Dossier ETFs und ETPs
Emittentenrisiko bei ETCs
Anders als ETFs handelt es sich bei ETCs und ETNs um Schuldverschreibungen, mit denen das Risiko eines Ausfalls des Emittenten einhergeht. Besicherungen können hier teilweise Abhilfe schaffen.
Ein Thema, das Anleger im Zusammenhang mit dem Wort „Schuldverschreibung“ besonders beschäftigt, ist die Frage, inwieweit Anlagen in Rohstoffprodukte von einem Emittentenrisiko betroffen sind, d.h. von der Gefahr, dass der Emittent des ETCs zahlungsunfähig wird und Anleger im Falle einer Insolvenz des Emittenten keinen Zugriff mehr auf ihr Investment haben.
Die meisten ETCs sind jedoch besichert. Dabei lassen sich unterschiedliche Strukturen der Hauptemittenten unterscheiden.
ETF Securities bietet an:
- Physisch hinterlegte ETCs, die ohne Kreditrisiko den Preis am Kassamarkt nachbilden.
- Swap-basierte ETCs, die zu 100 Prozent besichert sind und die Indexfamilie der DJ-AIG Indizes nachbilden.
- Swap-basierte ETCs, die durch eine mit AA bewertete dritte Partei gedeckt sind und Warentermingeschäfte nachbilden.
Source stellt bereit:
- Swap-basierte ETCs, die durch eine dritte Partei mit US-Schatzanweisungen (T-Bills) und Barmitteln besichert sind. Die ETCs sind an die S&P GSCI (TM) Indexfamilie gekoppelt.
Die Deutsche Börse Commodities emittiert:
- Physisch hinterlegtes Xetra-Gold
Physisch hinterlegte ETCs
Physisch hinterlegte ETCs von ETF Securities sind zu 100 Prozent besichert. Nach Angaben des Emittenten werden die Edelmetallbarren vom Depotverwalter, der HSBC Bank (Mitglied und Vorstand der London Bullion Market Association (LBMA)), in ihren Tresoren in London und Zürich verwahrt. „Physisch hinterlegte ETCs bergen kein Kreditrisiko, da ihre Investoren ein Wertpapier halten, das mit physischem nicht verleihbarem Metall hinterlegt ist,“ erklärt der Emittent.
Und weiter: „Das Edelmetall wird z.B. bei Gold, in zugeteilter Form als klar identifizierbare, individuell gekennzeichnete Barren im Namen des Emittenten gelagert.“ Diese Kennung kann auf www.etfsecurities.com eingesehen werden. Alle Goldbarren unterliegen der "Good Delivery"-Richtlinie des Handelsverbands LBMA, dem Standard für den internationalen Großhandel.“
Außerdem könne kein Wertpapier emittiert werden, bevor das entsprechende Gold an den Verwahrer geliefert wurde. Der Tresor des Verwahrers wird zweimal jährlich einer unabhängigen Prüfung unterzogen und ein Treuhänder für die Eigentümer der Wertpapiere genehmige alle Entnahmen beim Verwalter.
Vollständig besicherte ETCs
ETF Securities z.B. bietet auf Xetra 84 ETCs auf die Indizes der DJ-UBS Commodity-Familie an, mit Zugriff – long, short oder gehebelt – auf 23 Rohstoffe und 10 Körbe.
Diese ETCs sind zu 100 Prozent besichert. Die ETCs von ETFS Commodity Securities Ltd. werden durch entsprechende Rohstoffkontrakte gedeckt, die von der Rohstoffgegenpartei UBS gekauft werden. Alle von Commodity Securities ausgegebenen ETCs sind zu 100 Prozent mit Kreditsicherheiten gedeckt, die von BNY Mellon in einem eigenständigen Depot verwaltet und täglich angepasst werden.
Geeignete Sicherheiten seien in dem Fall Bareinlagen und Geldmarktfonds mit höchstmöglichem Rating, z.B. AAA, US Government Bonds, AAA Sovereign Bonds etwa aus Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland, oder Großbritannien, sowie Kombinationen von Anleihen mit einer Bewertung nicht unter AA- bis zu maximal 25 Prozent einer bestimmten Wertpapierkategorie.
Falls die Gegenpartei für die Rohstoffkontrakte ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt, hat ETFS Commodity Securities stellvertretend für seine Anleger alleinigen Anspruch auf die Kreditsicherheiten. Die Gegenpartei kann ausschließlich Kreditsicherheiten hinterlegen, während allein die BNY Mellon alle Auszahlungen aus dem Pfanddepot vornimmt.
Sollten Kreditsicherheiten nicht den spezifischen, ausgewählten Kriterien entsprechen, müssen unverzüglich zusätzliche annehmbare Wertpapiere hinterlegt werden. Nach Angaben des Emittenten werden die Kriterien für „annehmbare Kreditsicherheiten“ täglich überprüft.
ETCs mit Drittdeckung
Auf Xetra werden ETCs von ETF Securities durch einen Dritten gedeckt, z B. der ETFS Brent Oil und der ETFS WTI Oil. Diese ETCs sind durch entsprechende Kontrakte der Royal Dutch Shell besichert. Sie sind durch die treuhändische Verwahrung der Einlagen vor einem eventuellen Ausfall der ETF Securities geschützt. Käme es jedoch zu einem Ausfall seitens Shell, wären diese ETCs dem Kreditrisiko von Shell ausgesetzt.
Besicherung von Xetra-Gold
Xetra-Gold wird durch die Deutsche Börse Commodities herausgegeben, ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Börse mit sieben Partnerbanken.
Xetra-Gold wird jederzeit zu 100 Prozent durch Gold gedeckt. Der größte Teil, nämlich 95 Prozent des Goldes, wird in physischer Form in den Tresoren der Clearstream – dem deutschen Zentralverwahrer für Wertpapiere – eingelagert. Der restliche Teil des Goldes wird als Lieferansprüche auf Gold gegen die Umicore unterhalten.
Trotz der physischen Verwahrung sind bei Xetra-Gold im Falle einer Insolvenz der Emittenten die Ansprüche der Gläubiger aus den Schuldverschreibungen nicht besichert. Ansprüche aus den Schuldverschreibungen wären gleichrangig mit Forderungen anderer Gläubiger gegen die Emittentin und alle Gläubiger stehen in Bezug auf die Vermögenswerte der Emittentin in einem Konkurrenzverhältnis.
Somit besteht das Risiko, dass die Vermögenswerte der Emittentin nicht zur Befriedigung der Forderungen sämtlicher Gläubiger ausreichen und Xetra-Gold-Schuldverschreibungen teilweise oder vollständig ausfallen.
Allerdings beabsichtigt die Emittentin keine Geschäftstätigkeiten außer der Emission von Xetra-Gold und damit zusammenhängenden Dienstleistungen wie Verwahrung, Marketing oder Abschlussprüfungen. Das heißt, es werden keine Forderungen von anderen Gläubigern aus einer sonstigen Geschäftstätigkeit der Emittentin entstehen. Ausführlicher können Sie dies im Prospekt von Xetra-Gold (Seite 17 ff) nachlesen.
© Juni 2019, Deutsche Börse AG