Passiv verwaltete Anlagen in Form von börsengehandelten Indexfonds werden zunehmend als kostengünstige Alternative zu aktiv verwalteten Investmentfonds gewählt. Das ist eine gute Anlagestrategie, wenn sich Indizes im Aufwärtstrend bewegen. Sollte die Börse aber, wie von einigen Akteuren erwartet, unter hohen Ausschlägen in beide Richtungen seitwärts pendeln, steigen die Chancen für aktive Fondsmanager, im Universum der Nebenwerte eine überdurchschnittliche Rendite zu erwirtschaften. Wir haben Vor- und Nachteile beider Asset-Klassen miteinander verglichen.
 

Beim aktiven Fondsmanagement geht es darum, durch gezielte Einzeltitelauswahl überdurchschnittliche Erträge zu erwirtschaften. Investmentansätze gibt es dabei sehr viele. Ziel ist es, durch die Analyse von Einzeltiteln, Branchen oder Regionen Unter- und Überbewertungen am Markt aufzuspüren und die vorteilhaften Ein- und Ausstiegszeitpunkte abzupassen. Die Messlatte für Erfolg oder Misserfolg des Fondsmanagement ist in der Regel ein Index − die Benchmark.

Beim passiven Management eines Indexfonds entspricht das Portfolio dieser Benchmark. Die Verwalter von passiven Anlagen treffen keine eigenständigen Anlageentscheidungen. Es findet keine Auswahl von Einzeltiteln statt. Stattdessen wird der Index abgebildet. Dabei geht es aus Kostengründen nicht um eine vollständige Nachbildung, sondern um eine möglichst gute Annäherung an das Indexprofil.

Zwischen diesen beiden Polen gibt es aber auch Mischformen, wie die so genannten aktiven ETFs – eine neue Form der passiven Anlage, bei der das Management aktive Anlageentscheidungen trifft, zum Beispiel in Bezug auf die Partizipationsrate des ETF an der Indexentwicklung.

Kostenvorteil

Passiv verwaltete Indexfonds schlagen die klassischen Investmentfonds mit einem aktiven Fondsmanagement ganz klar, was die Kosten betrifft. Für die aktive Verwaltung fällt unabhängig von der Leistung eine jährliche Managementgebühr an. Der hohe Research- und Personalaufwand ist ebenso zu finanzieren wie der Vertrieb. Auch bei passiv verwalteten Indexfonds wird eine Managementvergütung einbehalten. Diese ist aber um einiges geringer. Börsengehandelte ETFs auf den DJ Euro Stoxx 50 sind bei Anbietern wie iShares mittlerweile für eine Verwaltungsgebühr von jährlich 0,15 Prozent zu haben. Dagegen kosten Investmentfonds mit europäischen Aktien im Durchschnitt 1,2 Prozent jährlich. Hinzu kommt häufig eine Erfolgsprämie für das Fondsmanagement, wenn sich der Fonds gut entwickelt.

Diese Gebühren muss der Fonds erst wieder mit Performance finanzieren, bevor die Anleger Gewinne machen. Die Kostenbelastung lässt vor allem in der Hausse viele Fonds an der Benchmark scheitern, selbst wenn das Management richtige Entscheidungen getroffen hat. Umso ärgerlicher für den Anleger, wenn es dann auch noch daneben liegt.

Transparenz versus Blackbox

Investoren wissen bei ETFs immer, welche Werte sie im Depot halten. Bei den meisten Indizes ist die Zusammensetzung öffentlich, bei anderen wie die der MSCI-Familie lassen sich die aktuellen Werte im Index auf den Internetseiten der Emittenten nachvollziehen. Ein plus an Transparenz bieten zudem die indikativen Nettoinventarwerte, kurz INAVs. Minütlich wird veröffentlicht, was die Einzelwerte im Index zusammengenommen wert sind. Anleger können so den Preis eines ETF-Anteils mit diesem Inventarwert vergleichen.

Anders dagegen bei aktiv verwalteten Fonds. Hier veröffentlicht das Fondsmanagement in der Regel einmal im Monat einen statischen Rückblick auf das Portfolio.

Wenig Gewinn durch aktives Management in Standardwerten

In vielen Märkten gelingt es wenigen Fondsmanagern, Informationsvorteile zu erzielen und diese in eine Überrendite gegenüber der Benchmark umzuwandeln. Vor allem die Märkte der internationalen Bluechips gelten als weitestgehend effizient. Anders kann das in Nischenmärkten sein, bei kleinen Unternehmen oder in Schwellenländern. Auch gibt es in diesen Bereichen häufig keine Indizes, mit dem eine passive Anlagestrategie verfolgt werden könnte. So lassen sich spezielle Anlagethemen nur mit aktiv verwalteten Aktienkörben verfolgen.

Indexfonds im Abwärtstrend ausgeliefert

Der Vorteil der ETFs, sich gegenüber dem Markt nicht schlechter entwickeln zu können, verwandelt sich in abwärtsgerichteten Märkten in einen Nachteil. In solchen Börsenzeiten können Indexfonds keine aktiven Strategien zur Verlustbegrenzung verfolgen, wie z.B. ihren Kassenbestand zu erhöhen. Das Management von aktiven Fonds kann dagegen den Investitionsgrad senken, um Kursverluste abzumildern. Ob dies auch geschieht, ist eine andere Sache.

Indizesgewichtung verstärkt Zyklen

Bei Indizes, deren Zusammensetzung nach der Marktkapitalisierung gewichtet ist − und dies sind die meisten − steigt das Gewicht eines einzelnen Wertes, wenn dessen Kurs steigt, schließlich entspricht die Marktkapitalisierung der Anzahl ausgegebener Aktien mal Kurswert. Dadurch sind die Verwalter passiver Indexfonds gezwungen, ihre Engagements in diesen haussierenden Titeln aufzustocken, auch wenn diese bereits überbewertet sein sollten. Es gibt keine Möglichkeit antizyklisch zu investieren.

Fazit

Welche Schlussfolgerungen Anleger aus diesem Vergleich für ihr eigenes Depot ziehen, hängen von Anlagezielen und den eigenen Vorlieben ab. Manche setzen lieber auf einen Markt, andere auf das Fondsmanagement ihres Vertrauens. Es gibt aber auch Strategien, beide Ansätze zu mischen. Eine davon ist die Core-Satellite-Strategie, bei der Anleger den Hauptteil ihres Depots mit marktbreiten Indexfonds bestücken. Einen kleineren Teil investieren sie in aktiv verwaltete Nischenprodukte.