Unternehmen für das zweite Quartal ausläuft.“ Die Grundstimmung für Aktien bleibe aber freundlich. Das zeigten auch die Mittelzuflüsse zu Aktienfonds: „Hier wurden in dieser Woche 11,5 Milliarden US-Dollar an Zuflüssen verzeichnet. Der Trend besteht mittlerweile seit 17 Wochen und wurde auch nicht durch die Verwerfungen der letzten Wochen unterbrochen.“
Stilwechsel zur „Nervenberuhigung“
Björn Jesch von der Fondsgesellschaft DWS vermutet, dass die Marktturbulenzen Anfang des Monats einigen Investoren immer noch in den Knochen stecken. Er verweist auf die „historischen Dimensionen“ des Kurseinbruchs etwa japanischer Aktien und auch das uneinheitliche Gesamtbild. Jesch rät daher zu mehr Diversifikation, etwa durch mehr defensive Titel und weniger Tech-Aktien. Die DWS hat in ihren Multi-Asset-Musterportfolios schon Anfang Juli vom Faktor Qualität in den Faktor Minimum Volatilität umgeschichtet. Die Faktoren Wachstum und Qualität seien in den vergangenen zwölf Monaten am besten gelaufen. „Sie werden jedoch stark von den großen Technologiewerten dominiert.“ Im Qualität-Index etwa entfielen 38 Prozent der Marktkapitalisierung auf die zehn größten Werte, im Minimum-Volatilitäts-Index nur 15 Prozent. „Wir sehen derzeit keinen Grund, von dieser Strategie abzuweichen, da wir von weiterhin nervösen Märkten ausgehen.“
Saisonalität spricht gegen ungebremstes Aufwärts
Laut Charttechniker Christoph Geyer fehlt der Aufwärtsbewegung noch die Marktbreite. „Die Umsätze sind auf niedrigem Niveau stabil und konnten nur in den letzten Tagen leicht anziehen“, erklärt er. Offenbar habe die Breite der Marktteilnehmer noch kein Vertrauen. Auch die Saisonalität deute noch keinen Anstieg ohne weitere Korrektur an. „Insgesamt hat sich die Lage aber verbessert.“
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Mittwoch, 21. August
20.00 Uhr. USA: Protokoll der US-Notenbanksitzung vom 30./31. Juli.
Donnerstag, 22. August
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex August. Im Euroraum dürfte der kombinierte Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor leicht auf 50 Punkte gefallen sein, meint die Commerzbank. Der Indexwert befinde sich damit an der Grenze zu dem Bereich, der ein Schrumpfen der Wirtschaft anzeige.
13.30 Uhr. Eurozone: Zusammenfassung der EZB-Sitzung vom 18. Juli.
Beginn des Notenbankertreffens in Jackson Hole/USA. BisSamstag, den 24. August, findet das geldpolitische Symposium in Jackson Hole statt, diesmal mit dem Titel „Reassessing the Effectiveness and Transmission of Monetary Policy“, wie die DekaBank berichtet. Thematisch werde es also um die Frage gehen, warum die eigentlich extrem restriktive Geldpolitik der Fed so relativ geringe Auswirkungen auf die Konjunktur gehabt hat. Neben der Rede von Fed-Chef Powell (Freitag, 16 Uhr) seien aus Marktsicht wohl auch die Interviews mit verschiedenen Zentralbankern von Interesse.
von: Anna-Maria Borse, 19. August 2024, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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