Was sind Optionsscheine?
Optionsscheine sind strukturierte Finanzprodukte. Sie werden von Banken oder Wertpapierhandelshäusern herausgegeben und beziehen sich auf einen Basiswert. Basiswerte können Indizes oder Einzelaktien sein. Auch Währungen, Zinssätze und Rohstoffe sind gängige Basiswerte.
Optionsscheine eignen sich zur Umsetzung bestimmter Handelsstrategien und werden in erster Linie von risikobereiten Anleger*innen und für kurzfristige Spekulationen verwendet. Oft kaufen und verkaufen Investor*innen die Papiere schon nach wenigen Tagen oder Wochen wieder.
Optionsscheine reagieren überproportional auf Kursbewegungen eines festgelegten Basiswertes, das macht sie so attraktiv. Schon mit geringem Kapitaleinsatz können sie in kurzer Zeit hohe prozentuale Gewinne erzielen. Allerdings schlägt diese Hebelwirkung auch in die entgegengesetzte Richtung aus: Liegen Sie mit Ihrer Markterwartung falsch und der Basiswert entwickelt sich in eine andere Richtung als die angenommene, verlieren Sie auch überproportional viel bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Die Entwicklung des Basiswertes bestimmt den Kurs Ihres Optionsscheins
Der Kurs von Optionsscheinen wird in erster Linie durch die Kursbewegungen des Basiswertes beeinflusst. Daneben gibt es aber noch weitere Faktoren; insbesondere die Schwankungsstärke, also die Volatilität, des Basiswertes.
Call- und Put-Optionsscheine
Außerdem gibt es zwei gegenläufige Grundtypen, die je nach Erwartungshaltung in Bezug auf die Kursentwicklung des Basiswertes sinnvoll umszusetzen sind: Call-Optionsscheine gewinnen grundsätzlich bei steigenden Kursen des Basiswertes an Wert, während Put-Optionsscheine von fallenden Kursen des Basiswertes profitieren.
Call-Optionsscheine: Wertgewinn bei steigenden Kursen
Ein Call-Optionsschein verbrieft das Recht, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Preis in einer bestimmten Menge zu kaufen. Als Basiswert dient wie erwähnt eine bestimmte Aktie, ein Aktienindex, eine Währung oder ein Rohstoff.
Falls Sie nun z. B. denken, dass die Aktie eines bestimmten Unternehmens in naher Zukunft an Wert gewinnt, sichern Sie sich mit einem Call-Optionsschein das Recht auf diese Aktie. Sie benötigen dafür aber nur einen Bruchteil des Wertes der Aktie. Wie groß dieser Bruchteil ist, wird mit dem Bezugsverhältnis ausgedrückt. Eins zu zehn etwa bedeutet: Ein Optionsschein bezieht sich auf ein Zehntel der Aktie.
Beispiel für einen Call-Optionsschein:
Basiswert: Siemens AG
Aktienkurs: 75,00 €
Basispreis: 70,00 €
Bezugsverhältnis: 0,1
Laufzeit: 2 Jahre
Kurs des Optionsscheins: 1,30 €
Mit obigem Beispiel könnten Sie während der nächsten zwei Jahre mit zehn Optionsscheinen jederzeit eine Aktie der Siemens AG zum Kurs von 70,00 € (Basispreis) erwerben, unabhängig davon, wo der Aktienkurs aktuell steht. Dieses Recht ist umso mehr wert, je höher die Aktie notiert. Würde die Aktie auf 80,00 € steigen, wäre der Optionsschein 1,62 € wert. Der Optionsschein würde somit um fast 25 Prozent steigen, während die Aktie nur knapp 7 Prozent zulegt.
Europäische und amerikanische Optionstypen
Das Optionsrecht kann bei einigen Scheinen nur am Laufzeitende ausgeübt werden. In diesem Fall spricht man an der Börse von einem „europäischen Optionstyp“. Beim „amerikanischen Optionstyp“ kann das Optionsrecht jederzeit bis zur Fälligkeit ausgeübt werden. Die Laufzeit von Optionsscheinen liegt nach deren Emission meist zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren.
Die meisten Optionsscheine werden am Laufzeitende abgerechnet, selten kommt es zu einer tatsächlichen Lieferung des Basiswertes. Diese Abrechnung nennt man Barausgleich.
Liegt bei einem Call der aktuelle Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis, ist der Optionsschein wertlos verfallen. Das Recht hat dann keinen Wert mehr, weil man den Basispreis ja günstiger direkt am Markt kaufen könnte.
Den meisten Anleger*innen geht es beim Kauf eines Optionsscheins allerdings nur selten darum, das Optionsrecht tatsächlich auszuüben und den Basiswert zu kaufen. Vielmehr lautet das Ziel, auf eine Preissteigerung des Optionsscheins zu setzen und den Optionsschein dann zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen.
Put-Optionsscheine: Fällt der Kurs, steigt Ihr Gewinn
Ein Put-Optionsschein verbrieft das Recht, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Preis in einer bestimmten Menge zu verkaufen. Dieses Recht gewinnt an Wert, wenn der Preis des Basiswertes fällt. Als Inhaber*in eines Put-Optionsscheins profitieren Sie folglich von fallenden Kursen.
Volatilität, Zinsen und Dividenden beeinflussen ebenfalls den Wert von Optionsscheinen
Nicht nur Veränderungen des Basiswertkurses beeinflussen den Kurs eines Optionsscheins. Auch die Volatilität, also die Schwankungsstärke des Basiswertes, ist von großer Bedeutung.
Historische und implizite Volatilität
Man unterscheidet zwischen historischer und impliziter Volatilität. Die historische Volatilität gibt an, wie stark der Kurs eines Finanzinstruments in der Vergangenheit geschwankt ist. Die implizite Volatilität gibt dagegen an, welche Schwankungsstärke in der Zukunft für ein bestimmtes Finanzinstrument erwartet wird. Erhöht sich die implizite Volatilität für einen Basiswert, führt dies zu steigenden Preisen der Optionsscheine. Warum ist das so?
Optionsscheine weisen ein asymmetrisches Chance-Risiko-Profil auf. Vereinfacht ausgedrückt: Der maximal mögliche Verlust für Sie als Käufer*in ist – unabhängig von den Schwankungen des Basiswertes – immer auf das eingesetzte Kapital begrenzt. Sie können niemals mehr verlieren, als Sie für den Kauf der Optionsscheine bezahlt haben. Die Gewinnchancen mit einem Optionsschein erhöhen sich allerdings, wenn der Basiswert stärker schwankt und die Kursausschläge größer werden. Daher führt eine steigende implizite Volatilität zu steigenden Preisen für Optionsscheine.
Die Erklärung dafür ist auf dem Terminmarkt zu finden: Die Bank, die die herausgegebenen Optionsscheine absichert, muss höhere Prämien für die Absicherung zahlen, da mit stärkeren Schwankungen die Risiken steigen.
Dies gilt allerdings auch umgekehrt: Eine fallende implizite Volatilität führt zu fallenden Optionsscheinkursen und damit gelegentlich zu unangenehmen Überraschungen für Anleger*innen, die mit dem Einfluss der Volatilität nicht vertraut sind.
Zinsen und Dividenden
Aufgrund ihrer Hebelwirkung benötigen die Emittenten (Herausgeber) der Optionsscheine zur Absicherung erheblich mehr Kapital als Sie zum Kauf der Optionsscheine. Für dieses Kapital stellen die Emittenten Zinskosten in Rechnung, die sie in die Preise der Optionsscheine einrechnen.
Bei Call-Optionsscheinen führen steigende Zinsen daher zu steigenden Preisen. Bei Puts ist es umgekehrt. Hier halten die Emittenten das Kapital, dessen Erträge mit steigenden Zinsen zunehmen. Der Einfluss von Zinsveränderungen ist in der Regel so gering, dass Sie ihn als Anleger*in kaum wahrnehmen werden.
Hält der Emittent Aktien als Absicherungsposition, so vereinnahmt er natürlich auch die entsprechenden Dividendenausschüttungen. Diese Zusatzerträge verringern den Preis von Call-Optionsscheinen und erhöhen die Preise für Puts. Ändert sich die Dividendenerwartung, so beeinflusst das die Preise der Optionsscheine: Unerwartet angekündigte Sonderdividenden eines Unternehmens können zu einem Kursrückgang von Call-Optionsscheinen auf die betreffende Aktie führen.
Laufzeitentwicklung eines Optionsscheins
Generell verliert ein Optionsschein mit Abnahme der Restlaufzeit an Wert, sein Zeitwert verfällt. Gleichzeitig wird dabei aber auch seine Hebelwirkung größer. Um das Kursverhalten eines Optionsscheins besser einschätzen zu können, ist eine Unterscheidung zwischen Scheinen, die „aus dem Geld“, „am Geld“ und „im Geld“ notieren, erforderlich:
Optionsscheine „aus dem Geld“
Optionsscheine sind aus dem Geld, wenn der vereinbarte Basispreis bei einem Call über dem aktuellen Kurs des Basiswertes liegt (bzw. bei einem Put unter demselben). Denn dann wäre es besser, den Basiswert über den Markt zu kaufen bzw. zu verkaufen. Das Recht, das der Optionsschein verbrieft, hat keinen Wert mehr.
Je kürzer die Restlaufzeit ist, desto geringer wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Optionsschein wieder ins Geld kommen, d. h. einen inneren Wert erreichen könnte.
Optionsscheine „am Geld“
Ist ein Optionsschein am Geld, entspricht der vereinbarte Basispreis ungefähr dem aktuellen Kurs des Basiswertes. Diese Optionsscheine besitzen oft eine vergleichsweise hohe Hebelwirkung und vollziehen enorme Kurssprünge in beide Richtungen. Die Unsicherheit bei solchen Optionsscheinen drückt sich in einem sehr hohen Zeitwertanteil aus. Der Zeitwert dieser Papiere leidet daher in den letzten Monaten ihrer Laufzeit auch am stärksten unter dem Wertverlust.
Optionsscheine „im Geld“
Optionsscheine sind im Geld, wenn der vereinbarte Basispreis bei einem Call unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes liegt, bzw. bei einem Put über demselben. Diese Optionsscheine besitzen einen hohen inneren Wert und der Zeitwertanteil ist vergleichsweise gering. Der Zeitwertverlust ist daher eher moderat. Die Hebelwirkung ist geringer als bei Optionsscheinen „am Geld“.
Risiken von Optionsscheinen
Wie eingangs erwähnt, bergen Optionsscheine einige Risiken. Besonders Börseneinsteiger*innen sollten sich diese Risiken stets vergegenwärtigen. Deshalb hier nochmal das Wichtigste in Kürze zusammengefasst:
Begrenzte Laufzeit
Die Laufzeit eines Optionsscheins ist befristet. Die Rechte, die Sie mit einem Optionsschein erwerben, können während der Laufzeit an Wert verlieren oder am Ende der Laufzeit verfallen. Je kürzer die Restlaufzeit eines Optionsscheins ist, desto größer kann das Risiko eines Wertverlustes sein, da der Zeitwertverfall bei Herannahen des Fälligkeitstermins besonders groß und die verbleibende Spekulationszeit gering ist.
Vorsicht bei Fremdwährungen
Notiert der Basiswert in einer anderen Währung als dem Euro, so trägt der*die Anleger*in zusätzlich ein Währungsrisiko, da sich der innere Wert des Finanzinstruments in der Fremdwährung berechnet.
Bonität
Bei nahezu allen strukturierten Finanzprodukten handelt es sich rechtlich um Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Bei Zahlungsschwierigkeiten oder Insolvenz des Emittenten ist das investierte Kapital nicht geschützt. Die Anleger*innen tragen daher das sog. Bonitätsrisiko.
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