Geschichte der Frankfurter Wertpapierbörse
Xetra – der elektronische Handelsplatz der Deutschen Börse
Aktien werden in Frankfurt seit 200 Jahren gehandelt, aber erst seit etwas mehr als 20 Jahren vollelektronisch. Mit dem Start von Xetra begann eine Erfolgsgeschichte des modernen Handels mit Wertpapieren. Mit einem Marktanteil von rund 90 Prozent ist Xetra heute nicht nur die Heimatbörse deutscher Bluechips, sondern auch der führende Börsenplatz für ETFs in Europa.
Am 28. November 1997 drückte die Deutsche Börse den Startknopf von Xetra. Damit begann eine Erfolgsgeschichte des modernen Handels mit Wertpapieren. Eingeführt wurde die Technologie eines vollelektronischen Handelssystems für die Frankfurter Wertpapierbörse mit dem Ziel, Wachstum beim Handelsvolumen und der Anzahl gehandelter Wertpapiere zu ermöglichen sowie neue Märkte und Segmente zu erschließen.
Die Bezeichnung Xetra wurde dabei in zweierlei Hinsicht genutzt: zum einen für den vollelektronischen Handelsplatz „Xetra“ an der Frankfurter Wertpapierbörse und zum anderen für die Technologie, die lange Zeit hinter dem System stand. Das Kürzel „Xetra“ stand dabei ursprünglich für „eXchange Electronic TRAding“.
Wie alles begann
Den Grundstein für die Entwicklung von Xetra legte Anfang der Neunziger der Start des europäischen Binnenmarktes. Damit trat auch ein europäischer Pass für Wertpapiere in Kraft – eine pauschale Genehmigung für Banken und Wertpapierunternehmen, im EU-Raum zu handeln, Niederlassungen zu gründen und ihre Wertpapiere anzubieten. Banken konnten nun Teilnehmer einer europäischen Börse werden, ohne vor Ort an der Börse vertreten zu sein. Ein großer Schritt, denn zum einen galt bis dahin an der Frankfurter Wertpapierbörse beim Handel Präsenzpflicht und zum anderen gab es mit IBIS, dem damals eingesetzten Integrierten Börsenhandels- und Informations-System, technisch keine geeigneten Voraussetzungen, um den zu erwartenden Ansprung des Handelsvolumens zu verarbeiten.
Wichtig war auch, den Wunsch der Banken nach mehr Transparenz zu berücksichtigen. Bislang waren die Börsenmakler auf dem Frankfurter Parkett Hüter der Transparenz, was vielen Marktteilnehmern nicht ausreichte. Die Einführung des offenen Orderbuchs auf Xetra hat die Handelstransparenz entscheidend verbessert und ist bis heute einer seiner zentralen Erfolgsfaktoren.
Schutz in Extremsituationen
In der Voraussicht extremer Marktbedingungen führte die Deutsche Börse mit dem Start der elektronischen Handelsplattform auch Schutzmechanismen ein, die in solchen Marktsituationen unabhängig von menschlicher Intervention die Integrität des Handels sicherstellen. Allem voran ist hier die Volatilitätsunterbrechung zu nennen. Sie stellt sicher, dass der Börsenhandel auch in extremen Marktsituationen reibungslos funktioniert – gleichgültig ob es Kurssprünge am Gesamtmarkt oder in Einzelwerten gibt. Ziel ist es, den Handel zu entschleunigen, Marktteilnehmern Zeit zur Orientierung zu geben und zu verhindern, dass der Markt ungebremst in eine Richtung verläuft.
Intelligente Erweiterungen entwickelt
Die Technologie des vollelektronischen Handelsplatzes wurde über die Jahre immer wieder optimiert, um immer mehr Handelsaufträge schneller verarbeiten zu können. Zur optimalen Orderausführung verhilft auch die genaue Kenntnis über die Liquidität im Markt. Mit dem Xetra Liquiditätsmaß wurde 2002 eine Kennzahl für den Xetra-Handel eingeführt, die die impliziten Transaktionskosten berechnet und damit die Liquidität in einer Kennzahl misst. Je geringer das XLM, desto geringer die anfallenden Market Impact-Kosten im Handel – und desto höher die Liquidität eines Instruments. Das wirkt sich positiv auf die Handelseffizienz aus. 2019 wurde das XLM um das Intraday XLM (kurz iXLM) für ETFs erweitert. Das iXLM gibt Auskunft darüber, wie sich die Handelskosten eines ETF im Tagesverlauf entwickelt haben. Zur Berechnung wird der Handelstag von 9:00 bis 17:30 Uhr in halbstündige Intervalle unterteilt und rückwirkend für jede halbe Stunde das iXLM ermittelt. Diese Werte werden einmal im Monat in der ETF-Statistik veröffentlicht.
Migration auf T7-Technologie
Nachdem die Handelsinfrastruktur von Xetra über fast zwei Jahrzehnte mit insgesamt 16 Release-Versionen ihre Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Stabilität unter Beweis gestellt hatte, wurde es 2017 Zeit für ein radikaleres Upgrade. Das Ziel: die in Zukunft zu erwartenden technischen Herausforderungen bewältigen. Im Juli 2017 wird das IT-System, auf dem der Xetra-Handel beruht, durch die moderne T7-Technologie ersetzt. Handelsteilnehmer profitieren seitdem von weiter sinkenden Latenzzeiten und Synergien, da T7 auch an der Terminbörse Eurex zum Einsatz kommt.
Im August 2020 wurde im letzten Schritt der Parketthandels der Börse Frankfurt auf T7 umgestellt. Damit wurde die Migration erfolgreich beendet. Auf der neuen Handelsarchitektur sind rund 1,4 Millionen Titel handelbar sein.
Xetra heute
Aktuell hat der Handelsplatz Xetra einen Anteil von rund 90 Prozent am gesamten Handelsvolumen aller deutschen Börsen, auf europäischer Ebene werden 75 Prozent des Volumens aller deutschen Blue Chips hier gehandelt. Mit den über 2.700 liquide handelbaren Wertpapieren, darunter deutsche und internationale Aktien sowie Exchange Traded Products wie ETFs werden täglich rund 4,6 Milliarden Euro umgesetzt.
September 2020, © Deutsche Börse AG