Ein Blick auf die Preisstrukturen der Frankfurter Wertpapierbörse

Was kostet das Handeln?


Anleger sehen der Wertpapierabrechnung ihrer Bank nicht an, wie viel diese an die Börse bezahlen muss, damit eine Order aufgegeben, der gewünschte Handel abgewickelt wird und sich am Ende die Wertpapiere im Depot befinden. Denn die meisten Banken und Broker weisen die Handelskosten nicht aus. Dennoch wollen Investoren häufig wissen, was für Gebühren eigentlich zu Buche schlagen. Es ist oft günstiger, als Sie denken.

Überblick für Eilige: Entgeltregelung im Parketthandel

Zwei Entgeltkomponenten im Handel auf dem Frankfurter Parkett: Handelsentgelt als Nachfolger der Courtage zur Vergütung der Spezialisten und das Transaktionsentgelt für die Nutzung des Marktplatzes.

  • Die Entgelte bestehen aus einem fixen Mindestentgelt und einem variablen Entgelt für größere Orders.
  • Keine Berechnung von Teilausführungen an einem Handelstag.
  • Bei der Zeichnung von Anleihen wird den Banken kein Handelsentgelt berechnet.
  • Das Handelsentgelt im Anleihenhandel hängt vom Nennwert der Order ab.
  • Seit Juli 2021 fällt auf die Entgelte keine Mehrwertsteuer mehr an.

Aktien u.a. stücknotierte Wertpapiere

Mind. Entgelt

Variables Entgelt

Je Order

€ 2,52

5,04 BP, d.h. 0,0504 %

Anleihen u.a. prozentnotierte Wertpapiere

  

Nominalorder < 30.000€

€ 0,63

5 BP

30.000€ bis 250.000€

€ 15

2 BP

250.000€ bis 3.675.000€

€ 50

0,4 BP

> 3.675.000€

€ 147

entfällt

Wer es genau wissen will: Die Kosten Ihrer Bank im Detail

Die Deutsche Börse stellt für den Handel mit Wertpapieren wie Aktien, Anleihen, Fonds oder anderen Derivaten Marktplätze bereit, auf denen sich Käufer und Verkäufer treffen. Anleger haben dabei an der Börse Frankfurt keinen direkten Zugang – wie an allen anderen Börsen auch. Sie platzieren ihre Order über eine Bank oder einen Broker.

Sie haben dabei die Wahl zwischen zwei Handelsmodellen: Dem klassischen vollelektronischen Xetra-Handel und dem Spezialisten-gestützten Handel auf dem Frankfurter Parkett, der in den Ordermasken der Online-Banken in der Regel als Frankfurt geführt wird.

Parketthandel: System mit Mensch

Im Spezialistenhandel auf dem Frankfurter Parkett werden die Preise im System ermittelt, der Handel aber zusätzlich von Spezialisten betreut. Das bietet Anlegern Liquidität und Schutz, was insbesondere bei Werten mit geringem Umsatz von Vorteil sein kann. Bei Wertpapieren mit einem Referenzmarkt wie Fonds, Auslandsaktien oder einem großen Teil der Anleihen ist diese Betreuung unverzichtbar.

Durch die Betreuung bestehen die Kosten aus zwei Komponenten: Zum einen das Transaktionsentgelt für die Nutzung des Marktplatzes, zum anderen das Handelsentgelt als Nachfolger der Courtage, das u.a. die Vergütung der Spezialisten darstellt. Die Banken und Broker reichen diese Kosten höchst unterschiedlich an ihre Kunden weiter. Während sie die einen in die Bankspesen je Order vollständig integrieren, weisen die anderen das Handelsentgelt als Börsenplatzgebühr aus oder erheben eine vom tatsächlichen Handelsentgelt unabhängige Gebühr, die sie als Börsenplatzgebühr bezeichnen.

Transaktionsentgelt im Frankfurter Parketthandel

Das Transaktionsentgelt ist vom Gebührenmodell abhängig, für das sich Ihre Bank entschieden hat. Abhängig vom Gesamthandelsvolumen der Bank stehen drei Modelle zur Verfügung. Rund 90 Prozent aller Banken rechnen mit der Börse nach dem High Volume-Modell ab, weshalb dieses im Folgenden zugrunde gelegt wird.

Bei stücknotierten Wertpapieren – das sind inbesondere Aktien, ETPs, Bezugsrechte, sowie einige wenige Anleihen und Genussscheine – fallen mindestens 60 Cent an. Bei größeren Orders, also ab 6.250 Euro, kostet eine Order 0,96 Basispunkte (siehe Tabelle unten). Ein Basispunkt steht für ein Hundertstel Prozent.

Bei prozentnotierten Wertpapieren, also nahezu allen Anleihen und vielen Genussscheinen, schlagen mindestens 90 Cent und ab 9.375 Euro ebenfalls 0,96 Basispunkte zu Buche.

Aufträge in Publikumsfonds werden mit einem Fixbetrag von 80 Cent in Rechnung gestellt, hinzu kommen 6,5 Basispunkte vom Volumen, aber mindestens 50 Cent.

Bei den Entgelten im Handel mit Anlage- und Hebelprodukten wird nach der Rolle des Teilnehmers unterschieden. Es gibt pro ausgeführter Order einen minimalen Kostenbetrag, bis zu einem bestimmten Ordervolumen eine wertbasierte Abrechnung und ein nach oben begrenztes maximales Entgelt.

 

Transaktionsentgelte

Mind. Entgelt

Variables Entgelt

Stücknotierte Wertpapiere (außer Fonds)

60 Cent

0,96 BP (0,0096%)

Prozentnotierte Wertpapiere

90 Cent

0,96 BP

Publikumsfonds

Fix 80 Cent
+ min. 50 Cent

6,5 BP

Handelsentgelt für den Service der Spezialisten

Auch das Handelsentgelt variiert mit der Notierungsart und der Ordergröße.

Bei stücknotierten Wertpapieren fallen mindestens 2,52 Euro an. Bei größeren Orders, also ab 5.000 Euro, kostet das Entgelt für den Spezialisten 5,04 Basispunkte (siehe Tabelle unten).

Bei prozentnotierten Wertpapieren bestimmt der Nominalwert der Order das Handelsentgelt.

Die Zeichnung von Anleihen ist vom Handelstentgelt befreit. Einige Banken rechnen dennoch eine Börsenplatzgebühr bei ihren Kunden ab. In diesem Fall setzen Sie sich bitte mit Ihrer Bank in Verbindung.

 

Aktien u.a. stücknotierte Wertpapiere

Mind. Entgelt

Variables Entgelt

Je Order

€ 2,52

5,04 BP (0,0504%)

Anleihen u.a. prozentnotierte Wertpapiere

  

Nominalorder < 30.000€

€ 0,63

5 BP

30.000€ bis 250.000€

€ 15

2 BP

250.000€ bis 3.675.000€

€ 50

0,4 BP

> 3.675.000€

€ 147

entfällt

 

Variable Kosten im klassischen Xetra-Handel

Auch im klassischen Handel auf Xetra ohne Spezialisten fallen für Ihre Bank wertbasierte variable Transaktionskosten an, deren Höhe von dem oben erwähnten ausgewählten Gebührenmodell und der Ordergröße abhängt. Im günstigsten Fall sind das 0,36 Basispunkte des Auftragswerts. Maximal gilt der wertbasierte Preis jedoch bis zu einem Ordervolumen von 1,5 Millionen Euro, also 72 Euro. Bei ETFs liegt diese Grenze bei einem Ordervolumen von 375.000 Euro, das sind 13,50 Euro.

 

 

Mind. Entgelt

Variables Entgelt

Aktien, Bezugsrechte, eigenemittierte Optionsscheine

€ 0,60

0,48 BP, für Orders

ETFs, ETCs, ETNs

€ 0,60

0,48 BP, für Orders bis € 1 Mio.

 

Keine Mehrwertsteuer mehr!

Am 1. Juli 2021 gab es Änderungen bei der Mehrwertsteuer. Seither rechnen wir gegenüber unseren Handelsteilnehmern die transaktionsabhängigen Entgelte ohne Umsatzsteuer ab. Handelsteilnehmer sind Ihre Bank oder Ihr Broker, die Ihnen diese Entgelte meist als fremde Spesen weiterbelasten. 

Weitere Kosten Ihrer Bank: Anbindung und Teilnahme

Natürlich sind die Transaktionsentgelte nicht alle Kosten, die direkten Teilnehmer am Handel, Banken, Makler oder Händler, tragen.

Im klassischen Xetra-Handel sind das fixe monatliche Kosten zwischen 2.000 und 20.000 Euro je nach gewähltem Entgeltmodell mit hohem, mittelgroßem oder niedrigem Handelsvolumen, monatliche fixe Entgelte für die Bereitstellung des Xetra-Handelssystems je nach gewähltem Anschluss zwischen 500 und 4.500 Euro pro Teilnehmer. Der Preis richtet sich nach der benötigten Datenübertragungsrate bzw. der Art der Leitung, die eingerichtet wird. Dazu kommt noch die jährliche Teilnahmegebühr von 1.500 Euro.

Im Parketthandel zahlen Banken, die Anlegern Frankfurt als Handelsplatz anbieten, jährlich 4.000 Euro und für jeden zugelassenen Börsenhändler 250 Euro. Unternehmen, die als Spezialisten tätig sind, zahlen jährlich 25.000 Euro und für jeden Händler 2.500 Euro.

Jetzt wird abgerechnet: Settlement und Clearing

Der Kauf des Wertpapiers ist abgeschlossen, Xetra leitet die Details zur Transaktion wie Kurs, Stückzahl, Uhrzeit und Teilnehmer (Counterparties) weiter. Offen sind nun noch das Clearing, d.h. die Verrechnung von Forderungen und Verbindlichkeiten aus den Wertpapier- oder Termingeschäften und der Austausch von Handelsobjekt und Geldgegenwert, das so genannte Settlement.

Banken und Broker benötigen neben einer Lizenz ein Wertpapierdepot und ein Geldverrechnungskonto bei der Clearing-Stelle. Für eine Wertpapierorder auf Xetra berechnet die Eurex Clearing, die diese Dienste für Börsen leistet, pro ausgeführter Order 0,06 Euro. Dazu wird ein wertbasiertes Entgelt von 0,08 Basispunkte, also 0,0008 Prozent, berechnet – maximal jedoch 4 Euro wertbasiertes Entgelt. Im Parketthandel fallen 25 Cent für die so genannte Schlussnote nach Abschluss eines Geschäfts an.

Weiterführende Links

Stand: September 2021/Edda Vogt

Beispiel I: Aktienkauf Frankfurt

300 Aktien à 10 Euro für 3.000: 
Transaktionsentgelt = 60 Cent. 
Handelsentgelt = 2,52 Euro

1.000 Aktien à 10 Euro für 10.000: 
Transaktionsentgelt = 96 Cent.
Handelsentgelt = 5,04 Euro
 

Beispiel II: Anleihenkauf Frankfurt

Anleihe für € 3.000 nominal, die bei 102% notiert. Preis = € 3.060. 
Transaktionsentgelt = 90 Cent. 
Handelsentgelt = € 2,13 (€ 0,63 + 1,50).

Anleihe für € 10.000 nominal, die bei 102% notiert. Preis = € 10.200. 
Transaktionsentgelt = 96 Cent.
Handelsentgelt = € 5,63 (€ 0,63 + 5,00).

Beispiel III: Fondskauf Frankfurt

300 Anteile à 10 Euro für 3.000 Euro:
Trans.entgelt = 2,75 (0,80 + 1,95) Euro. 

1.000 Anteile à 10 Euro für 10.000 Euro: 
Trans.entgelt = 7,30 (0,80 + 6,50) Euro.