Dossier Handeln

Orderzusätze und Ordertypen – der feine Unterschied


Bestens, Fill-or-Kill, Market-to-Limit, Trailing-Stop – Selbst für erfahrenere Privatinvestoren sind das häufig böhmische Dörfer. Sie sollten diese Begriffe jedoch kennen, denn es handelt sich dabei um Orderzusätze zu Ihrem Auftrag, mit denen Sie die Ausführung steuern können. Ein Überblick.

Mit Orderzusätzen legen Anleger bei Beauftragung Rahmenbedingungen wie Gültigkeit, Preisgrenze oder Volumen fest, nach denen Kauf oder Verkauf ausgeführt werden sollen. Die wichtigsten für private Anleger sind sicherlich Limits, mit denen sie Preisgrenzen setzen können. 

Daneben gibt es jedoch eine ganze Reihe anderer Zusätze, die Börsengeschäfte in die gewünschte Richtung lenken. Jedoch kennen nicht alle Anleger diese nützlichen Helferlein und es kommt erschwerend hinzu, dass nicht jede Bank alle Auftragsarten anbietet. Anlass für uns, die verschiedenen Orderformen im Xetra-Handel hier vorzustellen und ihren Einsatz anhand von Beispielen zu veranschaulichen.

Orderzusätze schaffen Ordnung

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Kauf- oder Verkaufaufträgen, nämlich Market-Orders oder Limit-Orders. Market-Orders werden zum bestmöglichen Kurs ausgeführt. Sind es Billigst-Kaufaufträge, so werden die Papiere zum geringstmöglichen Preis gekauft. Bei Bestens-Verkaufsaufträgen werden die Papiere zum höchstmöglichen Kurs verkauft. Bei Limit-Orders dagegen geben Investoren eine Preisober- bzw. -untergrenze an, bis zu denen ein Auftrag ausgeführt werden soll.

Market oder Limit: Zu jedem Preis?

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Sie wollen 100 Aktien von der XY AG. Der Kurs des Titels liegt zu diesem Zeitpunkt bei 10 Euro. Wenn Sie dies bei Ihrer Bank als Market-Order in Auftrag geben, dann bekommen Sie die von Ihnen gewünschten 100 Stück zu dem Preis, zu dem sie gegenwärtig im Orderbuch erhältlich sind. Das kann durchaus ein höherer Kurs sein. Mit einer Limit-Order können Sie den Kaufpreis nach oben begrenzen, etwa bei 10,10 Euro. 

Limit-Orders sind in der Regel günstiger für die Anleger, besonders bei Titeln in „engen“ Märkten oder mit hoher Volatilität. Hier kann es leicht passieren, dass man zu übersteigerten Ausreißerkursen bedient wird. Liegt jedoch das Hauptinteresse eines Investors auf der Ausführung, so ist eine Market-Order empfehlenswerter.

Für diese beiden Ordertypen gibt es weitere Zusatzarten: Begrenzungen der Geltungsdauer mit den sogenannten Gültigkeitsbeschränkungen, Bestimmungen, wie umfänglich eine Order im fortlaufenden Handel ausgeführt werden soll und Handelsbeschränkungen auf fortlaufenden Handel oder eine der mehrfach täglichen Auktionen.

Gültigkeit: Mit Mindesthaltbarkeitsdatum

In Bezug auf die Gültigkeit gibt es diese Orderzusätze: tagesgültig (Good-for-day), gültig bis zu einem bestimmten Datum (Good-for-date) oder unbefristet (Good-till-cancel). 

In unserem Beispiel: Wenn Sie Ihren Auftrag für die 100 XY-Aktien noch am gleichen Handelstag ausgeführt haben wollen, geben Sie 'tagesgültig' als Zusatz an. Kommt die Order nicht zur Ausführung, wird sie bei Handelsende gelöscht. Geben Sie eine tagesgültige Order außerhalb der Handelszeit auf, dann gilt der Zusatz für den nächsten Handelstag. Sie sollten darauf achten, ob - wie bei einigen Online-Banken und Brokern üblich - eine bestimmte Gültigkeit voreingestellt ist. Falls Sie dies übersehen, könnte Ihnen z. B. bei einem automatisch ‚tagesgültigen‘ Auftrag passieren, dass Ihre Order nicht ausgeführt wird – vor allem, wenn es sich um einen Nebenwert mit geringer Handelsaktivität handelt oder Ihr Limit sehr eng war.

Jetzt, ganz oder gar nicht

Für die eigentliche Ausführung gibt es zwei begrenzende Zusätze: Fill-or-Kill-Orders und Immediate-or-Cancel-Orders.

Fill-or-Kill-Aufträge werden entweder vollständig ausgeführt oder gelöscht. Sollte also eine vollständige Ausführung nicht möglich sein, so verfällt die gesamte Order.

Immediate-or-Cancel-Aufträge dagegen müssen vollständig oder teilweise ausgeführt werden, sobald sie auf den Markt kommen. Nicht ausgeführte Teile werden sofort gelöscht.

Für unser Beispiel heißt das: Sie lassen Ihren Kaufauftrag über 100 Aktien der XY AG mit einem Fill-or-Kill Zusatz und einem Limit von 10,10 Euro versehen. Sind auf der Gegenseite z. B. nur 10 Stück zu 10 Euro und 5 Stück zu 10,10 Euro verfügbar, also insgesamt nur 15 Stück, dann wird die Order nicht ausgeführt. Haben Sie diesen Auftrag mit einem Immediate-or-Cancel Zusatz versehen, dann bekommen Sie bei der gleichen Angebotsseite wie eben 10 Stück zu 10 Euro und 5 Stück zu 10,10 Euro. Der Überhang von 85 Stück wird gelöscht. Ohne Limit hätten Sie vielleicht zudem 20 Stück zu 10,15 Euro erhalten.

Eine Fill-or-Kill-Order kann bei Käufen sinnvoll sein, bei denen man befürchtet, eventuell nur eine sehr geringe Stückzahl zu bekommen. Damit lassen sich unverhältnismäßig hohe Transaktionskosten vermeiden. Oder man will als Verkäufer verhindern, dass aus einer runden Stückzahl an Papieren einige wenige herausgekauft werden. Grundsätzlich schließen diese beiden Zusätze jedoch keine Teilausführungen der Aufträge aus, wie gelegentlich angenommen wird.

Mit Stops Verluste begrenzen

Eine der wichtigsten Orderformen für Privatinvestoren ist der Stop-Zusatz. Mit diesem Instrument sollen mögliche Verluste oder angefallene Gewinne geschützt werden. Eine Stop-Order ist ein Auftrag, Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen, sobald sie auf einen vorher festgelegten Preis sinken oder steigen, den sogenannten Stopkurs. Ist dieser Kurs einmal erreicht, geht der Auftrag als normale Market-Order in das Orderbuch ein und wird zum bestmöglichen Preis ausgeführt. Dabei unterscheidet man zwischen einer Stop-Sell- und einer Stop-Buy-Order.

Eine Stop-Sell-Order – ein Stop-Auftrag zum Verkauf - wird unter den gegenwärtigen Kurs gesetzt. Die Order tritt nur dann in Kraft, wenn der Wert zum Stop-Preis oder darunter gehandelt wird. Sie wird dann zu einer Bestens-Verkaufs-Order. Stop-Sell-Orders bezeichnet man auch als Stop-loss-Auftrag.

Während im fortlaufenden Handel auf Xetra der Stop durch einen Preis ausgelöst wird, zählt im Spezialistenhandel auf dem Parkett die Geld-Seite des Quotes bei einer Stopp-Sell-Order und die Brief-Seite des Quotes bei einer Stop-Buy-Order.

Das bedeutet: Sie haben Ihre 100 Titel der XY-Aktie zu 10 Euro gekauft. Das Papier steigt zunächst bis auf 15 Euro und gibt dann wieder etwas nach. Sie möchten aber den bereits gemachten Gewinn nicht vollständig verlieren, deswegen setzen Sie eine Stop-sell-Order bei 13,50 Euro. Sollte dieser Kurs erreicht werden, wird die Order bestmöglich ausgeführt.

Trailing-Stop: Grenzen automatisch ziehen

Meist setzen Anleger Stop-loss-Limits im aktuellen Verhältnis zum Kurs. Sie möchten maximal einen bestimmten Betrag verlieren. Steigt nun der Preis, wächst auch der Abstand zum Limit. Seit einiger Zeit ermöglicht nun die Börse Frankfurt, dass das Limit einer Order selbstständig den Preisschwankungen folgt. Dieser intelligente Ordertyp wird als Trailing-Stop-Order bezeichnet - auf deutsch nachfolgende Stopp-Order. Dazu wird bei der Aufgabe statt eines Stop-Limits eine Spanne eingegeben, entweder absolut oder in Prozent. Leider bieten nicht sehr viele Online-Broker diesen Ordertyp ihren Kunden an.

Mit Stops auf den Zug aufspringen

Eine Stop-buy-Order – ein Stopauftrag zum Kauf – wird über den gegenwärtigen Kurs gesetzt. Die Order tritt nur dann in Kraft, wenn der Markt zum Stop-Preis oder darüber gehandelt wird. Sie wird dann zu einer Billigst-Kauf-Order.

Beispielsweise: Die XY-Aktie liegt bei 8 Euro. Sie glauben, dass sie mittelfristig großes Potential hat, wollen aber erst dann in den Titel einsteigen, wenn er sich etwas nach oben bewegt hat. Sie setzen eine Stop-buy-Order bei 10 Euro.

Der Vorteil von Stop-Orders oder Stop-Limit-Orders liegt darin, dass der Investor nicht laufend den Markt und die Performance der jeweiligen Aktien überwachen muss. Sie haben jedoch einen Nachteil: Sehr kurzfristige Kursrückschläge in einem Aufwärtstrend zum Beispiel können den Stop auslösen. Man spricht in diesem Fall häufig von „unfreiwillig ausgestoppt werden“.

Stop-Limit: Nicht um jeden Preis

Stop-Limit-Order ist eine Kombination aus Stop- und Limit-Order. Auch diese Aufträge können ausgeführt werden, sobald ein bestimmter Kurs erreicht ist, jedoch nicht bestmöglich als Market-Order sondern mit einem Kurslimit versehen. Anleger setzen diese z.B. ein, wenn sie bei einem Kursrückgang verkaufen wollen, aber nur bis zu einer bestimmten Höhe

In unserem Beispiel möchten Sie zwar Ihren Gewinn mitnehmen, befürchten aber während eines möglichen Kursrutsches sogar weniger als Ihren Einstiegspreis nach Gebühren zu erzielen. Deswegen setzen Sie eine Stop-Limit-Order mit Stop bei 13,50 Euro und Limit bei 12 Euro. Sollte der Preis von 13,50 Euro erreicht werden, löst dies Ihre Order aus. Verkauft werden Ihre Stücke aber nur zu einem Preis oberhalb von 12 Euro.

Der Vorteil von Stop-Orders oder Stop-Limit-Orders liegt darin, dass der Investor nicht laufend den Markt und die Performance der jeweiligen Wertpapiere überwachen muss. Sie haben jedoch auch Nachteile: Sehr kurzfristige Kursrückschläge in einem Aufwärtstrend zum Beispiel können den Stop auslösen. Man spricht in diesem Fall häufig von „unfreiwillig ausgestoppt werden“.

Außerdem schützen Stop-Orders nicht in allen Fällen vor Verlusten. Bei Aktien und Anleihen brauchen Sie eine Gegenseite, um aus einem Wertpapier herauszukommen, wie das in der Fachsprache heißt. Wenn die Liquidität nicht ausreicht, bleiben Sie auf Ihren Stücken sitzen. Und Buchverluste sind auch Verluste.

One-cancels-Other: In beide Richtungen vorbereitet

Wenn die Limits, die Sie setzen möchten, von der Richtung abhängen, in der sich die Preise entwickeln, dann gibt es inzwischen eine weitere intelligente Orderform, die One-cancels-Other-Order, die inzwischen von aktiven Tradern genannt auch kurz Oco-Order genannt wird, auf deutsch, die eine storniert die andere. Bei der Orderform werden zwei Aufträge - egal ob Limit oder Market-Order - miteinander kombiniert. Kommt einer der beiden Aufträge zur Ausführung, wird der andere gelöscht.

Mitreisende wählen den Zug: Order-on-Event

Ein dritter intelligenter Ordertyp ermöglicht Ihnen, Kauf- oder Verkaufsaufträge an andere Marktkomponenten zu koppeln, sei es ein Wertpapier, ein Index oder ein Future. Sie legen einfach bei Ordereingabe fest, bei welchem Stand des Referenzwerts Ihre Order ausgelöst und als Market oder Limit-Order in das Orderbuch eingestellt werden soll.

Für Profis: Nur die Spitze sichtbar

Der Vollständigkeit halber ist hier eine weitere Orderform zu erwähnen, die Iceberg-Order. Mit diesem Instrument können institutionelle Investoren große Aufträge platzieren, ohne das die Kurse sofort negativ reagieren: Von einer großen Order ist nur ein Bruchteil für die anderen Teilnehmer sichtbar. Die Platzierung erfolgt scheibchenweise.

Juni 2019, © Deutsche Börse AG