Anleihen – Anlage mit (meist) fester Verzinsung
Anleihen sind ein Klassiker unter den Wertpapieren und gehören in jedes Depot. Ein Investment in Anleihen ist auch für unsere Protagonisten Anna und Michael sehr interessant. In diesem Video erfahren Sie zusammen mit den Beiden, welche besonderen Eigenschaften Anleihen besitzen und worauf Sie bei der Anlage achten sollten.
Großes Angebot, feste Zinsen, Rückzahlung am Laufzeitende
Damit Sie wissen, was gemeint ist, wenn von Anleihen die Rede ist, hier eine Erklärung:
Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere. Sie werden auch Renten, Bonds, Schuldverschreibungen oder Obligationen genannt. Herausgegeben – das Fremdwort dafür ist emittiert – werden sie z.B. von Kreditinstituten, Staaten, Gemeinden oder von Unternehmen. Sie dienen denjenigen, die Anleihen ausgeben, d. h. den Emittenten, zur langfristigen Beschaffung von Kapital.
Wenn Sie eine Anleihe kaufen, leihen Sie dem Emittenten Geld, das Sie am Ende zurückbekommen und für das Sie eine Verzinsung bekommen, so die Regel. Anleihen sind eine Art Kredit und Sie als Inhaber*in der Anleihe der*die Gläubiger*in. Das Recht auf Rückzahlung, Höhe und Turnus der Verzinsung sowie die Laufzeit werden neben anderen Merkmalen in den Emissionsbedingungen verbrieft.
Schwarz auf Weiß: die wichtigsten Merkmale einer Anleihe
- Nennwert
Der Nennwert ist der auf der Anleihe vermerkte Geldbetrag. Er gibt die Höhe der Geldforderung an und bildet die Basis der Verzinsung. Ein anderes Wort dafür ist nominal.
- Verzinsung
Die Zinsen auf eine Anleihe werden meist in Prozent angegeben und können jährlich, halbjährlich, vierteljährlich oder sogar monatlich gezahlt werden. In Deutschland sind jährliche Zinszahlungen üblich. Die Höhe der Verzinsung hängt von der Zahlungsfähigkeit eines Emittenten ab, der Bonität. Je schlechter die Bonität, desto höher ist das Risiko, dass die Anleihe nicht zurückgezahlt wird. Entsprechend sollte mit dem Kauf einer solchen risikoreicheren Anleihe auch eine höhere Verzinsung des eingesetzten Kapitals einhergehen.
- Laufzeit
Das ist der Zeitraum, in dem das Kapital in der Anleihe gebunden ist. Nach Ende der Laufzeit zahlen Emittenten Anleihen in der Regel zum Nennwert zurück. Während der Laufzeit können sie auch an der Börse verkauft werden, allerdings zum dann gültigen Kurs und der weicht meist vom Nennwert ab. Er kann darüber oder darunter liegen.
- Tilgung
Üblicherweise werden Anleihen am Ende ihrer Laufzeit getilgt, also zurückgezahlt. Man unterscheidet bei sog. Tilgungsanleihen zwischen solchen mit endfälliger Tilgung und solchen mit Raten- oder Annuitätentilgung.
Die häufigste Art der Rückzahlung ist die endfällige Tilgung. Das bedeutet, dass der Emittent den Gesamtbetrag der von ihm ausgegebenen Anleihe am Ende der Laufzeit zurückzahlt. Raten- und Annuitätenanleihen werden bereits während der Laufzeit getilgt.
- Ausgabekurs
Anleihen können bei der Emission zum Nennwert (zu pari), unter Nennwert (unter pari) oder über Nennwert (über pari) ausgegeben werden. Anleihen werden häufiger unter pari, also unter 100 Prozent vom Nominalbetrag ausgegeben, aber zu 100 Prozent zum Laufzeitende getilgt. Dadurch wird ein Teil des eingesetzten Kapitals erst mit Laufzeitende verzinst.
- Prozentnotierung
Die meisten Anleihen werden an der Börse gehandelt. Anders als Aktien, für die Anleger*innen einen Eurobetrag je Aktie bezahlen, sind Anleihepreise in Prozent angegeben und können über oder unter ihrem Nennwert liegen.
Anleger*innen zahlen also für einen bestimmten Nominalbetrag den prozentualen Preis: Notiert eine Anleihe bei 105 Prozent, müssen für eine Anlage von nominal 1.000 € real 1.050 € gezahlt werden. Der Anleihepreis ergibt sich wie bei Aktien aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.
- Stückzinsen
Werden Anleihen während der Laufzeit gekauft oder verkauft, zahlt die Kaufseite an die Verkaufsseite zusätzlich zum realen Kaufbetrag die sog. Stückzinsen: Seit dem vorangegangenen Zinstermin sind nämlich Zinszahlungen aufgelaufen, die beim nächsten Zinstermin an die neuen Inhaber*innen der Anleihe gehen und mit den Stückzinsen den Altinhaber*innen vergolten werden. Die veröffentlichten Anleihepreise sind meist ohne Stückzinsen, sodass diese noch zum angelegten Geld hinzukommen.
- Mindestanlage und Stückelung
Die meisten Anleihen haben einen Mindestanlagebetrag, häufig 1.000 € oder 100.000 € nominal. Außerdem können sie nur in bestimmten Nennwertschritten gekauft werden, der Stückelung.
Wie sicher sind Anleihen?
Anders als bei einer Aktie verfügen Sie als Besitzer*in einer Anleihe über keinerlei Eigentums- oder Aktionärsrechte an der Institution, die die Anleihe herausgibt. Anleger*innen erhalten mit ihrem Investment lediglich ein Schuldrecht gegenüber dem Emittenten, dem sie ihr Geld überlassen.
Im Fall der Überschuldung des Emittenten oder dessen (drohender) Zahlungsunfähigkeit kommt daher die Besicherung von Anleihen zum Tragen. In einem Insolvenzverfahren werden die Ansprüche der Gläubiger*innen einer bestimmten Rangfolge entsprechend bedient: Sog. erst- oder vorrangige Forderungen werden zuerst bedient. Reicht das verbliebene Kapital, werden auch die nachrangigen Forderungen bedient (vgl. die Insolvenzverordnung). Besicherte Anleihen haben einen höheren Rang als unbesicherte; sie müssen während ihrer gesamten Laufzeit in voller Höhe besichert, d. h. gedeckt sein.
Anleger müssen entscheiden, ob sie dem Emittenten zutrauen, dass dieser die Anleihe am Ende der Laufzeit zurückzahlen kann. Dazu ein historisches Beispiel: Im US-amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) hatten die Südstaaten eine Anleihe zur Kriegsfinanzierung emittiert. Der Krieg war zu Ende, die Südstaaten besiegt und insolvent. Die Folge: Die Anleihe wurde nicht zurückgezahlt, die Anleger*innen verloren ihr Geld.
Dennoch gelten Anleihen wegen ihrer verbrieften Verzinsung als weniger riskant als Aktien. Deswegen sind die Durchschnittsrenditen von Aktien, d. h. Dividenden und Kursgewinne, höher als Anleiherenditen – Kursgewinn und Verzinsung – vergleichbarer Emittenten mit entsprechendem Risiko. Und: Im Insolvenzfall stehen Aktionär*innen als Mitinhaber*innen in der Rangfolge noch hinter den Anleihebesitzer*innen. Nur, wenn nach der Auszahlung aller Geld-/Kreditgebenden noch Kapital vorhanden ist, erhalten auch die Aktionär*innen noch etwas von ihrem investierten Geld zurück.
Kriterien für Anleihen: Schuldenstand, Neuverschuldung, wirtschaftliche Beständigkeit
Die Sicherheit der Anlage, v. a. die Bonität der Emittenten, sollte im Vordergrund stehen, wenn Sie Anleihen kaufen möchten. Doch woran erkennen Sie, wie sicher eine Anleihe ist?
Falls Sie z. B. in Staatsanleihen investieren möchten, sind folgende Kriterien für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit entscheidend: der Schuldenstand im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Nettoneuverschuldung, das Wachstum der Volkswirtschaft und die politische Stabilität.
So gilt eine Verschuldung von mehr als 60 Prozent des BIP als vergleichsweise hoch und überschreitet auch die Kriterien, die der Vertrag von Maastricht für die Mitgliedstaaten der Eurozone vorgibt. Für viele Anleger*innen ist deswegen der Trend zur Neuverschuldung entscheidender als die absolute Verschuldung. Bei Schwellenländern kommt es dagegen darauf an, wie stabil die dortigen politischen Verhältnisse sind.
Wenn Sie Anleihen von Unternehmen zeichnen möchten, kommt es darauf an, ob das jeweilige Unternehmen auch wirtschaftlich schwierige Phasen meistern kann.
Hier finden Sie Informationen über die Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen
Sie müssen nicht selbst mühselig nach der Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen recherchieren. Professionelle Rating-Agenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Schuldnern und fassen ihre Beurteilung in Noten von Dreifach A („AAA“) über „C“ bis „D“ zusammen. Diese Bewertungen und ihre Bedeutung finden Sie auf Finanzportalen im Internet und den Websites der einzelnen Agenturen. boerse-frankfurt.de bietet eine Matrix mit einer Einordnung der verschiedenen Bonitätsnoten.
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