Anlageformen an der Börse

Erträge aus Anleihen und ihre Bewertung

Gelscheine und Bulle


Die Rendite einer Anleihe hängt vor allem von den gezahlten Nominalzinsen ab. Berücksichtigt man neben den regelmäßigen Zinszahlungen die Restlaufzeit, den Kaufkurs und den Rückzahlungskurs, erhält man die effektive Verzinsung einer Anleihe, genannt Rendite. Diese Rendite lässt sich laufend ermitteln. Beabsichtigen Anleger, eine Anleihe vor dem Ende der Laufzeit an der Börse zu verkaufen, so ist für die Rendite neben der Nominalverzinsung die Kursentwicklung maßgeblich.

Anleger erhalten regelmäßige Zinszahlungen auf ihre Anleihe, sofern es sich nicht um eine Nullkupon-Anleihe handelt. Diese Zahlungen sind durch Zinskupons verbrieft. Zinsen auf eine Anleihe werden als Nominalzinsen bezeichnet. Sie werden zu festen Zinsterminen üblicherweise jährlich gezahlt. Kauft ein Anleger eine Anleihe zwischen zwei Zinsterminen vom Emittenten, erhält er vom Emittenten den anteiligen Zins für die Restdauer (Stückzins). Wird eine Anleihe begeben, richtet sich die Nominalverzinsung nach dem herrschenden Marktzins. Im Unterschied zum Nominalzins bildet sich der so genannte Marktzins ständig neu und ist von gesamtwirtschaftlichen Faktoren abhängig. Wichtige Faktoren für die Entwicklung des Marktzinses sind die Erwartungen hinsichtlich der Inflation und der Konjunktur.

  • Inflation
    Sinkt die reale Kaufkraft aufgrund von Preissteigerungen, führt dies in der Regel zu Marktzins-Steigerungen, da mit einer Anhebung der Zinsen durch die Notenbank gerechnet wird. Steigende Marktzinsen führen zu sinkenden Anleihekursen.
     
  • Konjunktur
    Bei anziehender Konjunktur steigen normalerweise die Löhne und Gehälter. Werden die Lohnerhöhungen an die Preise weitergegeben, führt dies zu Inflation und dadurch zu sinkenden Anleihekursen.
     
  • Kursentwicklung
    Eine Anleihe wird bis zu ihrem Laufzeitende an der Börse gehandelt. Ihr Kurs ändert sich laufend und richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Ausschlaggebend für die Kursentwicklung ist das Verhältnis von Nominalverzinsung zum jeweiligen Marktzins. Steigt der Marktzins, sinkt der Kurs einer Anleihe. Die Rendite nähert sich dem Marktzins an. Umgekehrt führen sinkende Marktzinsen zu steigenden Anleihekursen. Anleger können diesen Sachverhalt nutzen, um Kursgewinne bei sinkenden Marktzinsen zu realisieren. Kursgewinne können Anleger jedoch erst realisieren, wenn sie die Anleihe verkaufen und nicht bis zum Ende der Laufzeit warten.
     
  • Psychologische Faktoren
    In der Vergangenheit war immer wieder zu beobachten, dass in wirtschaftlichen Krisenzeiten Anleger dazu neigen, ihre Geldanlagen in "sichere Häfen" zu verlagern. Unter einem "sicheren Hafen" versteht man Anleihen aus einem Land, das die ausstehenden Forderungen aus Anleihen jederzeit bedienen kann. Die höhere Nachfrage wirkt sich positiv auf die Anleihekurse aus.
     
  • Steuerliche Aspekte
    Anleger sollten auch beachten, dass bei einer Investition in Anleihen Zinsen und Kursgewinne besteuert werden. Zinsen auf Kapitalvermögen und realisierte Kursgewinne durch Verkauf werden pauschal mit 25 Prozent Abschlagsteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer belegt. Diese wird zum Zeitpunkt des Ertragszuflusses als Quellensteuer an das Finanzamt abgeführt. Gleichzeitig können aber auch entstandene Verluste steuerlich geltend gemacht werden, allerdings höchstens bis zum jeweiligen Gesamtbetrag der im entsprechenden Jahr angefallenen und zu versteuernden Gewinne.
     

Methoden für die Bewertung von Anleihen

Die Bewertung einer Anleihe hängt von der Bonität des Emittenten ab. Bonität ist die Güte des Emittenten der Anleihe als Schuldner. Kommt er seinen Verpflichtungen hinsichtlich der Zahlung der Nominalzinsen nach und wird er den Nennwert der Anleihe mit großer Wahrscheinlichkeit zurückzahlen, ist seine Bonität hoch. Eine Bewertung der Bonität von Anleihe-Emittenten wird oft von Rating-Agenturen vorgenommen. Die bekanntesten sind Moody's und Standard & Poors, allerdings gibt es inzwischen auch eine Reihe kleinerer Agenturen insbesondere für nicht so große Emissionen. 

Die Bewertungt wichtig für die Anlagestrategie der Anleger. Denn diese hängt wiederum von der Risikoneigung des Anlegers ab. Investoren, die eine hohe Sicherheit bei ihrer Anlage suchen, werden z. B. Anleihen mit erstklassiger Bonität erwerben. Wer sinkende Marktzinsen erwartet, wird sich eher für langlaufende Nullkupon-Anleihen entscheiden.

Aktien versus Anleihen

Aktionäre sind an einem Unternehmen beteiligt. Sie profitieren von den Erträgen des Unternehmens, die jedoch keinesfalls sicher sind. Anleihebesitzer dagegen nehmen eine Gläubigerposition ein, die ihnen fest zugesicherte Geldforderungen verbrieft. Bei Anlagen über einen langfristigen Zeitraum hat sich gezeigt, dass die Aktienanlage eine höhere Rendite erbringt als eine Anlage in Anleihen.

Es ist sinnvoll, sein Vermögen nicht nur auf mehrere Unternehmen, sondern auch auf verschiedene Anlageformen (z. B. Aktien und Anleihen) zu verteilen. Der Vorteil: Verluste bei Aktien können gegebenenfalls mit Kursgewinnen bei Anleihen ausgeglichen werden. Wie die Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen aussehen könnte, hängt stark von den individuellen Präferenzen des Anlegers ab. Junge Anleger werden bevorzugt Aktien kaufen, da sie von langfristig höheren Erträgen profitieren möchten. Kurzfristige Schwankungen sind für sie wegen des langen Anlagehorizonts weniger relevant. Anleger, die auf regelmäßige Erträge Wert legen, werden sich eher für Anleihen entscheiden.

Juni 2019, © Deutsche Börse AG