Von wegen Sommerflaute – am Aktienmarkt sind die Ausschläge derzeit hoch. Nach den Verlusten der Vorwochen steigen die Kurse jetzt wieder. Die neue Woche bietet viel Stoff für Bewegung mit vielen Quartalsberichten und Konjunkturdaten.
29. Juli 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem versöhnlichen Wochenschluss am deutschen und auch US-amerikanischen Aktienmarkt sieht es zu Beginn der neuen Woche nach einer weiteren Erholung aus. „Die Nervosität bleibt aber hoch“, erklärt Ralf Umlauf von der Helaba. Die diese Woche anstehenden Quartalszahlen wichtiger Unternehmen wie Microsoft, Meta und Apple könnten für weitere Volatilität sorgen. Von den Inflationszahlen in der Eurozone und der US-Notenbanksitzung erwartet er hingegen keine belastenden Effekte.
Der DAX steht am Montagmorgen leicht im Plus nach 18.418 Punkten am Freitag zu Handelsschluss. Die Vorgaben aus den USA sind gut. Die wichtigsten US-Indizes hatten am Freitag deutlich zugelegt. Auf Wochensicht entstanden dennoch Verluste. Das gilt insbesondere für den Nasdaq 100, der immer noch rund 8 Prozent unter seinem vor knapp drei Wochen erreichten Allzeithoch liegt. Einige Tech-Unternehmen hatten mit ihren Quartalszahlen die hohen Erwartungen nicht erfüllen können.
„Am weltweiten Aufwärtspotenzial ändert sich nichts“
Nach Einschätzung der DZ Bank könnte die jüngst vor allem an den US-Aktienmärkten zu beobachtende Konsolidierung auf kurze Sicht zwar eine moderate Fortsetzung erleben. „Am weltweiten Aufwärtspotenzial bis Jahresende ändert dies jedoch nichts“, erklärt Analyst Sören Hettler. Ohnehin sei die Abwärtsbewegung an den US-Aktienmärkten sehr überschaubar. Angesichts der üppigen Kursgewinne in diesem Jahr erscheine eine Konsolidierung angemessen. Gehe es nach den Erfahrungen der zurückliegenden Jahrzehnte, könne diese Phase insgesamt bis zu acht Wochen anhalten und den S&P 500 in den Bereich um 5.250 Punkte führen. „Dieses Niveau wiederum könnte den Boden für eine erneute Jahresendrally liefern.“
Weber Bank: Stark gelaufene Titel reduzieren
Hannah Thielcke von der Weber Bank rät dazu, breiter zu diversifizieren. Abgesehen von den Kursverlusten in der Tech-Branche zeige sich in einzelnen Branchen auch das schwächere makroökonomische Umfeld in den Unternehmensberichten – insbesondere im Luxusbereich und konjunktursensiblen Autosegment. „Während die Großen ins Straucheln geraten, hatten die Kleinen die beste Zeit des Jahres“, betont Thielcke. Ob es sich dabei um den Beginn eines Triumphzugs oder lediglich um eine Eintagsfliege handle, sei aber noch offen. Das positive globale Konjunkturumfeld, das den Smallcaps erfahrungsgemäß den notwendigen Rückenwind gebe, stehe aktuell eher auf wackligen Beinen. „Es ist angeraten, Aktieninvestments wieder etwas breiter zu streuen und die Gewichtung der bisherigen stark gelaufenen Favoriten zu reduzieren.“
Gewinnwachstum in USA höher
Die Berichtssaison ist in vollem Gange, hierzulande legen diese Woche unter anderem BMW, DHL Group, Merck, Volkswagen und Vonovia ihre Bücher offen, in den USA Microsoft, Meta und Apple. Die Commerzbank erwartet weiterhin eine solide US-Gewinnsaison, trotz einiger Enttäuschungen in der Tech-Branche. Bislang hätten 77 Prozent der S&P 500-Unternehmen die Gewinnerwartungen geschlagen, aber nur 56 Prozent der Stoxx 600-Unternehmen. Das Gewinnwachstum liege in den USA zudem mit 8 Prozent deutlich höher als in Europa mit 1 Prozent. „In Europa schlägt sich vor allem die größere Abhängigkeit vom weiterhin schwachen Exportmarkt China stärker negativ nieder“, erklärt Torsten Weinelt.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Dienstag, 30. Juli
10.00 Uhr. Deutschland: BIP zweites Quartal. Der DekaBank zufolge läuft es nicht rund in Deutschland. Die bislang vorliegenden harten Konjunkturindikatoren deuteten auf einen im Vergleich zum ersten Quartal geringeren Anstieg des BIP hin.
11.00 Uhr. Eurozone: BIP zweites Quartal. Nach dem Anstieg um 0,3 Prozent im ersten Quartal dürfte der Zuwachs im zweiten Quartal mit 0,2 Prozent geringer ausfallen, meint die Commerzbank. Allerdings würden die Zuwachsraten für die einzelnen Länder sehr unterschiedlich sein.
Mittwoch, 31. Juli
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise Juli. Die Inflationsrate ist der Commerzbank zufolge wohl auf 2,3 Prozent gefallen, die Kernteuerungsrate auf 2,7 Prozent.
20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Märkte und Analysten sind sich einig: Die Fed dürfte die Funds Rate bei 5,25 bis 5,50 Prozent belassen, erklären die Analysten der Deutschen Bank. Die US-Notenbank werde aber den Weg für eine Zinswende im September ebnen.
Donnerstag, 1. August
13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Die DekaBank rechnet mit einer Zinssenkung. Dafür sprächen ein nachlassender Lohndruck und eine Gesamtinflationsrate von 2 Prozent. Dazu komme die Erwartung, dass die noch hohe Dienstleistungsinflation in den kommenden Monaten nachlassen werde.
Freitag, 2. August
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen Juli. Die Lage am US-Arbeitsmarkt ist zwar weiterhin gut, die meisten Indikatoren signalisierten aber eine tendenzielle Abschwächung, kommentiert die Commerzbank. So würden nicht nur weniger neue Stellen geschaffen, auch die Zahl der offenen Stellen sinke im Trend. Gleichzeitig nehme die Arbeitslosigkeit leicht zu, und die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen langsamer.
Von Anna-Maria Borse, 29. Juli 2024, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
Feedback und Fragen an redaktion@deutsche-boerse.com
Koch