Dossier Anlagezertifikate
Outperformance-Zertifikate
Outperformance-Zertifikate sind eine Mischform zwischen Anlage- und Hebelprodukten. Sie bieten die Chance, ab einem bestimmten Kursniveau überproportional an Kurssteigerungen des Basiswertes teilzuhaben. Verluste unterhalb der Schwelle wirken sich eins zu eins aus.
Outperformance-Zertifikate verstärken Gewinnchancen gemessen an der Wertentwicklung des Basiswertes. Und sie können je nach Ausstattung sicherer sein als der unmittelbare Kauf des Bezugswertes. Anleger, die den Basiswert optimistisch bewerten, haben so die Möglichkeit, von steigenden Kursen überproportional zu profitieren.
Für wen eignen sich Outperformance-Zertifikate?
Dieser Zertifikatetyp ist üblicherweise mit einem Basispreis und einer Partizipationsrate ausgestattet. Die Partizipationsrate, die je nach Laufzeit und Basiswert meist zwischen 120 und 200 Prozent liegt, wird auszahlungsrelevant, wenn der Kurs des Basiswertes über dem Basispreis notiert. Am Ende der Laufzeit profitiert der Anleger von einer Hebelwirkung und partizipiert überproportional von der Kursentwicklung des Basiswertes.
Anleger sollten darauf achten, dass beim Kauf eines solchen Produktes der Kurs des Basiswertes nicht bereits deutlich über dem festgelegten Basispreis liegt, da die Hebelwirkung hier natürlich in beide Richtungen wirkt und der Anleger damit auch an Kursverlusten überproportional partizipiert. Würde beim Kauf des Zertifikates der Basispreis und der Basiskurs identisch sein, so wäre einerseits das Kursrisiko des Produktes vergleichbar mit dem einer Direktanlage, die Ertragschancen aber andererseits um den Partizipationsfaktor höher. Im Gegenzug verzichtet der Anleger auf mögliche Dividendenzahlungen des Basiswertes.
Outperformance-Zertifikate eignen sich daher ausschließlich für Anleger, die eine stabile Hausse erwarten und Kursrückgänge für wenig wahrscheinlich halten.
Funktionsweise an einem Beispiel
Laufzeit | 1 Jahr |
Basiswert | Royal Dutch Shell |
Basispreis | 26 € |
Partizipationsrat | 150 % |
Aktueller Kurs Zertifikat | 26 € |
Aktueller Kurs der Aktie | 26 € |
Oberhalb des Basispreises von 26 Euro profitieren Anleger bei Fälligkeit zu 150 Prozent von Kurssteigerungen der Aktie. Nehmen wir an, die Aktie würde am Stichtag bei 30 Euro notieren, was einem Kursplus von gut 15 Prozent entspricht. Um den Rückzahlungsbetrag zu errechnen, müssen Anleger die Differenz zwischen dem Aktienkurs und dem Basispreis (4 Euro) mit dem Faktor 1,5 multiplizieren und den Basispreis hinzuaddieren. Anleger würden also pro Zertifikat 32 Euro erhalten und einen Ertrag von rund 23 Prozent erzielen.
Notiert die Aktie am Stichtag unter dem Basispreis, so partizipieren sie eins zu eins an den Kursverlusten der Aktie.
Diese Auszahlungsbedingung kann wie folgt dargestellt werden:
- Wenn: Kurs Basiswert > Basispreis: Rückzahlung am Ende der Laufzeit = Partizipationsrate x (Kurs Basiswert – Basispreis) + Basispreis
- Wenn: Kurs Basiswert < Basispreis: Rückzahlung am Ende der Laufzeit = Kurs Basiswert
Wie verhält sich das Produkt während der Laufzeit?
Die meisten Zertifikate enthalten Optionskomponenten. Auf anderem Wege wären die ungewöhnlichen Rückzahlungsprofile vieler Zertifikate nicht darstellbar. Der Wert von Optionen ergibt sich in erster Linie aus dem Kurs des Basiswertes. Daneben beeinflussen aber noch weitere Faktoren den Wert von Optionen, wie z.B. die implizite Volatilität, erwartete Dividendenzahlungen, Zinsen oder die Restlaufzeit. Der Wert des Zertifikates kann sich daher während der Laufzeit gelegentlich anders verhalten als vom Anleger erwartet.
Die Schwankungen durch die Preiseinflussfaktoren haben jedoch keine Auswirkungen auf das Rückzahlungsprofil des Outperformance-Zertifikates am Laufzeitende! Der Verkauf eines Outperformance-Zertifikates während der Laufzeit ist in der Regel jederzeit möglich. Sie sollten aber beim Kauf dieses Instruments grundsätzlich davon ausgehen, dass Sie das Produkt auch bis zur Fälligkeit halten werden.
Während der Laufzeit vollziehen Outperformance-Zertifikate weitestgehend die Bewegungen des Basiswertes nach, solange dieser unter dem Basispreis des Zertifikates liegt. Zeitweise kann der Wert des Papiers auch unter den Aktienkurs fallen, da der Anleger auf die Dividendenzahlungen verzichtet und in dem Fall, dass der Basispreis am Ende der Laufzeit nicht überschritten wird, keine zusätzliche Rendite erzielt.
Der Wert des Zertifikates wird hauptsächlich dann über dem Kurs des Basiswertes notieren, wenn der Basiswert oberhalb des Basispreises gehandelt wird. Dieser liegt allerdings überwiegend unter dem theoretischen Preis des Outperformance-Papiers am Laufzeitende, da bei noch verbleibender Restlaufzeit die Wahrscheinlichkeit eines Kursverlustes während der Laufzeit eingepreist wird. Die Preisdifferenz zum theoretischen Wert am Fälligkeitstag geht mit abnehmender Restlaufzeit immer weiter zurück und beträgt am Fälligkeitstag null.
Risiken
Das Risiko einer Kapitalanlage in Outperformance-Zertifikaten entspricht dem Risiko eines direkten Investments in den Basiswert, wenn der Kaufpreis des Zertifikates dem Kurs des Basiswertes entspricht. Es ist sogar deutlich höher, wenn der Kurs des Basiswertes über dem Basispreis notiert, da in diesem Fall der Investor auch an Kursrückgängen gehebelt partizipieren würde. Diese Instrumente sind also wesentlich riskanter als andere Zertifikate-Klassen. Outperformance-Zertifikate eignen sich daher für chancenorientierte Anleger, die damit rechnen, dass am Ende der Laufzeit der Kurs des Basiswertes deutlich über dem Basispreis liegt.
Jede Geldanlage in Wertpapieren ist mit Risiken behaftet. Für Outperformance-Zertifikate gelten insbesondere folgende spezielle Risiken:
- Kein Sicherheitspuffer: Outperformance-Zertifikate besitzen im Gegensatz zu vielen anderen Zertifikate-Formen keinen eingebauten Sicherungsmechanismus. Bei Kursrückgängen entspricht das Risiko des Papiers mindestens dem des zugrunde liegenden Basiswerts.
- Hebelwirkung: Outperformance-Zertifikate können aufgrund ihrer Ausgestaltung in bestimmten Konstellationen überproportional auf Kursbewegungen des Basiswertes reagieren. Durch die Hebelwirkung können in kurzer Zeit überproportionale Verluste anfallen.
- Unterschiedliche Preisbildungsfaktoren: Veränderungen der impliziten Volatilität des Basiswertes beeinflussen den Wert von Outperformance-Zertifikaten. Zusätzlich wird ihr Wert durch Veränderungen des Zinsniveaus, durch eine Änderung erwarteter Dividendenzahlungen für den Basiswert sowie durch die Abnahme der Restlaufzeit beeinflusst. Während der Laufzeit kann sich der Wert des Produktes daher zeitweise anders entwickeln als vom Anleger erwartet. Das endgültige Auszahlungsprofil von Outperformance-Zertifikaten wird regelmäßig erst am Laufzeitende erreicht.
- Begrenzte Laufzeit: Die Laufzeit eines Outperformance-Zertifikates ist befristet. Outperformance-Zertifikate können während der Laufzeit an Wert verlieren. Theoretisch ist ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich, wenn der Kurs des Basiswertes auf 0 fällt.
- Basiswerte in Fremdwährung: Notiert der Basiswert an seiner Heimatbörse in einer anderen Währung als dem Euro, trägt der Anleger mit nicht währungsgesicherten Zertifikaten zusätzlich ein Währungsrisiko, da sich der Wert des Produktes unmittelbar aus dem Kurs des Basiswerts ableitet.
- Bei nahezu allen strukturierten Produkten handelt es sich rechtlich um Schuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Bei Zahlungsschwierigkeiten oder Insolvenz des Emittenten ist das investierte Kapital nicht geschützt. Der Anleger trägt daher ein Bonitätsrisiko.
Juni 2019, © Deutsche Börse AG