Geschichte der Frankfurter Wertpapierbörse

Von der physischen zur digitalen Verwahrung

Altes Foto von alten Unterlagen

200 Jahre Aktienhandel in Frankfurt: Alles begann mit der Aktie der Österreichischen Nationalbank. Seitdem haben sich zahllose Unternehmen über die Börse finanziert – und Anleger in eben jene Unternehmen investiert. In unserer Reihe „Evolution of Exchange Trading“ blicken wir aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Ursprünge und Meilensteine des Börsenhandels zurück.

Vermögensinhaber hatten schon immer ein Interesse daran, ihr Vermögen sicher aufzubewahren. Die Art und Weise der Aufbewahrung hat dabei immer den verfügbaren Mitteln entsprochen. Ein Beispiel? Der vergrabene Schatz.

Diese Methode mag vor Hunderten von Jahren für Goldmünzen funktioniert haben. Die heutigen Methoden müssen jedoch den heutigen Anforderungen entsprechen; hierbei ist die sichere Verwahrung genauso wichtig wie bestmögliche Liquidität. Sie müssen darauf vertrauen können, dass ihr Vermögen geschützt ist, zum Beispiel vor Diebstahl, und dass es gleichzeitig schnell und einfach verfügbar ist, wenn sie es dringend brauchen.

Was ist Verwahrung?

Nachhandelsdienstleistungen wie Abwicklung und Verwahrung bilden das Rückgrat jedes Börsengeschäfts. Nachdem Kauf- und Verkaufspositionen erfolgreich zusammengeführt, ausgeführt und verrechnet wurden sowie Bargeld gegen Wertpapiere getauscht wurde (Abwicklung), sorgt eine effiziente Verwahrung dafür, dass die Wertpapiere der Anleger sicher, geschützt sowie jederzeit und von überall auf der Welt verfügbar sind.

Wie funktionierte die Verwahrung vor dem elektronischen Zeitalter?

Traditionell waren Wertpapiere, z. B. Aktienurkunden, ein beschriebenes oder bedrucktes Papier, das mit grundlegenden Sicherheitsmerkmalen wie Unterschriften, Wasserzeichen oder Prägungen zum Nachweis seiner Echtheit versehen wurde. Diese Wertpapiere wurden physisch in einem Tresor aufbewahrt und mussten daher beim Kauf und Verkauf von Eigentümer zu Eigentümer transportiert werden. 

Wie funktioniert das heute?

Heutzutage hat die Verwahrung eine viel günstigere CO2-Bilanz. Immer mehr Wertpapiere werden entweder in immaterieller oder elektronischer Form (ohne damit verbundene physische Urkunden) oder als Bucheintrag (repräsentiert durch eine oder mehrere physische Globalurkunden) verwahrt. Die verbleibenden physischen Wertpapiere werden immobilisiert. So bleiben die physischen Wertpapiere selbst, wenn sie ge- und verkauft werden, am selben Ort und werden nicht von Verwahrer zu Verwahrer transportiert. 

Wer ist heute für die Verwahrung verantwortlich?

Heute werden Wertpapiere bei Zentralverwahrern (CSDs) verwahrt. Über die reine Verwahrung hinaus übernehmen die Zentralverwahrer auch Asset Servicing-Aufgaben, z. B. Dividendenzahlungen. Clearstream, der Nachhandelsdienstleister der Gruppe Deutsche Börse, betreibt die CSDs für Deutschland und Luxemburg und agiert als internationaler Zentralverwahrer (ICSD). Seine Nachhandelsinfrastruktur umfasst Wertpapiere aus fast 60 Märkten und mehr als 100 Währungen.

Werden bei Clearstream nur Wertpapiere verwahrt?

Nein, es gibt noch mehr. Jedes Mal, wenn Anleger Anteile an dem von Deutsche Börse Commodities emittierten goldbesicherten Wertpapier Xetra-Gold kaufen, wird für jeden Anteilschein ein Gramm Gold im Zentraltresor von Clearstream hinterlegt. Die sichere Verwahrung der Goldreserven bei Clearstream entspricht hohen Sicherheitsstandards und erspart Anlegern die Kosten für den Transport und die Lagerung von physischem Gold. Privatanleger können das zugrunde liegende Gold auf Wunsch von ihrer Bank in physischer Form beziehen.

Wie sieht die Verwahrung der Zukunft aus?

In den letzten 20 Jahren ging der Trend kontinuierlich von der physischen hin zur elektronischen Verwahrung: Der deutsche CSD von Clearstream verwahrt immer noch über 25 Millionen Wertpapiere im Tresor, aber das ist nur etwa ein Achtel dessen, was zu Beginn der elektronischen Erfassung im Jahr 2001 verwahrt wurde. Die Verwahrung der Zukunft wird wohl digital sein, was bedeutet, dass überhaupt keine physische Urkunde mehr benötigt wird. Neue Technologien wie Blockchain sind hier ein entscheidender Faktor. Natürlich müssen für digitale Wertpapiere die passenden rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um sicherzustellen, dass die Märkte von heute und morgen sicher, transparent und integer bleiben – mit einem Plus an Flexibilität und Effizienz.