Wochenlang hat der DAX von den künftigen Mehrausgaben in Milliardenhöhe profitiert. Jetzt rücken US-Zölle wieder mehr in den Blick. Allerdings spricht die Saisonalität wohl gegen eine echte Trendwende.
24. März 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der DAX hält sich auf hohem Niveau, die Zeit der rasanten Kursanstiege scheint aber vorbei. „Dazu beigetragen haben womöglich kritische Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde zu einem möglichen Handelskrieg mit den USA“, bemerkt Ulrich Wortberg von der Helaba. „Madame Lagarde zähmt den DAX“, formuliert es Martin Siegert von der LBBW.
Am Montagmorgen sieht es nach einer kleinen Erholung aus: Der DAX steht bei 23.008 Punkten nach 22.892 Zählern am Freitag zu Handelsschluss. Am Dienstag hatte der Index mit 23.476 Punkten noch ein neues Hoch erreicht. Die US-Börsen schlossen am Freitag leicht im Plus, liegen aber weiterhin deutlich unter den Rekordständen.
„Das geplante Schuldenpaket war von den Börsianern wochenlang bejubelt worden“, erklärt Uwe Streich von der LBBW. Die erteilten Vorschusslorbeeren basierten auf der Erwartung, dass die zusätzlichen Investitionen das heimische BIP-Wachstum deutlich ankurbeln werden – wenngleich wohl erst 2026. „Dem steht jedoch gegenüber, dass die höchst disruptive Politik von US-Präsident Donald Trump das Zeug hat, den Welthandel zu lähmen.“
Nebenwerte auf der Überholspur?
DWS-Fondsmanagerin Sabrina Reeh ist dennoch zuversichtlich für deutsche Aktien – besonders für Nebenwerte. „Die Chancen stehen gut, dass die mehr als drei Jahre andauernde schlechtere Wertentwicklung von Nebenwerten ein Ende finden könnte“, meint Reeh. Nebenwerte erzielten im Durchschnitt 30 Prozent ihrer Gewinne im Inland, DAX-Unternehmen dagegen nur 20 Prozent. „Sollte es der neuen Bundesregierung gelingen, die strukturellen Probleme anzugehen und das Wachstum anzukurbeln, dürften die positiven Effekte bei Nebenwerten stärker ausfallen als bei den größtenteils global agierenden Standardwerten.“ Dazu komme, dass Nebenwerte derzeit sehr niedrig bewertet seien und nicht ganz so stark von US-Zöllen betroffen sein würden. Doch auch für den DAX ist die DWS optimistisch: Sie hat das Kursziel per März 2026 von 22.500 auf 24.000 Punkte erhöht.
Sabrina Reeh
„US-Werte nicht abschreiben“
Jens Herdack von der Weber Bank schaut auf die auseinanderlaufende Entwicklung in Europa und in den USA. „Hatten sich die Investoren zum Beginn der Amtszeit Trumps noch sehr zuversichtlich gezeigt, so reagieren sie inzwischen zunehmend verunsichert“, bemerkt er. „Ein erratisches Androhen und Zurücknehmen von Zöllen, steigende Preise und rückläufige Wachstumserwartungen sind nicht die Zutaten für eine erfolgreiche Börsenperformance.“ Die Bank rät daher weiter zu einer höheren Quote von europäischen Aktien bei gleichzeitig leichter Reduzierung von US-Titeln im Portfolio. „Abschreiben würden wir die US-Aktien aber nicht“, betont Herdack. Denn das voraussichtliche Gewinnwachstum der US-Unternehmen liege vom absoluten Niveau immer noch über dem der europäischen Wettbewerber.
„Kurzfristige Ausblick positiv“
Der technische Analyst Christoph Geyer weist darauf hin, dass große Verfallstermine von Optionen und Futures – wie am vergangenen Freitag – häufig zum Generieren einer Trendwende genutzt würden. „Allerdings spricht die Statistik der Saisonalitäten derzeit gegen eine solche Trendwende.“ Vielmehr stehe nun eine recht positive statistische Phase an. „Auch wenn der DAX früher oder später eine Korrekturbewegung vollziehen dürfte, ist der kurzfristige Ausblick durchaus positiv.“
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 24. März
Indexanpassungen DAX-Familie: Die Anfang März von Stoxx Ltd., der Indextochter der Deutsche Börse Group, bekannt gegebenen Indexanpassungen treten in Kraft: Renk, flatexDegiro und DWS Group steigen in den MDAX auf. Schott Pharma, Siltronic und Hypoport kommen in den SDAX.
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex März.
Dienstag, 25. März
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima März. Nach dem Beschluss zu den Sondervermögen Infrastruktur und Verteidigung schnellte der DekaBank zufolge schon die Stimmung der Finanzanalysten in die Höhe. Für die ifo-Umfrage unter Unternehmen erwartet sie nun ebenfalls einen außergewöhnlich starken Anstieg des Geschäftsklimas.
Freitag, 28. März
9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen März. Während die deutschen Unternehmen zuversichtlicher in die Zukunft schauten, bauten sie unverändert Arbeitsplätze ab, bemerkt die DekaBank. Mit weniger Rückenwind von der Witterung werde die Zunahme der Arbeitslosenanzahl sogar größer ausfallen als im Vormonat.
13.30 Uhr. USA: Preisindex Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie Februar. Für das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmaß rechnet die Commerzbank mit einem deutlicheren Anstieg als bei den bislang veröffentlichten Verbraucher- und Produzentenpreisen für den Februar. Sie prognostiziert für die Kernrate ein Plus von 0,33 Prozent gegenüber dem Vormonat. Auf Jahresbasis hochgerechnet seien das 4 Prozent, also doppelt so viel wie das Inflationsziel der Fed von 2 Prozent.
Von Anna-Maria Borse, 24. März 2025, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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