So funktioniert die Börse
Im Fernsehen berichten Journalist*innen tagtäglich vom Parkett der Börse Frankfurt und informieren über die Entwicklung von Aktienkursen, den DAX oder das allgemeine Wirtschaftsgeschehen. So weit, so gut. Aber was macht eine Börse überhaupt? Und welche Aufgaben hat sie?
Ein moderner Marktplatz für das Kaufen und Verkaufen
Im Grunde ist die Börse ein gut organisierter Marktplatz, auf dem Käufer*innen und Verkäufer*innen zum Handel von Wertpapieren zusammenkommen. Marktplätze kennen wir aus unserem Alltag. An ihrem Grundprinzip hat sich seit Jahrhunderten wenig geändert: Menschen treffen sich dort zum Kauf und Verkauf von Waren jeglicher Art. Händler*innen bieten ihre Ware an und Käufer*innen kommen, um diese Ware zu kaufen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Dieses Prinzip bestimmt auch den heutigen Börsenalltag.
Allerdings verlief der Handel an der Börse früher von Angesicht zu Angesicht, auf dem Börsenparkett. Heute werden die Handelsgeschäfte nahezu ausschließlich elektronisch getätigt. Aktien und andere Wertpapiere gibt es kaum noch in physischer Form. Dieser moderne, virtuelle Marktplatz hat den Vorteil, dass er zahlreiche handlungswillige Marktteilnehmer von der ganzen Welt auf einmal zusammenbringt und ein hohes Handelsaufkommen, Liquidität genannt, ermöglicht. Außerdem sorgt ein organisierter, regulierter Marktplatz wie eine Börse dafür, dass die Preise für die gehandelten Produkte, in diesem Fall Finanzinstrumente wie Wertpapiere, fair und transparent sind und es zwischen der Kauf- und der Verkaufseite nicht zu Missverständnissen kommt.
Die eigentlichen Käufer*innen und Verkäufer*innen der Wertpapiere treten übrigens seit jeher meist nicht direkt in Kontakt miteinander. Das übernehmen Mittler wie die Depotbanken, Broker und/oder Wertpapierhandelshäuser. Welche Personen beteiligt sind, hängt vom jeweiligen Marktplatz ab. Allerdings kommen auch private Anleger*innen dank der Computer-Technik sehr nah an die Börse heran. Zum Beispiel werden online aufgegebene Aufträge privater Investor*innen von den Depotbanken direkt in das Handelssystem geleitet.
Fairness dank Börsengesetz und Marktaufsicht
Transparenz und die Gleichbehandlung aller Marktteilnehmer ist das oberste Prinzip des börslichen Handels. Er ist deswegen u. a. durch EU-Verordnungen, Börsengesetz und Wertpapierhandelsgesetz streng reguliert.
Den öffentlich-rechtlichen Auftrag zum Betrieb einer Börse vergeben die Bundesländer, für die Frankfurter Börse also das hessische Wirtschaftsministerium.
Die Börsenaufsicht der Länder überwachen den Betrieb.
Wichtige Entscheidungen trifft der Börsenrat, der von den Marktteilnehmern gewählt wird. Er ist das oberste Organ einer Börse.
Die Zulassung der Wertpapiere und der Händler*innen übernimmt die Börsengeschäftsführung.
Der Handel selbst wird von der Handelsüberwachungsstelle (HÜSt) beaufsichtigt.
Auf oberster Ebene stellt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, die Funktionsfähigkeit der Märkte in Deutschland sicher. Die BaFin ist auch dafür zuständig, dass Unternehmen ihren Veröffentlichungspflichten nachkommen und verfolgt Insider-Handel von Personen mit Informationsvorsprüngen.
Im Fall der Frankfurter Börse ist die Deutsche Börse AG der Betreiber. Die Deutsche Börse handelt somit nicht selbst, sie organisiert vielmehr den Handel. Sie stellt die Infrastruktur bereit, definiert Regeln und überwacht deren Einhaltung.
Die Aufgaben der Börse in einer Volkswirtschaft auf einen Blick
- Effiziente, geregelte und kontrollierte Handelsplätze bereitstellen
- Angebot und Nachfrage bündeln und zusammenführen
- Größtmögliche Transparenz und Gleichbehandlung der Anleger*innen sichern
- Marktdaten, v. a. Preise und Umsatzzahlen, veröffentlichen
- Unternehmen zur Finanzierung einen Zugang zum Kapitalmarkt über Wertpapiere bieten
Die verschiedenen Handelsplätze der Deutschen Börse
Für das Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren an der Frankfurter Wertpapierbörse, kurz FWB, können Sie zwischen zwei Handelsplätzen wählen: dem vollelektronischen Handelsplatz Xetra und dem Spezialistenhandel auf dem Parkett des Börsenplatzes Frankfurt.
Xetra: der elektronische Handelsplatz
Über 90 Prozent des gesamten Aktienhandels in Deutschland gehen heute über den elektronischen Handelsplatz Xetra. Über Xetra können Sie börsentäglich von 9 bis 17:30 Uhr die meisten deutschen und wichtige internationale Aktien sowie Exchange Traded Funds und Products – das sind Indexfonds, Rohstoffverbriefungen u. Ä. - kaufen und verkaufen. In Xetra treffen Kauf- und Verkaufsaufträge in einem zentralen, offenen Orderbuch aufeinander. Im Orderbuch stehen sich die Aufträge gegenüber und das Handelssystem prüft automatisch jede Kauf- und Verkaufsorder auf ihre Ausführbarkeit. Passen Aufträge zusammen (Matching) werden die Transaktionen sofort ausgeführt (Execution). Das offene Orderbuch gewährleistet ein größtmögliches Maß an Transparenz für Investoren*innen.
Xetra ist der Referenzmarkt für den börslichen Handel großer deutscher Aktien. An keinem anderen Börsenplatz der Welt werden höhere Umsätze zu marktgerechten Preisen in diesen Wertpapieren erzielt. Wer hier handelt, profitiert von höchster Liquidität und fairen Preisen. Auf Basis von Xetra-Preisen wird sekündlich der deutsche Leitindex DAX ermittelt. Der DAX wird aus den Kursen der 40 umsatzstärksten deutschen Unternehmen berechnet und ist der meist beachtete Indikator für die aktuelle Entwicklung der deutschen Wirtschaft.
Der Parketthandel: Persönliche Betreuung durch Spezialisten im Frankfurter Parketthandel
Kommen wir zum Parketthandel, der im großen Saal der Frankfurter Börse stattfindet. Den Saal kennen Sie mit Sicherheit aus Fernsehberichten. Hier können Privatanleger*innen etwa 1,5 Millionen Wertpapiere deutscher und internationaler Emittenten kaufen und verkaufen. Dazu zählen alle deutschen und sehr viele internationale Aktien, Fonds, Anleihen sowie Zertifikate und Optionsscheine. Hier unterstützen Mitarbeitende von Wertpapierhandelshäusern, sog. Spezialisten, den Handel und sorgen für entsprechende Liquidität, indem sie Angebotspreise und –mengen veröffentlichen. Dabei orientieren sie sich an der aktuellen Marktlage und versuchen, den Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreisen (Spread) so gering wie möglich zu halten. Anleger erhalten faire Preise, auch in wenig gehandelten Wertpapieren.
Als Privatanleger*in können Sie nicht einfach direkt an die Börse gehen und handeln. Dafür benötigen Sie ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder einem Broker. Bei der Aufgabe Ihrer Order können Sie allerdings selbst entscheiden,auf welchem Handelsplatz Ihr Aufgtrag ausgeführt werden soll: Entweder Sie erteilen Ihre Order über Xetra und profitieren von hoher Liquidität und transparenten Preisen oder Sie handeln über die Börse Frankfurt mit persönlicher Betreuung durch zertifizierte Spezialisten*innen. Dieser Marktplatz wird in den Ordermasken der Banken häufig nur als Frankfurt gelistet.
Wenn Sie auf Services wie Beratung verzichten und Ihr Depot bei einer günstigeren Direktbank eröffnen, haben Sie mitunter den Eindruck, direkt an der Börse aktiv zu sein: Ihre Aufträge können Sie unter Umständen im offenen Xetra-Orderbuch oder auch als Angebotspreis der Spezialisten online wiederfinden – falls das Geschäft nicht ohnehin sofort ausgeführt wurde.
Mein Weg zur Börse
- Auf der Suche nach Rendite
- So funktioniert die Börse
- Aktien - An Unternehmen teilhaben
- Wegweiser für die Aktienauswahl
- Fakten zur Aktie - immer infomiert sein
- Die Handelsplätze der Deutschen Börse
- So wird der Aktienpreis ermittelt
- Grundregeln für Aktionäre
- Los geht's: Depot eröffnen
- Die erste Order aufgeben
Weitere Anlageklassen
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